Eine Glosse von Manfred Scholz

Ich traue dem vielstimmigen Gesäusel nicht. Immer noch nicht. „Vielen Dank! Was kann ich sonst noch für Sie tun?“, flötet die weibliche Stimme am Servicetelefon des Versandhauses. „Einen guten Tag noch. Viel Erfolg“, wünscht der Fachverkäufer im Sportgeschäft. „Möchten Sie etwas trinken? Unser Servicewagen kommt gleich vorbei“, informiert der Bahnschaffner beflissen. Hallo, wo bin ich? Etwa in Deutschland, das jahrelang als weltweit belächelte Servicewüste gebrandmarkt wurde? Man glaubt seinen Ohren nicht zu trauen!

Es ist noch nicht lange her, da fühlten wir Kunden uns nur wie lästige Störenfriede. Kein freundliches Wort bei der Abfertigung. Ruckzuck, der Nächste bitte! Besonders in Amtsstuben fehlte es lange am bürgernahen Service. Man hatte den Eindruck, die berufliche Karriere einiger Behörden-Mitarbeiter hatte einst als Unteroffizier begonnen.

Der Ton hat sich geändert – hörbar. Beim Handel ein Wandel! Deutschland – ein Land des Lächelns! Reichlich spät haben die Dienstleistungsunternehmen begriffen, dass Freundlichkeit ein vorzügliches Verkaufsargument ist. Uns einstmals angemuffelte Konsumenten kann es nur recht sein. Aber: Ich traue dem Gesäusel nicht. Oftmals noch wirkt die beflissene Freundlichkeit nicht echt, sondern in Schnellseminaren antrainiert. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag!