Nach der zweiten Vorstellungsrunde gibt es keinen Favoriten für das Bürgermeisteramt

Henstedt-Ulzburg . Bürgermeisterwahl in Henstedt-Ulzburg – das ist ein großes Thema im Ort: Die Massen strömen, wenn sich die Kandidaten präsentieren. So auch wieder am Donnerstag. Die Sporthalle der „Lütten School“ war überfüllt; mehr als 400 Besucher saßen auf Stühlen, Turnbänken und auf dem Fußboden, standen an den Wänden. Die drei Kandidaten und der Moderator der Veranstaltung wirkten im gleißenden Turnhallenlicht verloren auf der kahlen Bühne.

Auch die zweite Vorstellungsrunde brachte nicht das von vielen erwartete „Aha-Erlebnis“: Wer nicht gerade mit der Parteibrille in die Sporthalle gekommen war, konnte erkennen, dass es wenig zu erkennen gab: Weder Doris Baum, noch Susanne Bendfeldt oder Stefan Bauer gelang es, eine klare Favoritenstellung einzunehmen. Alle blieben blass, niemand wagte es, mit provokanten Äußerungen, mit Witz oder Verve aus der Reihe zu tanzen und auf diese Weise die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich zu lenken.

Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Die Kandidaten selbst klebten auch während dieser zweiten Runde sehr stark an ihren Manuskripten, sprachen ruhig und sachlich, konnten aber nur selten begeistern. Auf fast jede Frage gab es eine Antwort, aber originelle Lösungsvorschläge waren nicht zu hören. Andererseits waren die aus dem Publikum gestellten Fragen ebenfalls nicht originell: Verkehr, schlechte Straßen und was die Kandidaten im Falle ihrer Wahl wohl dagegen unternehmen würden. Die Antworten kann sich jeder selbst ausmalen: Abwarten, was das Verkehrsstrukturgutachten aussagt.

Einzige Überraschung an diesem Abend: Susanne Bendfeldt würde gerne das Modell einer östlichen Umgehungsstraße wieder ausgraben, während Stefan Bauer gerne eine westliche Umgehung hätte. Doris Baum hielt sich in dieser Hinsicht diplomatisch zurück. Denn sie weiß offenbar mehr als ihre Mitbewerber: Wer eine Umgehungsstraßenlösung anstrebt, muss mit ganz langem Atem in Zehnjahreszeiträumen rechnen. Ob die Kandidaten im Falle ihrer Wahl die Qualität des Trinkwassers verbessern würden – Fragen dieser Qualität, verbunden mit einem langen Monolog, können jede Veranstaltung sprengen. Unsachlich auch die Frage, ob Susanne Bendfeldt als ehemaliges Mitglied noch zu den „rassistischen“ Vorstellungen der einstigen Schillpartei stehe.

Stefan Bauer bewies allerdings Mut, als er offen zugab, dass er als Polizeibeamter von Verwaltungsbuchführung nicht den Hauch einer Ahnung habe und im Falle seiner Wahl Nachhilfestunden bei der Fachdienstleiterin im Rathaus nehmen müsse. Doris Baum, Bürgermeisterkandidatin von WHU und SPD, musste sich rechtfertigen, warum sie zunächst die Grünen und später die WHU verlassen habe. Den Grünen-Austritt erklärte die ehemalige Grünen-Kreistagsabgeordnete mit dem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, den WHU-Austritt mit ihrem Posten als Leiterin des Jobcenters. Sie habe unabhängig sein wollen. Doris Baum war von 2003 bis 2008 WHU-Gemeindevertreterin. Im Falle ihrer Wahl könnte sie den Bürgermeisterjob praktisch sofort antreten. Susanne Bendfeldt würde ihren Dienst im Rathaus zum 1. Mai aufnehmen, Stefan Bauer zum 1. Juni.

Noch einmal haben die Henstedt-Ulzburger Gelegenheit, die Kandidaten direkt in Augenschein zu nehmen: Am Mittwoch, 5. März, treffen sie sich zur letzten Vorstellungsrunde. Im Bürgerhaus dürfen ab 19.30 Uhr wieder Fragen, die dann hoffentlich interessanter ausfallen als bisher, an sie gerichtet werden. Am Sonntag, 16. März, ist in Henstedt-Ulzburg Bürgermeisterwahl. Die Wahlbenachrichtigungen sind vor wenigen Tagen zugestellt worden.