Harte Männer trainieren für die Nachstellung der historischen Schlacht von Suentana im Erlebniswald Trappenkamp

Bad Segeberg. Schwerter krachen auf Schilde. Angriff, Parade, Treffer. „Ich bin raus“, ruft der Getroffene und geht einen Schritt zurück. In der Tennishalle des TC Bad Segeberg wiederholt sich dieser Ablauf immer wieder. Denn hier trainieren einige der Kämpfer, die im kommenden Mai im Erlebniswald Trappenkamp die Schlacht bei Suentana (auch: Schlacht auf dem Sventanafeld) aus dem Jahr 798 nachstellen wollen. Damals kämpften Sachsen in der Region um Bad Segeberg gegen westslawische Abodriten, die mit Unterstützung der Franken gewannen, wodurch der Widerstand gegen die Franken nördlich der Elbe gebrochen war. „Bei den Anmeldungen haben wir derzeit eine Übermacht auf Seite der Slawen“, sagt Danny Zierling. Das sei nicht schade, denn: „Dann können wir den Zuschauern besser erklären, dass die Sachsen verloren haben.

Die Kämpfer legen viel Wert auf eine „geschichtsnahe“ Ausrüstung

Zierling selbst stellt einen freien sächsischen Bauern dar und gehört zu der Gruppe von Organisatoren, die die sogenannte Reenactment-Schlacht vorbereiten; er ist unter anderem für das Training verantwortlich. Und Training ist wichtig, denn die Kämpfe sollen möglichst realistisch aussehen und gleichzeitig ohne schwerere Verletzungen enden. „Ein paar blaue Flecke sind normal“, erklärt Zierling. Er selbst habe gerade seinen Handschuh nachgebessert, nachdem er zuletzt einen schmerzhaften Schlag auf das Handgelenk bekommen hatte. Die Kämpfer legen viel Wert auf eine „geschichtsnahe“ Ausrüstung – der Begriff authentisch soll möglichst vermieden werden.

Da im frühen Mittelalter um das Jahr 800 herum so gut wie keine Kettenhemden und ähnliche Eisenrüstungen existierten, werden die Kämpfer im kommenden Mai zumindest von außen betrachtet so gut wie ungeschützt sein. Denn unter der historischen Tracht gilt der sogenannte Kitguide nicht, in dem die Organisatoren aufgeschrieben haben, was getragen werden darf.

Unter dem Gewand tragen Zierling oder Sönke Sandhoff aus Bornhöved Bein- und Brustschutz, die für Motocross-Fahrer produziert wurden. Für Sandhoff ist das auch ein Grund, weswegen er beim Training eine weite Hose trägt. Sie sei um 800 eher in Skandinavien verbreitet gewesen und passt weniger zu dem sächsischen Bauern, den er darstellt. Aber: „Da passt der Schutz besser drunter.“ Wenn Sandhoff dann vom Sachs, der typischen Waffe des sächsischen Bauern, oder einem Speer getroffen wird, schmerzt es weniger.

Das stellen auch die Neulinge fest, die noch fast komplett im Outfit des 21.Jahrhunderts antreten. So wie Marius Großkopff aus Großhansdorf. Für ihn ist es die erste Reenactment-Schlacht, er hat deshalb noch gar keine Ausrüstung. Die bekommt er beim Training geliehen, später will er gerne mit einem Speer kämpfen.

Bei jedem Wettkampf darf ein Kämpfer dreimal getroffen werden

Wie schwer das ist, lernt er in der Tennishalle. Abstand, Höhe der Waffe – schließlich soll niemand verletzt werden – und weitere Feinheiten erklären ihm die Mitkämpfer. Gerne könnten noch weitere hinzukommen. „Sie sollten vor allem Interesse an der Geschichte haben“, sagt Zierling. „Das ist es, was uns antreibt.“ Außerdem ist Reaktionsschnelligkeit von Vorteil. „Wenn man die nicht hat, ist es bei der Schlacht schnell vorbei.“

Bei einem Wettkampf dürfe jeder Kämpfer dreimal an den Armen oder Beinen getroffen werden, der Oberkörper zählt doppelt. Danach gilt der Getroffene als tot, erklärt Zierling. „In der Schlacht sollte man dann dem Publikum ein wenig was fürs Auge liefern und theatralisch fallen.“ Für die Nachstellung der Schlacht wird es hingegen ein Drehbuch geben, da das Ergebnis feststeht. „Es steht in den groben Zügen“, so Zierling. Für die Organisatoren gibt es bis dahin noch eine Menge zu tun – und zu trainieren.