Das Innenministerium beschäftigt sich mit einer umstrittenen Personalentscheidung der Landrätin

Kreis Segeberg. Elf Männer und eine Frau wollen den Chefposten in der Segeberger Kreisverwaltung. Neben Amtsinhaberin Jutta Hartwieg gibt es elf weitere Bewerber. Bekannt sind nur die Namen des CDU-Fraktionsvorsitzenden Claus Peter Dieck von Michael Knapp, dem Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Segeberg.

Die Landratswahl hat an Dramatik gewonnen – das allerdings liegt nicht nur am Ablauf der Bewerbungsfrist und Bekanntgabe der Bewerber. Mindestens so interessant ist eine kurze Notiz, die in diesen Tagen in der Online-Ausgabe eines Segeberger Anzeigenblattes erschienen ist. „Disziplinarverfahren gegen Landrätin Jutta Hartwieg“ heißt es in der Überschrift. Von einem „Fehlverhalten“ der Landrätin in einer Personalangelegenheit ist die Rede, dass „aufgrund seiner Dimension“ bereits dem Innenminister als direkter Disziplinarvorsitzender der Landrätin vorgelegt worden sei.

Tatsächlich gibt es in der Kreisverwaltung eine strittige Personalangelegenheit, und tatsächlich ist vom Hauptausschuss das Kieler Innenministerium eingeschaltet worden. Von allen Fraktionen des Kreistages wird jedoch betont, dass es sich nicht um ein Disziplinarverfahren handele. Unisones Stillschweigen wird jedoch von allen Seiten gewahrt. Ob es sich möglicherweise um eine Nachwirkung des bundesweit publizierten „Kellerkind-Skandals“ handelt, wird von niemandem bestätigt. Wer die Nachricht an das Anzeigenblatt gegeben hat, ist nicht bekannt.

Die SPD-Kreistagsfraktion sieht einem heraufziehenden Skandal in Sachen Landrätin mit Unbehagen entgegen. „Wir sind nicht amüsiert“, sagt Fraktionsvorsitzende Edda Lessing. „Wir hätten uns zu diesem Zeitpunkt etwas Netteres vorgestellt.“ Bisher galt Jutta Hartwieg für die SPD als erklärte Favoritin bei der Landratswahl. Angesichts der großen Bewerberzahl mag sich Edda Lessing zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht festlegen. Zunächst müsse gesichtet werden. „Auf der Fraktionssitzung am 20. Januar entscheiden wir.“

CDU-Fraktionsvorsitzender Claus Peter Dieck hält sich bedeckt: „Von der Personalangelegenheit weiß ich überhaupt nichts.“ Immerhin ist Dieck auch Mitglied des Hauptausschusses. Seine Fraktion werde sich alle Bewerber für den Landratsposten genau ansehen. „Sollte sich meine Fraktion für einen anderen Bewerber entscheiden, ziehe ich meine Kandidatur zurück“, sagt Dieck.

Die Grünen haben zwei Bewerber herausgepickt, die „ernst zu nehmen“ sind. Sie sollen genauer unter die Lupe genommen werden. Um wen es sich dabei handelt, verrät Fraktionsvorsitzender Arne Hansen nicht. Er sagt auch nicht, ob die Landrätin dazu gehört. Vor wenigen Wochen galt Jutta Hartwieg noch als Favoritin der Grünen. Die FDP, die Linken und die Piraten wollen sich erst über die Bewerber informieren.

Landrätin Jutta Hartwieg war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.