Kein Wir-Gefühl

4./5. Januar: „Von Gasthöfen und Windmühlen. Drei Männer wollen die Vergangenheit Glashüttes lebendig halten“

Redakteur Michael Schick hat recht, aber Norderstedt ist eben das Produkt einer Gebietsreform, nicht eines historischen Wachstums. Kritische Norderstedter (nicht Harksheider und weitere!) sagen auch: Da wurden vier Dorfkommunen zusammengeklatscht, und die nun neuen Norderstedter Bürger wurden mit ein paar attraktiven Ziegelbauten getröstet.

Das hätte man besser machen können, hätte man vor 50, 60 Jahren einen kompetenten Städteplaner einbezogen und nicht nur, weit später, einzelne Architekten. So ist, wie ich es sehe, Norderstedt eben das Ergebnis politischer Planung und nicht städtebaulicher Kunst in der Art, für die Bürger der vier Ursprungskommunen einen attraktiven kleinstädtischen Mittelpunkt anzubieten, ein Bürger-Begegnungsforum zu schaffen. Und ich habe Zweifel, ob man damals überhaupt Ambitionen hatte, mit der Gründung von Norderstedt für diese Stadt einen nachhaltigen geschichtlichen und landsmannschaftlichen Bezug einzuplanen.Für diese Behauptung will ich zwei Beispiele anführen. Da war zunächst als Stadtname „Holstein“ im Gespräch als Pendant zur bestehenden Stadt Schleswig und als Hinweis auf die Zugehörigkeit zu Schleswig-Holstein. Nein, da musste, von Verwaltung und Politik entschieden, der sich Hamburg anbiedernde Name „Norderstedt“ herhalten.

In Planung war auch, beim neuen Rathauskomplex eine Art allegorische Säule zu errichten, die die vier Ursprungsgemeinden symbolisieren sollte (siehe Marlen von Xylander, Norderstedt Band 2, Seite 100). Dies wurde, wie ich gehört habe, von der Stadtvertretung abgelehnt, weil jemandem diese Säule „penisartig“ vorkam. Stattdessen wurde der sogenannte Gertrudenbrunnen mit zwei wohlproportionierten Damen gebaut in Anlehnung an Theodor Storms Märchen „Die Regentrude“. In Husum hätte dieser Brunnen Sinn gemacht, Norderstedt aber hat mit der Regentrude nun wirklich nichts am Hut.

Schon bei diesen Beispielen geschichtlicher Unsensibilität – und es gibt sicher noch weitere – ist es kein Wunder, dass der Stadtteil Glashütte seine eigene Geschichte darstellen will. Und wenn die Stadtteile Harksheide, Garstedt und Friedrichsgabe ähnliche Absichten entwickeln, dann hat der Oberbürgermeister aber wirklich seine liebe Not, für ein Norderstedter Wir-Gefühl zu sorgen.

Werner Meier

Menschen zweiter Klasse

3. Januar: „Freundliches Danke gegen das Rasen"

Mit großem Eigenlob der Stadt Norderstedt wird von der Lärmminderung gesprochen, und die Tempobegrenzung auf einer Ministrecke an der Poppenbütteler Straße wird als Erfolg verkauft. An dieser Ministrecke ist größtenteils ein Lärmschutzwall bzw. eine Schutzwand vorhanden. Sind wir, die nicht im „geschützten“ Abschnitt wohnen, Menschen zweiter Klasse? Man fühlt sich so! Wenn Tempobegrenzung – dann bitte auf der ganzen Strecke.

Günter Bade