Ein Filter fiel aus, verschmutztes Gas stoppte Heizanlagen in Norderstedt-Mitte

Norderstedt. Minus zwölf Grad und darunter – und ausgerechnet, wenn der Winter sein wirkliches Gesicht zeigt, fällt die Heizung aus. Genau diesen Albtraum haben Hunderte von Norderstedtern am Wochenende erlebt. Die Heizkörper blieben kalt, die Anlagen schalteten auf Störung. Getroffen hat der Ausfall der Wärmequellen die Menschen in Norderstedt-Mitte, in den Mietswohnungen und Reihenhäusern an der Heidbergstraße, am Malenter und Lütjenburger Weg und in den umliegenden Straßen.

„Bei uns war großes Treffen der Installateure“, sagt Peter Boysen, einer der Betroffenen. Die Handwerker waren gefordert, um die Anlagen wieder in Betrieb zu setzen, was bei den meisten auch inzwischen gelungen ist. Dennoch wollen acht Familien das Wochenende in Wolldecken und mit Heizlüftern nicht einfach abhaken und unkommentiert hinnehmen. Sie haben einen Protestbrief an die Geschäftsleitung der Stadtwerke und Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote geschickt.

„Wir erwarten von ihnen eine überzeugende Erklärung der Ausfälle und welche Maßnahmen die Stadtwerke ergreifen wollen, diese Ausfälle künftig zu verhindern“, heißt es in dem Schreiben. Schon vor einem Jahr seien Heizanlagen gehäuft ausgefallen. Die Stadtwerke hätten jegliche Verantwortung von sich gewiesen und den Einbau von Filtern empfohlen. Sie sollen verhindern, dass Schmutzpartikel in die heimischen Heizsysteme gelangen – genau das war die Ursache für den massiven Ausfall der Heizungen in Norderstedt-Mitte.

„Das Gasnetz arbeitet mit drei Druckstufen, Hoch-, Mittel- und Niederdruck“, sagt Oliver Weiß, Sprecher der Norderstedter Stadtwerke. Der hohe Druck diene ausschließlich dem Transport, über die beiden anderen Druckbereiche werden die Haushalte mit dem Brennstoff versorgt.

Am Rüsternweg gebe es einen Übergabepunkt vom hohen zum mittleren Druckbereich und einen Filter, der das Erdgas von Schmutzpartikeln befreie, damit das Gas möglichst rein bei den Heizanlagen in den Häusern und Wohnungen ankommt. „Dieser Filter ist am Wochenende kaputt gegangen, sodass das verschmutzte Gas bis in die häuslichen Heizsysteme gekommen ist“, sagt Weiß. Der Defekt habe die Bewohner im Gebiet zwischen Heidbergstraße, Buchenweg, Platanen- und Rüsternweg getroffen.

Die Folge: Die Anlagen stockten und stoppten. „Das ist bedauerlich, kann aber vorkommen, obwohl wir die Filter an den Übergabepunkten regelmäßig kontrollieren und bei Bedarf ersetzen“, sagt der Sprecher des örtlichen Energieversorgers. Die Stadtwerke empfehlen den Betroffenen einen Vorfilter installieren zu lassen, damit die Anlagen wieder laufen. Die Kosten dafür übernehmen die Werke.

„Nach Auffassung der Installateure bieten die Filter aber keinen hundertprozentigen Schutz“, schreiben die Absender des Briefes, die die Verantwortung für einen einwandfreien Betrieb des Gasnetzes bei den Stadtwerken Norderstedt sehen. Sie könnten zwar den Gasanbieter wechseln, nicht aber den Netzbetreiber.

„Sie werden verstehen, dass fehlende Warmwasserversorgung und Frieren, zum Teil mehrere Tage lang, Verärgerung auslöst“, heißt es in dem Schreiben weiter. Die Menschen haben auf ihre Weise dagegen gekämpft, dass die Temperaturen in den Häusern und Wohnungen kontinuierlich sanken und die Kälte in den Körper kroch. Boysen hat jede Menge Teelichter angezündet, den Herd angestellt und sich in der Küche aufgehalten. Heidrun Harms hat einen Heizlüfter aktiviert, sich einen Schal umgebunden und in Decken gehüllt. Helga Sommer, die am Dahlienstieg wohnt und ebenfalls ohne Heizung leben musste, hatte vier Radiatoren in Betrieb, dazu Wärmflaschen, Wärme- und Wolldecken.

Sie sitzt noch immer im Kalten: „Die Ersatzteile fehlen“, sagt sie – ein Problem, mit dem auch andere noch zu kämpfen haben. Sie und die anderen, die mehrere Tage auf wohlige Wärme verzichten mussten, erwarten, dass die Stadtwerke die Kosten für Reparaturen und neue Bauteile übernehmen. Und da kommen schnell Summen von 500 und mehr zusammen. „Nach unseren Informationen hat E.on Hanse eine solche Regelung getroffen“, sagt Jörn Rambo, der das Schreiben mitverfasst und unterzeichnet hat.

Stadtwerke-Sprecher Weiß will keine Pauschalzusage geben und hält sich da zurück: „Wir bitten die Betroffenen, sich mit unserem Service-Center in Verbindung zu setzen. Wir werden je nach Einzelfall entscheiden.“