Lions und Charity-Network liefern spezielle Rechner, so lernen auch diese Jugendlichen mit modernen Medien

Norderstedt. Nach dem Namibia-Projekt 2010 haben sich der Lions Club Norderstedt, das Hilfswerk der Deutschen Lions (HDL) und Charity Network wieder zu einer ungewöhnlichen Hilfsaktion zusammengeschlossen: Sie haben 50 PCs für blinde und sehbehinderte Schüler an die Wenchi Methodist Senior High School (WESS) in Ghana geliefert, aufgebaut und für den Einsatz vorbereitet.

„Während das Lernen von Schülern mit Förderbedarf und anderen Schülern, die sogenannte Inklusion, in Deutschland erst langsam und mühsam vorankommt, ist der gemeinsame Unterricht für alle Schüler in Westafrika schon lange Realität. Mehr als 50 Jungen und Mädchen sind blind, oder ihr Sehvermögen ist stark eingeschränkt. Doch diese Kinder und Jugendlichen sind trotzdem akzeptiert und ganz wunderbar in die Schulgemeinschaft integriert“, sagt Walter Zielinski, der gleich in Doppelfunktion in das Projekt eingebunden war.

Zum einen ist der ehemalige Lehrer am Lessing-Gymnasium Mitglied im Lions Club Norderstedt. Zum anderen leitet er ehrenamtlich Charity Network – Arbeitssuchende und ehrenamtliche Helfer bringen ausrangierte Computer und Zubehör, das das Team von Firmen und Privatpersonen bekommt, auf den aktuellen Stand und geben die Rechner an Menschen und Institutionen weiter, die sich aus eigener Kraft nicht mit den modernen Medien eindecken könnten.

Mit der Hilfsaktion haben sich die Initiatoren zum runden Geburtstag selbst ein außergewöhnliches Geschenk gemacht, der älteste der drei Norderstedts Lions Clubs wurde 40. Zum runden Geburtstag des Clubs passte das runde Jubiläum des Empfängers: Die WESS besteht seit 50 Jahren. Seit ihrer Gründung ist die High School die erste und einzige Schule in Westafrika, die von Beginn an alle Schüler, ob mit oder ohne Förderbedarf, gemeinsam unterrichtet. Das Geburtstagskind ist ein reines Oberstufen-Gymnasium mit zurzeit mehr als 2000 Schülern, von denen mehr als die Hälfte im Internat lebt. Im Oktober feierten Lehrer und Schüler das „Golden Jubilee“.

Motoren des Geburtstagsgeschenks aus Norderstedt war neben Zielinski Lions-Mitglied Mario D. Fejes. Beide hatten die Mitglieder bei der Versammlung unter der Leitung des diesjährigen Club-Präsidenten Wolfgang Springer vom Gemeinschafts-Projekt überzeugt. So fiel das Votum einstimmig aus, die erforderlichen Mittel wurden bewilligt. Zusätzliches Geld floss, nachdem auch Distrikt-Governor Professor Klaus Noweck vom übergeordneten Hilfswerk der Deutschen Lions Ja zur Computer-Spende gesagt hatte.

„Wie so häufig bei den Lions führte eine Kette persönlicher Kontakte, die sich in diesem Fall letztlich sogar bis Kanada erstreckte, zunächst dazu, dass wir von der Schule erfuhren und anschließend vom besonderen Bedarf“, sagt Zielinski. Das Team von Charity Network konfigurierte 40 PCs mit einer freien Blinden-Software und ergänzte die Rechner durch mehrere Scanner, die abgescannte Texte mittels einer speziellen Software in Hör-Texte umwandeln können.

Die restlichen zehn PCs erhielten die spezielle Microsoft-Blindensoftware „YAWS“. „Fachleute bezeichnen YAWS als das beste, differenzierteste und anwenderfreundlichste Programm für blinde und sehbehinderte PC-User. Es ist leider auch das teuerste Programm“, sagt der Leiter von Charity Network, der schon mehrfach in Afrika war, um den Menschen auf dem Weg in die moderne Kommunikation zu helfen (siehe Info-Kasten).

Doch die Initiatoren der Afrika-Hilfe fanden Sponsoren aus der IT-Branche, die den Kauf der YAWS-Lizenzen mit rund 25.000 Euro unterstützten. Eine Berliner Firma spendierte zudem für alle 50 PCs eine hauseigene Software, die einen kompletten Schutz gegen Fehlbedienung, böswillige Software-Beschädigungen und gefährliche Viren-Attacken bietet. „Somit konnten wir die berechtigten Forderungen nach einer verantwortungsvollen Nachhaltigkeit von Entwicklungshilfe-Projekten erfüllen“, sagt Zielinski.

Finanzielle Hilfe kam zudem vom in Bonn ansässigen „Senior Experten Service“. Den wirtschaftlich erfahrenen Ruheständlern, gefiel die Stoßrichtung der Hilfsaktion: Ziel der Hilfsaktion ist, die Schüler dazu anzuleiten, sich selbstständig Informationen zu beschaffen, und profitabel für sich einzusetzen.

Das Team von Charity Network konfigurierte alle Geräte, verpackte die Komplett-Lieferung, lud sie in einen 20-Fuß-Container und organisierte den See-Transport zum ghanaischen Hafen Tema (bei Accra). Und auch dabei profitierten die Norderstedter von dem inzwischen weit gesponnenen Unterstützer-Netz: Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) trug dazu bei, dass die Ladung ohne Probleme im westafrikanischen Hafen landete und weiter zum Zielort gebracht werden konnte.

Charity-Mitarbeiter Thomas Finnern und Walter Zielinski reisten hinterher und installierten die PCs in enger Kooperation mit Lehrkräften und Schülern in dem in der WESS eigens für die blinden und sehbehinderten Schüler errichteten Computer-Labor. Die Norderstedter zeigten Schülern und Lehrern, wie die neuen Lehr- und Lernsysteme funktionieren und schlossen die PCs ans Internet an, was, so Zielinski, immer eine besondere Herausforderung darstellt. „Die überwältigende Lernbereitschaft der blinden und sehbehinderten Schüler war eine Bestätigung für dieses außergewöhnliche Lions-Projekt, die uns für weitere Projekte enorm motiviert“, sagt Zielinski.