Die Hamburger Sängerin buchte das Norderstedter Kulturwerk für die Vorpremiere ihrer Tour

Norderstedt. „Ich bin Hamburgerin und war noch nie in Norderstedt. Wenn das hier heute Abend gelingt, komme ich wieder“, sagte Annett Louisan zum Auftakt ihres Konzerts im Kulturwerk Norderstedt.

Nach dem Finale blickte die Sängerin fassungslos ins Publikum. Das stand, tanzte und jubelte. Die Sängerin aus Hamburg hat im Kulturwerk die Vorpremiere ihrer neuen Tour zum Album „Zu viel Information“ gefeiert und fuhr einen fulminanten Erfolg ein.

„Sammeln Sie Treuepunkte, fragte mich die Kassiererin“, „Nein, die hätte ich nicht verdient“, beginnt eines ihrer neuen Lieder, die textlich ebenso ausgefeilt sind wie ihre alten. Und wieder transportiert sie die frechen und frivolen, poetischen und balladesken Texte mit Ohrwurm-Melodien und Mitreiß-Rhythmen. Bossa Nova, Tango, Flamenco und dem einlullenden Dreiviertel-Walzer-Takt. Und mit ihrer mal mädchenhaft feinen, rauchigen, röhrigen Stimme. Eine prickelnde Mischung.

Thema ihrer Texte sind die Tragödien, die menschliche Paare so miteinander treiben. Das Er dabei nicht gut wegkommt, ist klar. Bis auf einen. Der war ihr Freund und litt unter dem Ende seiner Beziehung. Vielmehr darunter, dass seine Tochter darunter litt. „Besonders“ heißt das Lied, und es wurde ganz still im Saal.

Davon gibt’s noch mehr. Beispielsweise die Ballade „Du fehlst mir so“, begleitet mit einem wundervollen Cello-Solo von Friedrich Paravicino. „Papillon – Was auch geschieht, ich liebe dich“. Das lyrische „Das Gefühl“. Oder auch die Klage einer ewigen Geliebten „Dann sag ich’s ihr halt“.

Doch der aufmüpfige Witz siegt, und Annett Louisan läuft zur Komödiantin auf, hintersinnig und abgründig. „Ich hab dein Ding im Netz gepostet“, singt sie fies, und das Publikum von 18 bis 80 johlt vergnügt. Sie möchte ihre beste Feindin „Eve“ umbringen, denn dann hätte sie Steve, hat eine Pärchenallergie und übt Fettnäpfchen-Wetthüpfen. „Ich benutze euch gnadenlos als Test-Publikum“, droht sie und das durchaus charmant mit diesem selbstbewusstem Ausdruck, der Männer verrückt und Frauen neidisch macht. Bei einigen Liedern steckt sie sich eine Zigarette an, schwingt sich über die Rampe und tanzt ins Publikum, das sie auch zum Schunkeln auffordert. Bei „Hey na du“ gibt Cellist Paravicini, der auch am Flügel, an der Gitarre und Mundharmonika spielt, ein faszinierendes Jazz-Solo. Kongenial wird sie auch von Martin Iannaccone an Bass, Cajon und Cello und von Johann Wennrich an der Gitarre unterstützt. Die Vorpremiere im Kulturwerk ist gelungen. Annett Louisan darf wiederkommen.

Am 30. März singt Annett Louisan im Kleinen Theater in Wahlstedt. Alle Tour-Termine unter www.semmel.de im Internet.