Angeklagter wird wegen geringer Schuld freigesprochen

Norderstedt. In diesem Prozess vor dem Amtsgericht in Norderstedt geht es um vollmundige Versprechen, die der Angeklagte Roland H., 48, aus Probsteierhagen als Kreditvermittler in der Zeit von Ende Oktober 2010 bis März 2011 gegeben und nicht eingehalten haben soll. Problemlos könne er Kredite sogar in Millionenhöhe beschaffen und das zu einem günstigen Zinssatz von nur 2,5 Prozent, soll der Angeklagte geworben haben.

Interessierten Kunden soll H. notarielle Erklärungen vorgelegt haben, nach denen er berechtigt sei, über Millionenbeträge zu verfügen. Abgewickelt werden sollten die Kredite über eine dänische Bank, da dort angeblich nicht so strenge Anforderungen an die Solvenz von Kunden gestellt würden, auch verlange man dort keinerlei Sicherheiten.

Angezeigt hatte den angeblichen Kreditvermittler ein betrogener Rechtsanwalt aus Norderstedt, der sein Büro in Hamburg hat. Auf dessen Aussage und der von zwei weiteren betrogenen Kunden basiert die Anklage. In allen drei Fällen traf der angebliche Kreditvermittler seine interessierten Kunden an Autobahnraststätten oder bei Dodenhof in Kaltenkirchen. In allen Fällen kassierte der Angeklagte zunächst 3000 Euro Notarkosten, die er angeblich sofort verauslagen musste.

Bei den Geldgebern sollte es sich um reiche Russen handeln

Quittungen für die Zahlungen erhielten die Kunden nicht, die in der Folgezeit vertröstet und hingehalten worden. Es gäbe noch Probleme, weil Geldgeber plötzlich abgesprungen seien, aber er werde andere Kreditgeber finden, soll der Angeklagte versprochen haben. Bei den Geldgebern sollte es sich nach Angaben des Angeklagten um reiche Russen handeln, die Geld anlegen wollten. Auch Schreiben, die nach Zeugenaussagen seriös gewirkt hätten, und in denen die Genehmigung der Kredite angekündigt wurde, zeigte der Angeklagte seinen Auftraggebern.

Während der Angeklagte zu den Betrugsvorwürfen schweigt, berichten die Zeugen umso ausführlicher. Ein Hamburger Spediteur fürchtete die Zwangsversteigerung seiner Wohnung, weshalb er die Dienste des Angeklagten in Anspruch nahm. Er zahlte neben den 3000 Euro Notarkosten später 3000 Euro an Provision und bei weiteren Treffen mit dem Angeklagten nochmals 2500 Euro für angebliche Kosten des Angeklagten. Als dann endlich im März angeblich die Auszahlung der gewünschten 100.000 Euro bevorstehen sollte, zahlte der Kunde nochmals 600 Euro, wurde insgesamt also um 9100 Euro erleichtert, konnte jedoch seine Wohnung nicht mehr vor der Zwangsversteigerung bewahren, wie er vor Gericht erzählt. Immerhin zahlte der Angeklagte ihm im Sommer 2011, als die Ermittlungen schon anliefen, 3000 Euro zurück.

Der Zeuge aus Norderstedt war selbst in dubiose Geschäfte verstrickt

Ein Autohändler aus Gyhum zahlte nach eigenen Angaben 2000 Euro an den Angeklagten, ohne das versprochene Darlehen von 50.000 Euro zu erhalten. Vermittelt wurden die Geschäfte mit dem Angeklagten durch den Anwalt, der ihn letztlich – selbst enttäuscht und nach seiner Aussage um 3000 Euro ohne Gegenleistung betrogen – vor Gericht brachte. Geschickte Nachfragen des Verteidigers bringen diesen Zeugen ins Schlingern, denn es stellt sich heraus, dass der Zeuge selbst als Kreditvermittler und Firmenberater tätig und in einige dubiose Geschäfte verstrickt ist. Ein Strafverfahren wegen Veruntreuung von anvertrauten Geldern gab es ebenfalls.

Die Zeugenaussagen und das gesamte Verfahren werden immer unübersichtlicher, stellt Richter Jan Buchert nach stundenlanger Beweisaufnahme fest und zieht sich mit den übrigen Beteiligten zu einem Rechtsgespräch zurück. Das überraschende Ergebnis dient zumindest der Prozessökonomie, denn das Verfahren müsste mit etlichen weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt werden, um halbwegs Licht in die Sache zu bringen, erklärt der Richter. So habe er beschlossen – wenn auch mit Bauchschmerzen- – das Verfahren wegen geringer Schuld einzustellen.