Überzeugender Auftritt des Jazz-Trompeters im Kulturwerk

Norderstedt. Sekundenlang kann er seine Stimme hoch sirren lassen, modelliert den Ton mit der Kehle, lässt die Kopfstimme schwirren. Jeff Cascaro singt, seit er denken kann, spielt Trompete, liebt den Jazz. Die Black Music. Den schwarzen Soul. Er liebt Ray Charles, Wilson Pickett und Marvin Gaye und sieht sich in der Tradition dieser großen Sänger. Jetzt überzeugte er mit seiner Band in der Reihe JazzWerk im Norderstedter Kulturwerk mit seiner Stimme, seinem Soul-Gefühl, seinem Trompetenspiel. Und seinem Hang zur Komik.

„Meine Oma hat mal eine Platte von Ray Charles gekauft, das war ein Glücksgriff für mich. Sie scheint mir mehr auf die Sonnenbrille abgefahren zu sein und hat jemand anderen gemeint. Ihr wisst, an wen ich denke“, erzählt der Ruhrpottler und singt den Blues ganz langsam. „Ich war noch nie in Memphis. Der Stadt von Aretha Franklin, Elvis und Tina Turner muss man aber Tribut zollen“, sagte Cascaro und stimmt „Beale Sweet“ an. Er zerkaut die Konsonanten, zersetzt die Vokale, zelebriert Liebes-Geschichten.

Die meisten Titel für sein Album „The Other Man“ sind mit seiner Band entstanden, Bruno Müller an der Gitarre, Ulf Kleiner am Klavier, Christian von Kaphengst am Bass und Flo Dauner am Schlagzeug. „Das sind noch echte Musikanten, da ist nichts mit dem Computer gemacht“, sagt Cascaro.

Sie begeistern mit Soli, allen voran Gitarrist Bruno Müller im Duo mit Cascaro. Gitarrist und Sänger steigern sich in einem sich immer schneller drehenden Dialog, der Sänger an der Luftgitarre, während der Gitarrist sein Instrument singen lässt. Auch Schlagzeuger Dauner legt alles, was er kann und hat, in Becken, Teller und Trommeln.

„Diese vier Wahnsinnigen sind Menschen, die können tatsächlich noch richtig spielen“, sagt Cascaro. Der 45-Jährige plaudert über seine Kinder, die er kaum sieht, denen er aber bei jedem Konzert einen Titel widmet. Er singt, wie seine Frau nach der Trennung einen anderen küsst, verrät, dass Bassist Christian von Kaphengst von Freunden Lord Extra genannt wird. Nach der Zugabe „I Feel Fine“ rät der Professor für Jazz-Gesang seinem Publikum: „Geht nach Hause, liebt euch und macht keinen Scheiß.“