Im März wird in der Stadt Norderstedt erneut ein Kinder- und Jugendbeirat gewählt

Norderstedt. „Wir wollen wieder richtig Gas geben“, sagt Magdalena Meder. Die 16 Jahre alte Schülerin leitet den Kinder- und Jugendbeirat in Norderstedt – und musste den Fuß in letzter Zeit etwas vom Gaspedal nehmen. Die Wahlperiode läuft aus, das Engagement ist leicht erschlafft. Nun setzt die Vorsitzende auf die neuen Jugendvertreter, die vom 10. bis 25. März gewählt werden. Magdalena Meder wirbt temperamentvoll und engagiert dafür, dass sich Kinder und Jugendliche einmischen, den Politikern und der Verwaltung sagen, was sie in der Stadt stört, oder was sie sich wünschen. „Nicht nur meckern, sondern mitgestalten“, lautet ihr Motto.

Und dafür sei der Beirat das richtige Gremium. Das Sprachrohr der Jungen ist politisch verankert, nimmt an den Sitzungen der Fachausschüsse und der Stadtvertreter teil und wird zu allen Themen gehört, die die Altersgruppe betreffen. „Der Jugendbeirat ist bei den Kommunalpolitikern anerkannt“, sagt die Vorsitzende, die weitermachen will und wieder kandidieren wird.

Mitarbeiten können bis zu 21 Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren (siehe Info-Kasten). Eva Schmidt unterstützt die Jugendvertreter; sie ist die neue Kinder- und Jugendkoordinatorin in der Verwaltung. Die 25 Jahre alte Diplom-Pädagogin ersetzt Henrika Lange, die nach zehn Jahren die Verwaltung verlassen hat. „Mich reizt die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen und mit anderen Einrichtungen wie den Jugendhäusern“, sagt die neue Mitarbeiterin, die aus Koblenz kommt und dort in einer stationären Einrichtung Kinder und Jugendliche aus schwierigen familiären Verhältnissen betreut hat.

Der bisher größte Erfolg ist der Bau der Skateranlage im Frederikspark

Was hat der Kinder- und Jugendbeirat erreicht? „Das wichtigste und größte Projekt ist wohl die neue Skateranlage im Frederikspark“, sagt Magdalena Meder. Die 83 Meter lange Bahn, ausgestattet mit Halfpipes, Quarterpipe, zwei Jump Boxes, einer Half Pyramid mit Ledge, dazu diverse Rampen und Rails – kurz, mit allem, was ein guter Skatepark so braucht und 105.000 Euro teuer war, wurde im vorigen Sommer eingeweiht. Und bei der Realisierung des Projekts haben die Mitglieder des Jugendbeirats gleich gemerkt, dass Politik ein langwieriges Geschäft ist, spontan etwas beschließen und handeln, wie Jugendliche das dank Smartphone und ständiger Erreichbarkeit gewohnt sind, entfällt. Von der Idee bis zur Einweihung sind mehr als vier Jahre vergangen. Es galt, die erwachsenen Entscheider in Politik und Verwaltung zu überzeugen, Geld einzusammeln und die Pläne immer wieder mit den Bahnbauern abzustimmen.

Als Erfolg können die Jungendbeiräte auch den „Nordersound“ verbuchen – regelmäßig lädt das Gremium Nachwuchsmusiker zum Bandwettbewerb ein. Die Bands präsentieren sich vor mehreren Hundert Fans, die einen Abend lang kräftig feiern. Eine Aktionswoche zum Thema Jugendsuizid, die Mitarbeit bei der Schulwegsicherung und der Einsatz für das Jugendhaus Teestube an der Falkenbergkirche sind weitere Projekt, für die die Jugendvertreter verantwortlich zeichnen. So hat der Beirat maßgeblich daran mitgewirkt, dass die Stadt die Teestube übernommen hat.

„Wer bei uns mitmachen will, sollte schon Zeit, Geduld, Disziplin und Durchhaltevermögen mitbringen“, sagt Magdalena Meder. Einmal pro Woche treffen sich die drei Arbeitskreise Politik, Jugend und Bauwesen/Schule, jeden Freitag kommen alle im Plenum zusammen. Die Arbeit im Beirat laufe insgesamt gut, nur: „Wir haben den Eindruck, dass wir bei Weitem noch nicht so bekannt sind, wie wir uns das wünschen“, sagt die Vorsitzende. Das merkten die Beiräte immer, wenn Wahlen anstehen, sie in den Schulen auf Kandidatensuche gehen und oft genug ein „Ach, so was gibt’s hier auch?“ zu hören bekommen.

Deswegen will Magdalena Meder die Kooperation mit den Schulen ausbauen, noch intensiver mit den Schülervertretungen zusammenarbeiten und Politikkurse gezielt zu den Beiratssitzungen einladen. Wer in der Kinder- und Jugendvertretung mitarbeitet, bekomme einen guten und sehr praxisnahen Einblick, wie Politik funktioniert, jedenfalls auf kommunaler Ebene. „Was wir machen, schult das Verständnis für Demokratie ungemein“, sagt Magdalena Meder. Man lerne zum Beispiel einzuschätzen, was utopisch und was realistisch ist. Und sie habe Hemmungen abgebaut, mit Politikern oder Mitarbeitern der Verwaltung zu reden. „Anfangs sieht man nur die Autoritätsperson und ist aufgeregt. Aber im regelmäßigen Kontakt stellt man fest, dass das auch nur ganz normale Menschen sind“, sagt die Beiratschefin.