Jede Jahreszeit bringt ihre Plage mit sich. Im Frühling kriegen wir Heuschnupfen, im Sommer Hitzeschläge, im Herbst sind ganz schrecklich oft Bundestagswahlen plus Orkanböen, im Winter grassieren Grippe und Weihnachtsmänner.

So war es jedenfalls früher, und darauf konnte man sich noch einstellen. Im Frühling einfach drinnen bleiben. Sich im Sommer ins Meer setzen. Im Herbst alle Plakate ignorieren und bei Wind drinnen bleiben. Im Winter so viel Glühwein trinken, bis man die Grippe nicht mehr spürt und einem sämtliche Weihnachtsmänner schnurzpiepe sind.

Nach Abzug aller Anti-Plage-Aktionen blieb immer noch genug vom Jahr übrig, um hübsch durchzuatmen und sich von der jeweiligen Saisonplage wieder zu erholen. Schließlich gab es ja auch außerhalb dieser Saisonplagen genug Meldungen, die einen sensiblen Menschen auf Trab hielten: Skandale und Skandälchen, Kriege, Naturkatastrophen – schlechthin alles, was man später im Dezember bei Jauch & Co. im Jahresrückblick sah, um dankbar festzustellen: „Das hätten wir hinter uns.“

Heutzutage fängt ein Jahr schon mit dem „Dschungelcamp“ an. Und immer, wenn man denkt: „Nun reicht’s wirklich“, wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben. Wir hatten bereits: Jede Menge prominente Steuerhinterzieher. Einen Politiker, von dem man sich wünschte, er hätte lediglich so etwas getan wie: Steuern hinterzogen. Damit verbunden: Eine Regierungskrise inklusive Ministerrücktritt. ADAC-Skandal. Den thüringischen Umweltschutzbeamten, der nebenbei Elefanten schießt. Pofalla vor der Hamlet-Frage „Bahn oder nicht Bahn“. Trainerwechsel beim HSV. Und noch jede Menge mehr, die Hälfte haben wir sowieso schon wieder vergessen. Von allen internationalen Geschehnissen (Ukraine/Maidan, Olympia/Sotschi, Schweiz/Volksabstimmung…), die einem täglich um die Ohren fliegen, ganz zu schweigen. Sowie von den Dauerbrennern, die jahresübergreifend nerven (Tebartz-van Elst, NSA, Wulff-Prozess…). Leute, geht’s noch? Das Jahr ist keine zwei Monate alt! Wir hatten 2014 noch nicht mal Rosenmontag – aber überall drehen die Jecken am Rad. Macht nur so weiter. Dann kommt der Jauch mit seinem Rückblick alle Vierteljahr.

Und das wollt ihr doch auch nicht.