Negativtrend gestoppt – 10.000 stationäre und 25.000 ambulante Patienten werden in Henstedt-Ulzburg pro Jahr behandelt

Henstedt-Ulzburg. Fest steht: Die Paracelsus-Klinik bekommt zwischen Klinik- und Verwaltungstrakt ein Parkdeck. Außerdem wird die Intensivstation um fünf Betten erweitert. Deshalb wird angebaut. Das sind Baumaßnahmen, mit denen wahrscheinlich in diesem Jahr begonnen wird. Immer noch nicht klar ist, ob die Klinik irgendwann von der Schleswig-Holstein-Straße aus erreichbar sein wird. Auf eine Entscheidung der Landesregierung warten die Klinikleitung und die Gemeinde immer noch.

Vor 40 Jahren wurde das Krankenhaus an der Wilstedter Straße in Henstedt-Ulzburg eröffnet. Zunächst war es die Nordlandklinik, die 1977 von der Osnabrücker Paracelsus-Gruppe übernommen wurde. Der runde Geburtstag wird im Juni mit einem Tag der offenen Tür gefeiert, aber schon jetzt zieht Verwaltungsdirektor Matthias Stulpe-Diederichs Bilanz – und die fällt positiv aus. Denn nach einer längeren Leidensstrecke wird der Patient langsam wieder gesund. „Wir haben den Turnaround geschafft“, sagt der Geschäftsführer der Klinik, der nach den mageren Jahren 2009 bis 2011 mit einem betriebswirtschaftlichem Tiefpunkt endlich wieder Licht am Horizont sieht: 2013 sei die rote Null erreicht worden, in diesem Jahr werde die schwarze Null geschafft. Nach anderthalb Jahrzehnten Negativtrend ist das noch keine glasklare Erfolgsmeldung, aber der Aufwärtstrend ist deutlich. Das ist ganz im Sinne der Konzernleitung, die das Henstedt-Ulzburger Haus nach den Irrungen und Wirrungen der vergangenen Jahre besonders im Fokus hat: Die Klinik muss sich selbst tragen, lautet die Vorgabe aus Osnabrück. Stulpe-Diederichs gibt sich selbstbewusst. „Das werden wir erfüllen.“

Vor zwei Jahren sah alles noch ganz anders aus. Zu Beginn des Jahres 2012 hatte die Geschäftsführung mit der Ankündigung überrascht, die offenbar unrentabel gewordene Klinik in Henstedt-Ulzburg zu verkaufen. Knapp neun Monate nach Abschluss des 28 Millionen Euro teuren Umbaus, zu dem das Land Schleswig-Holstein 17 Millionen Euro beigesteuert hatte, war das Haus praktisch auf dem Markt. Interessenten gab es offenbar genug. Bis zu zehn Gebote, so hieß es damals, seien abgegeben worden. Mit zwei Interessenten sei ernsthaft verhandelt worden, doch keiner der Bieter erhielt den Zuschlag: Die Konzernleitung entschloss sich, die Klinik weiter zu betreiben – trotz eines jährlichen Defizits von 7,5 Millionen Euro. Verwaltungsdirektor Matthias Stulpe-Diedrichs übernahm ein schick hergerichtetes Krankenhaus, bei dem vieles stimmte, nur die Zahlen nicht.

Hauptgrund für das finanzielle Debakel war der mit großem Aufwand betriebene Umbau der Klinik. Denn während der Bauphase musste der Klinikbetrieb auf Sparflamme betrieben werden. Bis 2010 waren die stationären Leistungen um 40 Prozent zurückgegangen. Inzwischen hat die Paracelsus-Klinik einen neuen Stellenwert im nördlichen Hamburger Umland. Als Geburtsklinik ist sie beliebter denn je. Aber auch sonst ist es gelungen, den Vorsprung anderer Kliniken mindestens einzuholen, zum Teil zu überholen. Das medizinische Spektrum wurde modifiziert, anerkannte Fachleute an die Klinik gebunden – vor allem die chirurgischen Bereiche tragen zum aktuellen Erfolgstrend und zu einem erweiterten Einzugsbereich bei. Für Geburten und orthopädische Behandlungen oder Eingriffe kommen die Patienten oft von weit her angereist. Darunter sind gelegentlich auch prominente Patienten, die es schätzen, dass ihre Privatsphäre in der Klinik absolut geschützt ist.

Matthias Stulpe-Diedrichs ist stolz auf das Erreichte: „Ich bin hier angetreten, um Arbeitsplätze zu erhalten; das ist gelungen. Außerdem wurden die finanziellen Verluste in den vergangenen drei Jahren um ein Drittel abgebaut.“ 10.000 stationäre und 25.000 ambulante Patienten werden pro Jahr in der Paracelsus-Klinik behandelt. Um das Niveau weiter zu steigern, will sich die Klinik in den nächsten Jahren in bestimmten Bereichen noch mehr profilieren und spezialisieren. So gibt es nach Ansicht des Verwaltungsdirektors vor allem auf dem Gebiet der Inneren Medizin einige Bereiche, die noch nicht den angestrebten Möglichkeiten entsprechen. Dazu zählt er unter anderem die Beatmungsmedizin, die wegen der vielen Pflegeheime in der Umgebung wichtig erscheint. Für Schlaganfall- oder Herzinfarkt-Patienten wird die Paracelsus-Klinik jedoch auch weiterhin nicht die erste Adresse sein. „In dieser Hinsicht ist die Region nicht unterversorgt; was wir hier machen, wollen wir auch richtig machen – und es muss auch ökonomisch tragfähig sein.“ Wer mit Verdacht auf Schlaganfall oder Herzinfarkt in die Klinik komme, werde in jedem Falle untersucht und anschließend je nach schwere des Falles weitergeleitet.

Auch im Bereich des Pflegepersonals kann der Verwaltungschef Positives vermelden: „Wir konnten 2013 unseren eigenen Nachwuchs an Bord holen und sieben frisch ausgelernte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger übernehmen.“ Erstmals seit vielen Jahren seien somit Auszubildende aus dem eigenen Haus eingestellt worden. Auch in diesem Jahr sollen nach seinen Angaben wieder Auszubildende aus dem Bereich der Krankenpflege nach abgelegter Prüfung übernommen werden.

Als einen Eckpfeiler des Erfolgs wertet Matthias Stulpe-Diederichs auch die neu ausgerichtete Öffentlichkeitsarbeit, die vor allem durch eine große Anzahl von Gesundheitsforen auffällt. Regelmäßig referieren Klinikärzte über gesundheitliche Themen – und erreichen damit ein großes Publikum. Durchschnittlich melden sich 60 bis 80 Interessierte an. Da der Konferenzraum im Erdgeschoss des Gebäudes für einen derartigen Andrang eigentlich nicht ausgelegt ist, weicht Organisator Andreas Reins gelegentlich in größere Veranstaltungsräume in Norderstedt, Kaltenkirchen oder Quickborn aus.