Gern reagieren Beobachter mit Nachsicht, wenn sie Kommunalpolitikern auf die Finger schauen.

Ehrenamtler, die sich zum Wohle der Gemeinde die Abende mit Sitzungsvorlagen um die Ohren schlagen, dürfen Respekt erwarten. Wer sich allerdings in der Politszene von Henstedt-Ulzburg umsieht, verliert allmählich jede Beißhemmung und fragt sich, wer sich an der Gemeinde mit diesen Ehrenamtlern rächen will. Einen gemeinsamen Kandidaten wollte man nach dem Abgang von Torsten Thormählen finden und den Bürgern für den Chefposten im Rathaus vorschlagen.

Zum einen muss man sich fragen, welches Demokratieverständnis herrscht, wenn die Politik den Bürgern den Kandidaten nahe legen will, wen er wählen soll. Ist das gerecht gegenüber unabhängigen Kandidaten? Wohl kaum. Doch es kommt noch dicker: Zweimal haben die Parteien angekündigt, die Namen ihrer Aspiranten zu veröffentlichen, zogen sich dann aber wieder schweigsam zurück – einmal wegen einer Geburtstagsfeier, einmal, weil man sich darauf besann, doch lieber noch einmal mit den Mitgliedern zu sprechen.

Besser kann man den Bürgern nicht zeigen, dass man sie nicht ernst nimmt. Und wer als Politiker nicht ernst genommen werden will, sollte exakt so vorgehen. Der Politikstil in Henstedt-Ulzburg bewegt sich inzwischen irgendwo zwischen Büttenwarder und Monty Python. Mit Nachsicht darf dort keiner mehr rechnen.