Der 20 Jahre alte Percussionist Emil Kuyumcuyan begeisterte in der Konzertreihe Cognito

Norderstedt. Vibrafon, Marimbafon, Wood Block, Pauken, Trommeln, Bongos. Rote und weiße Schlägel. Ein Signalinstrument, Hände und Füße, ein Motorradhelm. Emil Kuyumcuyan trommelt mit allem, auch mit seinem Körper. Der 20-jährige Musiker aus Istanbul ist Rhythmus pur und brachte das Publikum der Musikreihe Cognito in der „TriBühne“ zum Jubeln.

Der Percussionist hat ein intuitives Gefühl für Performance und steigert sein Programm bis zur Explosion. Sittsam eröffnet er das Konzert mit „Onze“ auf den Wood Blocks, vier flachen schwarzen Holzhohlkörpern, und gleich lauschen die mehr als 100 Zuhörer nahezu atemlos.

Auf dem Marimbafon inszeniert er die Toccata von Anna Ignatowicz-Glinska als Streitgespräch zwischen den tiefen und hohen Tönen. Kuyumcuyan, zierlich von Gestalt, springt von einer Seite zur anderen, seine vier Schlägel sausen über das gesamte breite Klangstäbefeld. Erholung mit seiner Eigen-Komposition „Selam dün gece!“ am Vibrafon. Die Erholung währt nicht lange, denn mit Konvulson von Camille Rocailleux kommt der Knaller des Konzerts. Kuyumcuyan wirft sich in eine Lederjacke und zelebriert nach Rockklängen aus der Konserve, trommelt und klatscht mit Fäusten und Fingern auf seinen Körper, lässt die Resonanz effektvoll über ein Mikrofon transportieren, setzt die Musik pantomimisch in Bilder, singt „My Darling, I Never Let You Go!“, wirft die Jacke mit Macho-Geste von sich, stülpt sich einen Motorrad-Helm auf den Kopf, knallt ihn auf einen Tisch. Harter Rock wird von symphonischen Klängen erlöst, die abrupt enden, der Künstler bricht zu Boden, Licht aus, Jubel – eine geradezu mystische Performance. Mit „Silence Must Be“ liefert er eine grandiose Luft-Percussion ab. Ohne Musik. Allein mit seinen Händen und Fingern bringt er die Luft zum Klingen bis sich raue Klänge einmischen, zu denen er imaginär Musik spielt. Zwei Pauken, Trommeln, Becken, Bongos, Metallschienen und ein Signal sind sein Instrumentarium für Psappha von Iannis Xenakis, ein Revolutionsstück, das in einem fulminanten Gewitter endet.

Als Zugabe gibt es ein kleines jazziges Stück auf dem Vibrafon. Sozusagen zur Beruhigung.