Unterschriftensammlungen und Volksbegehren sind so eine Sache. Manchmal kommen dabei Ergebnisse heraus, angesichts derer es viele dann doch peinlich finden, sich so entschieden zu haben.

Ich meine damit nicht die wackeren Bürger des schönen Schweizer Kantons Appenzell Innerrhoden. Wer seiner Heimat einen solchen Namen gibt, weiß, was er will. Und lebt ohnehin damit, dass alle anderen ihn etwas sonderbar finden. Diese anderen bitte ich um einen Moment ihrer Aufmerksamkeit.

Durch Unterschriftensammlungen und Volksbegehren lässt sich vieles erreichen. Die Frage ist, ob das auch immer so gut ist. Vor allem gegenüber Unterschriftensammlungen hege ich diesbezüglich arge Zweifel. Denn Menschen, die – quasi im Vorübergehen – zur unvermittelten Stellungnahme genötigt werden, neigen zur voreiligen, unreflektierten Meinungsäußerung. Beweis gefällig? Rufen Sie mal in einen belebten Saal: „Jemand noch einen Schnaps?“ Die Mehrheit wird sofort den Finger heben, obwohl jener Mehrheit durchaus bewusst ist, dass Schnaps nicht besonders gesund ist. Riefen Sie: „Jemand einen Schnaps, trotz Risiken und Nebenwirkungen?“, wären schon deutlich weniger Leute dabei. Und auf die heitere Ansage „Schnaps mit Schrumpflebergefahr gefällig?“ würde kaum noch jemand reagieren.

Die richtige Überschrift bedeutet mehr als die halbe Miete

Die richtige Überschrift bedeutet also für eine Unterschriftensammlung mehr als die halbe Miete. Zum Beispiel unterschreiben unter dem Label „Retten Sie das Haus der sozialen Dienste“ auch in Bad Bramstedt wesentlich mehr Leute, als stünde ein Slogan wie „Retten Sie einen Altbau, dessen Sanierung einen ziemlichen Batzen kostet“ zur Disposition. Schwamm drüber. Retten Sie eine Familie. Nämlich die armenische Familie Hakopjan aus Nahe. Mutter, Vater und drei in Deutschland geborene Kinder, die trotz bestens vollzogener Integration zum Entsetzen ihrer deutschen Freunde und Nachbarn abgeschoben werden sollen. Diese Menschen brauchen Ihre Stimme. Auf dem Onlineportal openpetition.de finden Sie die Unterschriftensammlung; einen weiteren Bericht zu diesem unglaublichen Fall aus der Nachbarschaft können Sie auf der Seite 2 lesen.

Und dann zeigen wir Innerrhoden mal, wie man außerhalb denkt.