Laut aktuellem TÜV-Report erhalten aber auch 60 Prozent der Autos in Norderstedt auf Anhieb die begehrte Plakette

Norderstedt. Immer mehr Autos fallen bei der technischen Hauptuntersuchung durch. Das geht aus dem TÜV-Report 2013 der TÜV-Station Norderstedt hervor. Grund dafür sei aber nicht ein Anstieg von Autos, die nicht mehr verkehrssicher sind. Vielmehr wirken sich die neuen Richtlinien bei der technischen Untersuchung aus. Ein Teil der Mängel, die bisher als gering eingestuft waren, gelten nach den Vorgaben für die Hauptuntersuchung von 2012 jetzt als erheblich.

Beispielsweise zählte eine defekte Nebelschlussleuchte zuvor zu den geringen Mängeln. Seit dem 1. Juli 2013 ist dies ein erheblicher Mangel. Auch wenn jetzt der Aufkleber am Armaturenbrett fehlt, der auf Winterreifen hinweist, mit denen man nicht die Höchstgeschwindigkeit fahren darf, gibt es nicht sofort die begehrte Plakette. Die neuen Vorgaben haben zu einem Abwärtstrend geführt: 39,5 Prozent der Fahrzeuge wiesen erhebliche Mängel auf, sie mussten unverzüglich repariert werden, bevor sie bei der Nachprüfung das Sicherheitssiegel für die nächsten zwei Jahre bekamen. Allerdings waren dem aktuellen TÜV-Report zufolge nur vier von 100 Autos absolut verkehrsunsicher.

Zugenommen hat aber auch die Zahl der Fahrzeuge, die die TÜV-Plakette auf Anhieb bekamen. In Norderstedt liegt der Anteil bei 60 Prozent, ein guter Wert im Vergleich mit anderen Prüfgebieten. Bei mehr als 43 Prozent fanden die Prüfer überhaupt keine Mängel. Der durchschnittliche Pkw, der am Hans-Böckler-Ring in Glashütte auf Herz und Nieren geprüft wurde, war 10,1 Jahre alt und hatte 105.000 Kilometer auf dem Tacho.

„Wir sprechen von einer TÜV-Mangelschere“, sagt Oliver Hellweg, Leiter der TÜV-Station in Norderstedt. Der gegenläufige Trend, wonach sowohl die Zahl der Autos mit erheblichen Mängeln als auch die der komplett mängelfreien Fahrzeuge steige, sei schon länger zu beobachten und nehme deutlich zu. „Die Hersteller bauen gute Autos, die auch nach vielen Jahren noch ohne Mängel auf unseren Straßen unterwegs sein können.

Mängel bei Licht und Elektrik liegen in der Statistik immer noch weit vorne

Leider kümmern sich aber zahlreiche Autofahrer nicht genug um die Wartung und die Pflege ihres Fahrzeuges. Sie lassen aus Bequemlichkeit oder aus Kostengründen regelmäßige Termine zur Inspektion oder Instandhaltung verstreichen und checken ihr Auto auch nicht selbst vor Fahrtantritt“, sagt Hellweg. Dann könnten schnell Mängel auftreten. Wer sich ein wenig um sein Auto kümmert und es in einer Fachwerkstatt warten lässt, könne der TÜV-Hauptuntersuchung gelassen entgegensehen.

Die Mängeltabelle belege die Unachtsamkeit vieler Autofahrer. Mängel bei Licht und Elektrik liegen in der Statistik immer noch weit vorne. „Und das, obwohl die Kontrolle der Beleuchtungsanlage meist relativ einfach ist“, sagt Hellweg, vor allem, wenn es sich um die Kennzeichenbeleuchtung handele. Schwieriger werde es schon, wenn Xenon-Scheinwerfer falsch eingestellt sind. Das sei in der Regel ein Fall für die Werkstatt.

Oft entdeckten die Prüfer sogar mehrere Beleuchtungsmängel an einem Fahrzeug. Aber: Der Trend ist positiv, die Mängelquote in diesem Bereich ist im vergangenen Jahr zurückgegangen. Das könne an den neuen Richtlinien liegen. Früher galt eine unzureichende oder defekte Beleuchtung als geringer Mangel, jetzt als erheblicher. „Es ist auch durchaus möglich, dass die alljährliche Beleuchtungsaktion des TÜV im Oktober sich auswirkt“, sagt der Norderstedter TÜV-Chef.

Auf Platz zwei der Rangliste stehen technische Mängel. Dazu gehören, dass ABS oder die Airbags nicht funktionieren. Das sind, so die TÜV-Prüfer, Fehler, die die Autofahrer bemerken müssten, denn in den Armaturen leuchte ein Warnlicht auf. Auf Platz drei der Mängel liegen defekte Bremsen, es folgen die Prüfgruppen „Umweltbelastung“ sowie „Achsen, Räder und Reifen“.

Am besten schneidet bei den Hauptuntersuchungen der Opel Meriva ab, der dieses Jahr Gewinner der „Goldenen Plakette“ ist. Wer noch mit einer orangefarbenen TÜV-Plakette unterwegs ist, sollte sich schnellstens einen Termin bei seinem TÜV geben lassen, rät Hellweg. Mit dem Jahreswechsel hat sich die Farbe der „fälligen Plaketten“ auf Blau geändert, nun ist schon farblich erkennbar, dass der TÜV-Termin überzogen wurde. Nach spätestens zwei Monaten ist ein Bußgeld fällig, später kommen Punkte in Flensburg dazu.

Termine können Autofahrer unter Telefon 0800/8070600 oder www.tuev-nord.de vereinbaren.