Der neue Vorstand des Tierschutzvereins kämpft um den Verbleib im Tierheim Henstedt-Ulzburg

Henstedt-Ulzburg. Nach den skandalumwitterten Wochen im vergangenen Jahr ist es ruhig geworden um das Tierheim Henstedt-Ulzburg. Der Verein Tierschutz Westerwohld hat mit einem neuen Vorstand einen neuen Anfang gewagt. Dennoch: Die Kündigung hat nach wie vor Gültigkeit, der Zweckverband sucht einen Betreiber für das Tierheim. Wie geht der Vorstand mit dieser Situation um? Das Hamburger Abendblatt befragte dazu die neue Vereinsvorsitzende Gaby Klönhammer, 44, SAP-Beraterin bei einem großen Verlag aus Quickborn, und ihren Stellvertreter Sven Kämmerer, 29, Fluggerätemechaniker aus Hasenmoor.

Hamburger Abendblatt:

Wie läuft die Arbeit im Tierheim?

Gaby Klönhammer:

Stefanie Reimer-Diesbrock leitet das Tierheim. Im Dezember vergangenen Jahres hat sie die Aufgabe zunächst vollständig ohne Bezahlung übernommen, seit dem 1. Januar bekommt sie dafür auch Geld. Sie ist sehr engagiert und motiviert, wie alle anderen Mitarbeiter auch. Seit 1. Februar ist sie in Doppelfunktion tätig, weil sie auch wieder als Tierärztin für uns arbeitet.

Bekommt sie dafür auch ein doppeltes Gehalt?

Klönhammer:

Nein. Wir achten schon sehr auf die Kosten. Sie arbeitet je 20 Stunden in der Woche für das Tierheim und als Tierärztin.

Wie sieht die finanzielle Situation des Vereins aus?

Klönhammer:

Es war nicht so, dass die Konten leer waren, als wir das Tierheim übernommen haben, aber es gab viele unbezahlte Rechnungen. Wir haben eine Liquiditätsplanung gemacht und verschiedene Maßnahmen ergriffen, um Geld zu sparen. So wollen haben wir zum Beispiel das zweite Auto verkaufen. Es wurde in der Vergangenheit gut gelebt – eine Erbschaft, die dem Verein zugefallen ist, wurde zum Beispiel für die allgemeinen Ausgaben verbraucht. Eigentlich hätte aber die Mitgliederversammlung entscheiden müssen, was mit der Erbschaft geschieht.

Sven Kämmerer:

Nur im Notfall kann Geld aus Erbschaften für das laufende Geschäft verwendet werden.

Klönhammer:

Wir haben viel Zuspruch von unseren Mitgliedern und ehrenamtlichen Unterstützern bekommen. Zum Beispiel auch Sachspenden und Arbeitsleistungen. Dafür sind wir sehr dankbar, das hilft sehr.

Sie müssen ja mit den hiesigen Behörden zusammenarbeiten. Gab es da anfangs Vorbehalte dem neuen Vorstand gegenüber?

Klönhammer:

Nein, alle waren sehr offen uns gegenüber. Die ersten Treffen verliefen sehr kooperativ.

Haben Sie schon mit Hanno Krause gesprochen, dem Vorsitzenden des Zweckverbandes?

Klönhammer:

Ja, es gab zwei Gespräche.

Hat Herr Krause das Tierheim schon mal besucht, seitdem Sie im Vorstand sind?

Kämmerer:

Nein, bisher hat Herr Krause uns noch nicht besucht.

Der neue Vorstand ist in die Kritik geraten, weil gleich zu Beginn zwei Mitarbeiterinnen gekündigt wurde.

Klönhammer:

Es ist klar, dass durch diese Kündigungen zunächst ein schlechter Eindruck entstanden ist. Wir haben tatsächlich zwei Mitarbeiterinnen entlassen, weil sie sich im Internet kritisch gegenüber dem neuen Vorstand geäußert hatten. Das Vertrauensverhältnis war also hinüber, bevor es aufgebaut werden konnte. Wir mussten schnell handeln, weil aus dieser Quelle Interna weitergegeben wurden. Beide waren uneinsichtig. Es schien uns der einzig richtige Weg zu sein, um Ruhe in das Tierheim zu bringen.

Kämmerer:

Es ist uns schnell klar geworden, dass es immer Kritik gibt. Egal, was wir machen. Aber wir gehen nach bestem Wissen und Gewissen vor.

Klönhammer:

Wir möchten nicht, dass die Schlammschlacht weitergeht.

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeitet sind derzeit im Tierheim tätig?

Klönhammer:

Fünf, inklusive Frau Reimer-Diesbrock. Dazu kommen zwei Auszubildende.

Wie geht es jetzt weiter mit dem Verein und dem Tierheim?

Klönhammer:

Am 19. März geht es vor dem Norderstedter Amtsgericht in einer Güteverhandlung um die immer noch bestehende fristlose Räumungsklage. Wir streben eine Einigung an und wollen das Tierheim bis zum 30. Juni betreiben.

Und dann?

Klönhammer:

Wir wollen weitermachen. Noch ist die Tätigkeit als Betreiber des Tierheims und als Dienstleister in Sachen Fund- und Abgabetiere nicht ausgeschrieben worden, aber sicher ist: Wir werden uns bewerben. Mit viel frischem Wind und Einsatz.

Haben Sie eine Vorstellung, wie die Konkurrenz aussehen könnte?

Kämmerer:

Nein, wir wissen nicht, wer sich bewerben wird. Aber wird sind gut aufgestellt: Es gibt sehr viel ehrenamtliche Mithilfe. Viele kommen und bieten ihre Mitarbeit an, darunter auch viele, die zuletzt nicht mehr da waren.

Sie haben beide Vollzeitjobs, warum tun Sie sich diese anstrengende ehrenamtliche Arbeit eigentlich an?

Klönhammer:

Es ist tatsächlich viel Arbeit, aber sie macht auch Spaß. Es ist uns persönlich sehr wichtig, dass der Verein gut dasteht. Dazu benötigen wir natürlich Impulse und Unterstützung von den Mitarbeitern.

Warum ist es in der Vergangenheit im Tierschutzverein eigentlich immer schief gelaufen? Verstehen sich die Tierschützer untereinander nicht?

Es gibt natürlich immer Leute, die meinen, es besser zu wissen. Das liegt aber nicht speziell am Tierschutz, es ist sicher in den meisten Vereinen so.

Der alte Vorstand hatte etliche Mitglieder aus dem Verein ausgeschlossen. Was passiert mit ihnen?

Klönhammer:

Es waren genau 54 Mitglieder – und die sind inzwischen alle wieder aufgenommen worden.

Hat es weitere Veränderungen im Tierheim gegeben?

Klönhammer:

Ja, wir haben uns an anderen Tierheimen orientiert und die Öffnungszeiten angepasst. Von dienstags bis freitags ist das Tierheim jetzt von 15.30 bis 17 Uhr geöffnet, sonnabends und sonntags von 11.30 bis 14 Uhr. Dazu gibt es längere Telefonsprechzeiten und die Möglichkeit der Terminvereinbarung.

Wie viele Tiere leben zurzeit im Tierheim Henstedt-Ulzburg?

Kämmerer:

Insgesamt 44 Tiere, darunter sechs Hunde.