Verein „Henstedt-Ulzburg Bewegt“ will für mehr Sicherheit im Umfeld der Diskothek Joy sorgen

Henstedt-Ulzburg. Nach der brutalen Attacke im Umfeld der Diskothek Joy vor knapp drei Wochen reagieren jetzt die Bürger Henstedt-Ulzburgs: Der Verein „Henstedt-Ulzburg Bewegt“ und die Taxiunternehmer der Region wollen in Kürze ein Gutscheinsystem für junge Partygäste einführen und damit für mehr Sicherheit sorgen. Eltern oder Jugendliche könnten die Gutscheine kaufen und sie dann für die Taxifahrt von der Diskothek nach Hause verwenden. So soll sichergestellt werden, dass die Partygäste sicher nach Hause gelangen und nicht auf einen gefährlichen Fußweg angewiesen sind. Außerdem prüft Joy-Chef Eric David den Einsatz einer Sicherheitsdienstes im Umfeld der Disco.

Grund für die Aktion sind die vielen Gewalttaten in der Umgebung des Joy und insbesondere die Attacke auf einen 32-Jährigen vor knapp drei Wochen. Vier junge Männer hatten den Kaltenkirchener, wie berichtet, am frühen Morgen des 18. Januar brutal zusammengeschlagen, als dieser eine Freundin beschützen wollte. Das Opfer erlitt schwere Verletzungen und bangt noch immer um sein Augenlicht. Ob die Schäden dauerhaft bleiben werden, ist noch ungewiss. Die Ermittlungsgruppe Jugend der Norderstedter Kripo hat bereits einen Verdächtigen im Visier. Beim Landeskriminalamt in Kiel wird ein Video ausgewertet, auf dem die Täter zu sehen sein sollen.

Der Initiator der Gutschein-Aktion, Maurice Bornhorst, war dem Opfer als einer der Ersten zur Hilfe geeilt. „Die Gewalt hat inzwischen ein Level erreicht, das bedrückt“, sagt Bornhorst. „Deswegen haben wir uns gefragt: Was können wir tun?“ Die Taxi-Gutscheine sind zunächst als vergleichsweise schnell umzusetzende Übergangsmaßnahme gedacht. Er habe immer wieder festgestellt, dass Eltern besorgt seien und ihren Kindern die Taxifahrt vom Joy nach Hause finanzierten, sagt Bornhorst, Vorsitzender von „Henstedt-Ulzburg Bewegt“. Allerdings würden viele Jugendliche das Geld lieber im Joy ausgeben und sich dann doch wegen Geldmangels auf dem Nachhauseweg in Gefahr begeben.

Langfristig hat es sich der Verein zum Ziel gesetzt, eine Jugendkarte anzubieten. Diese soll dann ähnliche Funktionen erfüllen und die Jugendlichen dazu animieren, sicher mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Wie dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt werden kann, will Maurice Bornhorst in den nächsten Monaten mit allen Beteiligten diskutieren.

Unterstützt wird die Aktion auch vom Betreiber des Joy, Eric David. Er hat erste Muster der Jugendkarten finanziert. Zusätzlich will er sich für einen von den Unternehmern des Gewerbegebiets bezahlten privaten Sicherheitsdienst einsetzen, der mit den Türstehern des Joy und der Polizei zusammenarbeitet.

Unterdessen wurde bekannt, dass Henstedt-Ulzburgs Polizeichef Jens Rossow das Gebiet um das Joy bereits 2010 zu einem sogenannten gefährlichen Ort erklärt hat. Das ist die schleswig-holsteinische Entsprechung zum kontrovers diskutierten Gefahrengebiet in Hamburg. Damit darf seitdem die Polizei im Gebiet ums Joy ohne jeden Anlass Personen anhalten, ihre Personalien aufnehmen und sie durchsuchen.

Im Jahr 2010 erlebte Henstedt-Ulzburg in der Umgebung des Joy eine regelrechte Welle der Gewalt. Insgesamt wurden 42-mal Personen willkürlich überfallen, in keinem Fall kannten sich Opfer und Täter vorher. Seitdem ist die Zahl der Attacken wieder zurückgegangen, einzelne Gewaltexzesse kommen aber immer wieder vor.

Das Sicherheitsproblem besteht nach Angaben von Polizeichef Jens Rossow jedoch nicht im Joy. Vielmehr würden die Attacken in unmittelbarer Umgebung und insbesondere auch auf dem Weg zur AKN verübt. Insbesondere frustrierte Jugendliche, die zuvor an der Tür des Joy abgewiesen worden waren, seien ein Problem. „Im Joy ist es sicher, draußen liegt das Problem. Dort können wir nicht überall gleichzeitig sein“, so Rossow. In 99 Prozent der Fälle kämen weder Täter noch Opfer aus Henstedt-Ulzburg. Die abnehmenden Fallzahlen führt Rossow auf verstärkte Präsenz der Polizei zurück. Inzwischen sei die Polizei innerhalb von 60 Sekunden vor Ort, falls sie gerufen werde. Auch die Sicherheitspartnerschaft mit dem Joy habe sich bewährt.