Das sind Ideen für die Zukunft der Bücherei Garstedt. Das Gebäude ist marode, soll aber am Standort erhalten bleiben

Norderstedt. Die Bücherei in Garstedt soll zu einem Weiterbildungszentrum ausgebaut werden, in einem neuen Gebäude am alten Standort zugleich Räume für die Volkshochschul-Kurse bieten und eine Begegnungsstätte werden. So sieht die CDU Norderstedt die Zukunft der städtischen Bibliothek, die in die Jahre gekommen ist. Seit Monaten diskutieren Verwaltung und Kommunalpolitiker über ein Zukunftskonzept für die Einrichtung, die gut besucht ist. „Das Gebäude ist marode, und wahrscheinlich lohnt es sich nicht, den Komplex zu sanieren“, sagt Norderstedts Kulturdezernentin Anette Reinders.

Gleichzeitig schlägt die CDU vor, auf dem Gelände der Schule an der Dunantstraße Sozialwohnungen zu bauen. Derzeit ist hier noch ein Teil der VHS untergebracht, die dann in das neue Gebäude umziehen würde. Auch hier seien die Räume marode, eine Sanierung würde erhebliche Mittel verschlingen. „Wenn wir das Schulgelände verkaufen, kann der Erlös in die Finanzierung des neuen Weiterbildungszentrums einfließen“, sagt CDU-Sprecher Friedhelm Voß. Er sieht zwei Vorteile des Gesamtprojekts: Zum einen wird dringend benötigter geförderter Wohnraum geschaffen, zum anderen wird der Weiterbildungsstandort in Garstedt mit Bücherei und VHS unter einem gemeinsamen neuen Dach langfristig gestärkt.

Doch nicht nur der bauliche Zustand spielt eine Rolle, auch inhaltliche Fragen müssen beantwortet werden. Wie sieht die Bücherei der Zukunft aus? Ist sie nur Ausleih- oder auch Lernort? Welche Rolle spielt noch bedrucktes Papier, müssen die Mitarbeiter noch Tausende von Romanen und Sachbüchern katalogisieren und in Regalen verstauen? Bisher ist nur klar: Die öffentliche Bücherhalle an der Europaallee hinter dem Herold-Center soll es auch künftig geben. Sie habe viel Zulauf, was auch die Statistik belege: Von den 15.142 aktiven Norderstedter Büchereikarten sind 5235 in Garstedt registriert, also mehr als ein Drittel. Die Zahl der Ausleihen steige kontinuierlich, im Vorjahr lag sie bei 253.484, im Jahr zuvor noch bei 236.044. Gut angenommen würden auch die Veranstaltungsreihen „Texte und Töne“ (in Zusammenarbeit mit der Musikschule) und Bücher à la Carte.

Zudem hat sich die Bücherei den Schwerpunkt „Generation 50plus“ gesetzt – ein Angebot, das in der Stadt einmalig und auf die vielen Senioren in der Umgebung abgestimmt ist. Im eng bebauten Quartier leben viele ältere Menschen, in den Wohntürmen über dem Norderstedter Einkaufszentrum, aber auch im betreuten Umfeld des Emma-Plambeck-Hauses. „Auch unsere Ratgeber und Fachliteratur zu Themen wie Pflege und Demenz kommen gut an“, sagt Büchereileiterin Karin Sträter.

Anette Reinders möchte die Bibliothek öffnen, zu einem Treffpunkt formen. „Es ist ja schon länger nicht mehr so, dass die Menschen in die Bücherei kommen, ihre Bücher abgeben, sich neue ausleihen und verschwinden. Gerade hier in Garstedt sieht man oft Leute, die hier die Zeitung lesen“, sagt die Dezernentin. Aus ihren Erfahrungen wüssten die Mitarbeiter, dass gerade Ältere nicht nur einen Büchereiausweis haben, um Wissen anzuhäufen oder in die Welt von Krimihelden oder Abenteurern zu entschwinden. Gerade diese Personengruppe komme wegen der sozialen Kontakte, um andere zu treffen, sich auszutauschen.

Gerade die Bücherei Garstedt soll noch stärker zu einem Ort der Begegnung werden – eine Idee, die die Stadt seit mehr als zehn Jahren verfolgt. Ursprünglich sollte auf dem Grundstück der ehemaligen Sprachheilgrundschule an der Dunantstraße ein Bildungs- und Kulturzentrum entstehen. Volkshochschule, die Stadtteilbücherei Garstedt sowie Initiativen und Vereine hätten darin unterkommen können. Das Konzept sah vor, dass es sowohl Kursusangebote als auch Veranstaltungen geben sollte, außerdem eine von den Bildungswerken betriebene Cafeteria. Die Stadtteilbücherei an der Europaallee wäre dann aufgegeben worden. Mit Kosten in Höhe von fünf Millionen Euro kam diese Variante allerdings viel zu teuer. Alternativ wurde auch der Umbau der Stadtteilbücherei Garstedt geprüft, was ebenfalls zu teuer geworden wäre.

Damit die vielen Fragezeichen verschwinden, haben Verwaltung und Politik einen Fachmann eingeladen. Professor Richard Stang von der Hochschule der Medien in Frankfurt soll im Februar im Bildungswerkeausschuss berichten, wie die Bücherei und das Bildungs- und Kulturzentrum der Zukunft aussehen. Eins scheint allerdings klar: Die Einrichtung wird nicht in einen der Räume ziehen, die bei der Süderweiterung des Herold-Centers vorgesehen sind. „Da müssten wir uns einem vorgegebenen Raumkonzept anpassen und haben keine Möglichkeiten zu gestalten“, sagt die Dezernentin.