Achim Ditzen liest aus dem Roman „Jeder stirbt für sich allein“ in der Buchhandlung am Rathaus

Norderstedt. Wer wissen will, wie es so weit kommen konnte mit den Deutschen und Hitler, wer Einblicke in die deutsche Gesellschaft unter dem Regime der Nationalsozialisten sucht und lernen will, was es bedeutete, Widerstand zu leisten, der kommt an Hans Falladas „Jeder stirbt für sich allein“ nicht vorbei. 1946 hat ihn der Autor in nur ein paar Wochen aufgeschrieben, drei Monate später starb Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen – so sein bürgerlicher Name – an Herzversagen.

1947 kam der Roman, basierend auf einer wahren Geschichte, auf den Markt. Aber nur in der DDR – und zensiert. Als der Aufbau-Verlag ihn 2009 ungekürzt in den USA und Großbritannien herausbrachte, sorgte er für eine literarische Sensation. In Israel wurde er über 100.000-mal verkauft. Für Primo Levi, den italienischen Autor, der Auschwitz überlebte, ist der Roman „das beste Buch, das je über den deutschen Widerstand geschrieben wurde“.

Der Norderstedter Verein Chaverim – Freundschaft mit Israel und die Buchhandlung am Rathaus (Rathausallee 42) widmen dem Roman einen Lesungs-Abend am Donnerstag, 13. Februar, von 19.30 Uhr an in der Buchhandlung. Falladas Zeilen werden nicht von irgendjemand gelesen, sondern vom jüngsten Sohn Falladas, dem Diplom-Ingenieur und Vorstand der Hans-Fallada-Gesellschaft, Achim Ditzen. Der war sechs Jahre alt, als sein Vater starb und drei Jahre, als Fallada das Haus der Familie im mecklenburgischen Carwitz verließ. Viel gelebte Erinnerung an seinen Vater hat er also nicht. „Ich weiß noch, dass wir ihn 1946 in Berlin besuchten, erinnere mich an die abenteuerliche Fahrt im vollen Zug und daran, dass er mir eine Birne schenkte“, sagte Ditzen mal in einem Interview.

Achim Ditzen stieg nicht als Autor in die übermächtig großen Fußstapfen des Vaters, er schreibt aber dennoch – wenn auch nur, wie er sagt, für den „Salatgarten“, die Vereinszeitschrift der Fallada-Gesellschaft. Erst nachdem er sich freigeschwommen hatte, habe er eine Beziehung zum Erbe seines Vaters aufbauen können. „Das begann in den 70er-Jahren, als in Carwitz im Elternhaus ein Gedenkzimmer eingerichtet wurde. Eine systematische Beschäftigung mit ihm und seinem Erbe fand nie statt. Später habe ich voller Interesse die Biografien gelesen und festgestellt, dass die Leute viel mehr wussten, als ich auch nur ansatzweise.“ Ditzen hält heute „Wolf unter Wölfen“ für den besten Roman seines Vaters.

Karten zu acht Euro gibt es in der Buchhandlung am Rathaus, Telefon 040/5227276, oder unter buch-norderstedt@wtnet.de per E-Mail.