Das sagt Pannenhelfer Daniel Schwark nach dem ADAC-Skandal. 200 bis 300 Mitglieder kündigen pro Tag im Norden

Norderstedt. Der Skandal um den ADAC geht so gut wie spurlos an ihm vorbei. Für Daniel Schwark verläuft der Alltag wie vor der Zeit, als die ADAC-Oberen in München mit Manipulationen des Automobilpreises „Gelber Engel“ und anderen Verfehlungen den traditionsreichen Automobilclub in Verruf brachten. „Ich werde nicht beschimpft oder muss mir anhören, dass die Leute austreten wollen. Im Gegenteil: Die Menschen freuen sich, wenn ich komme“, sagt der Pannenhelfer, der täglich um 7 Uhr in Norderstedt in sein gelbes Einsatzfahrzeug steigt und zur Tour startet.

Zehn bis zwölf Einsätze erledigt der 26-Jährige im Durchschnitt während einer Schicht; bei Frost auch mehr – vor allem Starthilfe ist dann gefragt. „Natürlich spricht der eine oder andere die Vorfälle an. Die Autofahrer äußern sich aber eher nicht zu den Vorgängen, für die die Spitze des ADAC verantwortlich war. Meine Kunden wollen wissen, ob es die Pannenhelfer auch künftig noch geben wird, und ob sie so verlässlich wie bisher kommen, wenn der Motor streikt“, sagt Daniel Schwark.

Fast alle der knapp 19 Millionen Mitglieder bundesweit seien in den Automobilclub eben wegen der Pannenhilfe eingetreten. Ihnen sei es wichtig, ein Gefühl der Sicherheit zu haben und zu wissen, dass sie jederzeit Hilfe von den ADAC-Mitgliedern bekommen.

Viele Mitglieder unterscheiden zwischen der Basis und dem Präsidium

Möglicherweise, so vermutet der Norderstedter Pannenhelfer, sei die Luft inzwischen auch etwas raus aus dem Thema. Die Vorfälle würden von aktuellen Nachrichten wie dem Fall Edathy und den Olympischen Spielen in Sotschi verdrängt.

Die Kunden hätten ein feines Gespür und wüssten sehr genau zu unterscheiden zwischen den Mitarbeitern „an der Basis“ und dem Präsidium in München, das für die Negativ-Schlagzeilen gesorgt hatte. „Viele stärken uns den Rücken und sagen: Macht weiter so“, sagt der Norderstedter Pannenhelfer. Auch Vereinsaustritte seien kein Thema, wenn er unter der geöffneten Motorhaube nach der Ursache für die Startverweigerung sucht.

Für die Verwaltung des ADAC in Schleswig-Holstein sind Austritte allerdings durchaus ein Thema. 200 bis 300 Kündigungen müssten die Mitarbeiter pro Tag bearbeiten, sagt Ulf Evert, Sprecher des ADAC Schleswig-Holstein. Dennoch könne der Autofahrer-Verband im Norden zum Jahresbeginn eine gute Nachricht verkünden: Die Zahl der Eintritte überwiege. „Wir haben abzüglich der ausgetretenen Mitglieder den Januar mit einem Plus von 1400 Mitgliedern abgeschlossen“, sagt Evert. Und der Trend halte an, was den Club-Sprecher nicht erstaunt. Die Menschen wüssten die vielfältigen Leistungen und Angebote des ADAC zu schätzen. Und: Nicht nur die Besitzer älterer Autos seien auf Starthilfe angewiesen. Auch bei Neufahrzeugen verweigere die Batterie ihren Dienst, da Neufahrzeuge mit mehr Elektronik ausgestattet seien. Insgesamt hat der Automobilclub im Norden 567.000 Mitglieder und zählt damit zu den kleineren Landesverbänden in Deutschland.

Auch der ADAC-Sprecher hat festgestellt, dass die Menschen differenzieren, sie trennen zwischen denjenigen, die für den Skandal verantwortlich zeichneten, und den Mitarbeitern, mit denen sie direkt in Kontakt treten. Dazu zählen neben den Pannenhelfern auch die Beschäftigten in den ADAC-Geschäftsstellen.

Die Mitglieder wollen eine Reise buchen oder eine Versicherung abschließen

Fünf Reise- und Service-Center betreibt der Automobilclub im Norden, eins davon in Norderstedt. „Natürlich werden die Mitarbeiter auf die Vorgänge auch mal angesprochen. Doch im Vordergrund stehen immer die Leistungen und Angebote. Die Mitglieder kommen ja in die Center, weil sie etwas wollen – eine Reise buchen, ein Tourpaket buchen oder eine Versicherung abschließen“, sagt Evert. Beliebt sei auch das Fahrsicherheitstraining.

Kein Verständnis hat der Club-Sprecher für das Verhalten von drei Grundschulen im Norden. Sie hätten gebuchte Verkehrssicherheitskurse für Erstklässler ohne Begründung abgesagt. „Da treffen Frust, Ärger und Misstrauen doch die Falschen“, sagt Ulf Evert. Die Kurse, in denen die Kinder auf das richtige und sichere Verhalten im Verkehr vorbereitet werden, kosteten weder die Schulen noch die Eltern Geld.