Schüler der Olzeborchschule bekamen „Baby“ mit nach Hause und mussten es versorgen

Henstedt-Ulzburg. Das Autofahren wird einem in der Fahrschule beigebracht. Einen Hundeführerschein erwerben Interessenten in der Hundeschule. Aber einen Elternführerschein? Einige Schüler der Olzeborchschule haben Nachhilfeunterricht bekommen. Zumindest können sie jetzt ungefähr einschätzen, was auf sie zukommt, wenn sie eines Tages Eltern werden. Der Jugendstiftung der Gemeinde Henstedt-Ulzburg war das Projekt „Elternführerschein“ so viel Wert, dass der Stiftungsrat beschlossen hat, es mit 500 Euro zu fördern.

Zwei neunte Klassen der Olzeborchschule durften sich als „Eltern auf Probe“ ausprobieren. Zunächst gab es Informationen: Verhütung, Schwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch, Geburt, Babypflege und Erziehung. Aber dann wurde es interessanter für die 14 bis 16 Jahre alten Schüler. Denn der Hauptteil des Projektes besteht aus praktischen Übungen: Die Jugendlichen bekamen einen Babysimulator (Babypuppe) als Alleinerziehende oder als Paar mit nach Hause. Zweieinhalb Tage und zwei Nächte musste die Babypuppe betreut werden. Die Eltern der Teilnehmer wurden über das Projekt vorher ausreichend informiert und mussten ihre schriftliche Einverständniserklärung abgeben.

Die Mädchen und Jungen konnten bei den Babypuppen zwischen den Einstellungen leicht, mittel und schwer wählen. Mittel und schwer – das trauten sich die meisten zu. Ein Armband mit Chip machte sie als Mutter oder Vater kenntlich: Darauf reagierte der Babysimulator. Milchflaschen und Windeln waren ebenfalls mit einem Sensor versehen. Die Namen für „ihre Babys“ durften die Jugendlichen selbst aussuchen, viele sprachen von einer Bindung, die sie in dieser Zeit aufgebaut hatten und sich nur schwer von der Puppe trennen konnten – Übermüdung inklusive, weil die Schlafphasen in den Nächten extrem kurz waren.

Stiftungsratsvorsitzende Moiken Silberbauer besuchte die Klasse der Olzeborchschule und war begeistert von dem gelungenen Experiment: „Schön war zu sehen, dass sich auch die teilnehmenden Jungen ihrer Verantwortung als Leihväter sehr bewusst geworden sind.“