Die Kulturkate am Beckersberg feiert am Sonnabend den 20. Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür

Henstedt-Ulzburg. Der hölzerner Kronleuchter konnte gerettet werden – und das Klavier ebenso. Aber sonst blieb nicht viel übrig von der Reumannkate in der Silvesternacht 1992. Ein Feuerwerkskörper setzte das Reetdach in Brand. Was die Flammen nicht fraßen, das vernichtete das Löschwasser. Die im 17. Jahrhundert gebaute Kate war nicht mehr zu retten. Mit ihr verlor Henstedt-Ulzburg den Ort eines reichen Kunst- und Kulturlebens in der Gemeinde, das das Ehepaar Hartleben initiierte. Auch der Verein Forum Henstedt-Ulzburg nutzte die Reumannkate seit August 1982 für Kammerkonzerte, Lesungen und Vorträge.

Das Forum wich vorübergehend ins Haus von Bauer Helmut Ahrens und ins Wiking-Hotel aus. Doch Dauerlösungen waren beide Orte nicht. Auch das Bürerhaus bot keine Alternative, da Bühne und Saal für viele kleine Veranstaltungen zu groß sind.

Manke schenkt Henstedt-Ulzburg eine Kulturkate

Die überraschende Lösung packte dann überracshenderweise ein Ulzburger Familien-Unternehmen, das sein 50-jähriges Bestehen feierte, auf den Tisch: „Manke schenkt Henstedt-Ulzburg eine Kulturkate“ titelte das Hamburger Abendblatt am 20. Januar 1993. Das Immobilien-Unternehmen und die Familie Manke bauten der Gemeinde Henstedt-Ulzburg direkt am Beckersbergsee ein Haus für kulturelle Veranstaltungen und als Treffpunkt für Kulturvereine, deckten es klassisch norddeutsch mit Reet und ließen so ein gediegenes Ambiente für die Kultur im Ort entstehen.

„Wir haben schon lange überlegt, was wir der Gemeinde, in der wir seit mehr als 20 Jahren gute Geschäfte machen, Gutes tun könnten, und wollen auch keine Gegenleistung“, sagte Volker Manke vor 20 Jahren. Am 22. Juli 1993 war Grundsteinlegung für das neue Haus, am 8. September Richtfest, und am 6. Februar 1994 wurde die neue Kulturkate feierlich eingeweiht. Gleichzeitig gründete die Familie Manke die Gertraud-und-Heinz-Manke-Stiftung.

Die Weekend-Harmonists standen als erstes Ensemble auf dem Podium

Jetzt wird die Kulturkate 20 Jahre alt. Diesen Geburtstag feiern der Kulturverein Forum, der Verein Bürger-Aktiv und der Seniorenbeirat am Sonnabend, 8. Februar, von 14 Uhr an mit einem Tag der offenen Tür in der Kulturkate. „Der 20.Geburtstag ist für uns ein Grund zur Dankbarkeit, weil wir dieses schöne Haus mit Klönstuv, Terrasse, Kaminzimmer, Küche und weiteren Räumen nutzen und mit Leben erfüllen dürfen“, sagen die Vereine.

„Der ersten Sprachlosigkeit folgte bald riesengroße Freude“, erinnert sich Uwe Janssen, Vorsitzender des Forums, an die Bekanntgabe der Schenkung des Hauses. Forums-Vorstand und -Mitglieder legten gleich am 18. Februar 1994 einen furiosen Start hin. Auf dem Podium der Kate stand das A-cappella-Ensemble Weekend-Harmonists und sang Hits der 20er- bis 50er-Jahre. Rasch folgten Kammerkonzerte, Lesungen und Ausstellungen. Für die niederdeutsche Sprache richteten die Vereine ebenso Podien ein wie für hochdeutsche Literatur, für Musik und Kunst, Spiel und Spaß, Jugend und Alter. Das Publikum besuchte die Veranstaltungen gern, und die Kulturkate am See wurde zum neuen Treffpunkt im Dorf.

Zu den ersten Künstlern der Kulturkate gehörte auch Arno Surminski, der im September 1994 in einer Ausstellung mit Fotografien aus Masuren aus seinen Büchern las, die von Ostpreußen erzählen. Als die Gertraud-und-Heinz-Manke-Stiftung 1998 erstmals den von ihr initiierten Kulturpreis vergab, wurde die Preisverleihung ebenfalls in der Kulturkate gefeiert. Erster Preisträger war der naturalistische Bildhauer Hans-H. Kempcke.

Mehr als 300 Veranstaltungen hat das Forum bis heute in die Kulturkate gebracht. Auch in Henstedt-Ulzburg lebende Künstler wie die Pianistin Edda Blufarb und der legendäre Vibrafonist Wolfgang Schlüter mit seinem Teewagen sind immer wieder zu Gast in der Kate. Schlüter brachte vor Jahren auch seinen Freund Michael Naura mit. Der literarische Kabarettist Robert Kreis fühlt sich in der Kate ebenso zu Haus wie der Nachwuchs, beispielsweise Preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ wie die Sängerin Berit Koch oder der Gitarrist John-Robin Bold.

Leicht aber ist die Arbeit der Vereine, die in der Kulturkate wirken, nicht immer. „Es fehlt die Einsicht, mit dem in unserer Gemeinde vorhandenen Potenzial zu glänzen“, sagt Janssen, der auch für ein Museum eintritt und für den Erhalt historischer Kultur der Ursprungsgemeinden Henstedt-Ulzburgs – eine neue Herausforderung für die Gemeinde.