Unter 30 Kommunen in Deutschland wurde die Stadt für Energieeffizienzmaßnahmen ausgesucht

Norderstedt. Klimaschutz im Unternehmen – das ist nicht nur verantwortungsbewusstes Handeln. Das ist auch ein harter Kostenfaktor. „Es gibt so viele Maßnahmen für die Energieeffizienz in Unternehmen, mit denen sich Geld verdienen lässt. Die Frage ist nur: Warum werden sie nicht angewendet“, fragt sich Herbert Brüning, Leiter des Amtes Nachhaltiges Norderstedt.

Mal scheitert es daran, dass Unternehmen schlicht keine Kenntnis von den Möglichkeiten haben. Und manchmal scheitert es auch am nötigen Geld, um die Technik dafür anzuschaffen. Hier setzt das Pilotprojekt „Zukunftsfonds regional“ des Bundesdeutschen Arbeitskreises für umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) an, das in diesem Jahr in Norderstedt starten soll. Unter 30 Kommunen in Deutschland wurden für die Umsetzung neben Norderstedt noch Aachen und der Landkreis Berchtesgadener Land ausgesucht.

Die Idee hinter dem Projekt ist ebenso einfach wie genial: Bürger und andere Anleger geben ihr Kapital in einen Fonds, aus dem Energieeffizienzmaßnahmen in Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und eventuell sogar Privathaushalten finanziert werden. Die aus den Energieeinsparungen resultierenden Einnahmen laufen zum Teil wieder zurück in den Fonds und garantieren den Anlegern eine Rendite von etwa fünf Prozent.

Professor Maximilian Gege hatte die Idee für den Zukunftsfonds

Die Idee für den Zukunftsfonds hatte einer der renommiertesten Streiter für das umweltbewusste Wirtschaften in Deutschland: Professor Maximilian Gege, der Vorsitzende von B.A.U.M. „Durch einen regionalen Zukunftsfonds können die beteiligten Kommunen ihre Vorreiterstellung in Sachen Energieeffizienz weiter ausbauen, ein grünes Wachstum ankurbeln und Arbeitsplätze sichern und schaffen“, sagt Gege. Das innovative Modell biete gegenüber bisherigen Finanzierungsmöglichkeiten erhebliche Vorteile: Die Investition in mehr Energieeffizienz kostet den Anwender kein Geld. Er muss keinen Kredit aufnehmen. Er profitiert stattdessen von Anfang an von den Energieeinsparungen, aus denen auch die Refinanzierung der Investition erfolgt.

Die Einsparpotenziale sollten jeden Kaufmann hellhörig werden lassen. Einer Studie des Fraunhofer-Instituts und der Universität Stuttgart von 2012 zufolge kann so mancher Industriebetrieb mit gezielten Investitionen in die Energieeffizienz seiner Systeme bis zu 70 Prozent der Energiekosten einsparen. Laut B.A.U.M. sind durchschnittliche Kostensenkungen in Höhe von 30 Prozent realistisch, wenn Unternehmen ihr Energiesystem überprüfen und die Einzelkomponenten aufeinander abstimmen.

Die Laufzeit des Pilotprojektes dauert bis März 2016

Bundesweit wurde der Zukunftsfonds bereits seit 2010 erprobt. Er hat bisher Effizienzmaßnahmen mit einem Investitionsvolumen von einer halben Million Euro erfolgreich finanziert, weitere Projekte in Höhe von über drei Millionen Euro sind laut dem Verein in Planung. „Das Projekt passt genau zu unserem Anspruch, eine klimaneutrale Stadt zu werden“, sagt Herbert Brüning. „Denn als Stadt können wir zwar für die Energieeffizienz unserer eigenen Gebäude und Einrichtungen sorgen. Aber wir haben kaum eine Möglichkeit, die Entwicklung in den Unternehmen oder in den Privathaushalten zu lenken.“

Der Verein B.A.U.M. wird für den regionalen Zukunftsfonds zunächst die Potenziale in den Norderstedter Firmen analysieren und dazu das direkte Gespräch mit ihnen suchen. „Mit diesem Projekt wird viel Geld in die Stadt kommen, um die Potenziale für die Energieeffizienz in den Unternehmen auszuschöpfen“, sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. „Professor Gege verfügt bundesweit über ein hervorragendes Netzwerk und kennt viele Investoren. Ich erhoffe mir einen erheblichen Schub für den Klimaschutz in unserer Stadt.“

Die Laufzeit des Pilotprojektes dauert bis März 2016. Von den Erfahrungen aus diesen Pilotprojekten profitieren später bei einer verbreiteten Anwendung des Konzepts andere Kommunen und Regionen in ganz Deutschland, Europa und der ganzen Welt.

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