Eine Glosse von Hinnerk Blombach

Ich bin mir sicher, Sie kennen das auch! Wenn Sie so allein im Auto sitzen und an der roten Ampel halten, in der ersten Reihe. Meist ist es abends, in der Dämmerung. Sie sind ein wenig ermüdet von dem anstrengenden Tag. Sie schauen nach links, auf die junge, attraktive Beifahrerin des netten älteren Herren. Und Sie denken sich: Ist es wohl seine Tochter? Oder die Nichte? Oder sogar ...? Wie auch immer.

Sie schauen nach rechts, auf diesen jungen Typen mit Mütze, der seinen Kopf offenbar im Rhythmus zu Musik bewegt. Und Sie fragen sich: Was für ein Lied hört der wohl gerade? Sie schalten alle lokalen Radiosender durch und suchen nach dem passenden Lied. Meist vergeblich, manchmal von Erfolg gekrönt. Dann huscht ein triumphierendes Lächeln über Ihr leicht ermüdetes Gesicht.

Oder Sie schauen in den Rückspiegel und fragen sich, warum diese Dame am Steuer hinter Ihnen so verbittert aussieht und wild gestikulierend redet, obwohl niemand bei ihr im Auto sitzt. Und Sie schließen schnell: Freisprecheinrichtung.

Und während Sie so allein im Auto sitzen und Ihre Umgebung beobachten, fährt das Auto rechts neben Ihnen los. Und was machen Sie? Sie fahren auch los. Doch dann: Sekundenbruchteile später merken Sie, dass die Ampel vor Ihnen immer noch Rot zeigt. Und dass die junge, attraktive Frau immer noch neben dem netten älteren Herrn im Auto sitzt, ein paar Meter links hinter Ihnen. Aber der Typ mit der Mütze, der Musik und dem wippenden Kopf ist weg – und Sie stehen fast auf der Kreuzung. Das Blut steigt Ihnen in den Kopf und färbt Ihr leicht ermüdetes Gesicht rot. Und Sie merken erst jetzt: Das war der grüne Pfeil nach rechts.

Kennen Sie das auch? Sehen Sie, das wollte ich ja nur wissen.