Wilhelm Dahmen verlässt Alveslohe, weil die Polizeistation dichtgemacht wird. Es ist nicht die einzige Wache im Kreis

Kreis Segeberg. Monatelang haben sich die Menschen in den Dörfern gefragt: Wird auch unsere Polizeistation geschlossen? Jetzt liegt eine vorläufige Liste für den Kreis Segeberg vor. Von einer Schließung oder Zusammenlegung mit einer anderen Dienststelle sind folgende Stationen betroffen: Alveslohe, Hartenholm, Sievershütten, Wensin, Seedorf und Geschendorf. Organisatorisch bereits erledigt ist die Fusion der Stationen Trappenkamp und Bornhöved, jetzt muss nur noch ein neues Gebäude in Trappenkamp gefunden werden.

Die Landesregierung hatte eine kleine Anfrage der CDU-Abgeordneten Astrid Damerow beantwortet und darauf hingewiesen, dass die Pläne in den Direktionen – nicht im Ministerium - entstanden sind. Das heißt, die Polizeidirektion Segeberg ist für Schließungen und Fusionen in den Kreisen Segeberg und Pinneberg verantwortlich. Dabei ist die Vorgabe aus Kiel eindeutig: Ein Sicherheitsverlust ist nicht akzeptabel. Rechnet man die Zahl der betroffenen Polizeistationen zusammen, ist keine andere Direktion in diesem Ausmaß von Umstrukturierungen so betroffen wie die Segeberger.

Die Liste gibt jedoch noch keinen endgültigen Stand wider. Sie ist mit dem Hinweis „In der Diskussion/Planungsstand der Behörden“ überschrieben worden. Konkrete Planungsdaten lägen mit Ausnahme der Fusion von Trappenkamp und Bornhöved noch nicht vor, sagt Polizeisprecherin Sandra Mohr. Der Kreis-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Reimer Kahlke, geht davon aus, dass die Liste noch länger werden könnte. „Das ist nicht der Schlussstrich“, sagte er.

Auch für Alveslohe liegt ein vager Zeitplan vor. Die Station werde Mitte oder Ende des kommenden Jahres geschlossen, hatte der Leiter der Polizeiführungsstabes, Frank Matthiesen, vor wenigen Wochen gesagt. Damit geht eine fast 100-jährige Polizeigeschichte in der Gemeinde zu Ende. Die Stelle wird an die Station Ellerau abgegeben.

„Ich habe das gern gemacht“, sagt Dorfpolizist Wilhelm Dahmen, der seit 15 Jahren allein in der Station Alveslohe arbeitet. „Es ist schade, dass sich die Polizei hier zurückzieht.“ Nach Kahlkes Informationen wird auch der Dienstposten in Wiemersdorf aufgegeben. Stichtag ist der 1. August 2014. Denkbar ist, dass Wiemersdorf und Boostedt in Großenaspe zusammengelegt werden. Noch fehlt ein passendes Gebäude.

Junge Polizeibeamte bewerben sich kaum für den ländlichen Dienst

Unklar ist auch die Zukunft der Polizei im Nordosten des Kreisgebiets im Dreieck zwischen Bad Segeberg, Lübeck und Ostholstein. Um ein schnelles Eintreffen der Polizei sicherzustellen, ist dort weiterhin Präsenz erforderlich. Unklar ist nur, wo die Beamten stationiert werden. „Von Bad Segeberg aus sind die Entfernungen nicht zeitgerecht zu bewältigen“, sagt Kahlke.

Auch Kahlke bedauert das Ende für die kleinen Stationen und spricht vom Verlust einer Stücks Kultur; er hat selbst viele Jahre als Dorfpolizist gearbeitet. Nicht nur das Streben nach Effizienz und Wirtschaftlichkeit werden zum Aus für die kleinen Dienststellen führen, hat er festgestellt. Mancher kleiner Posten kann nur noch mit Mühe besetzt werden, weil junge Beamte sich kaum noch für den ländlichen Dienst bewerben.

Das Ende der kleinen Stationen soll auch für mehr Sicherheit der Beamten sorgen. Das Innenministerium lehnt es ab, dass Polizisten allein zu einem Einsatz fahren. Dass die Gefahren für Polizisten wegen zunehmender Angriffe gewachsen sind, hat auch Kahlke festgestellt.

Die Polizei ist bemüht, die Veränderungen in den ländlichen Regionen offensiv zu kommunizieren. In Bornhöved und Trappenkamp hat die Polizeiführung Gespräche mit Bürgermeistern und Kommunalpolitiker geführt. Im September reiste Innenminister Andreas Breitner zu einem Bürgergespräch über die Polizei nach Bornhöved. Dieses offensive Vorgehen ist auch in anderen Kommunen geplant, die von Schließungen und Fusionen betroffen sein könnten.

Kahlke ist sicher, dass die Umstrukturierungen auch künftig weitergehen werden, weil die Polizei in Schleswig-Holstein bis zum Jahr 2020 kräftig sparen muss. Um 122 Personen werde der Apparat schrumpfen, sagt der Gewerkschafter voraus. Gleichzeitig kämen neuen Aufgaben wie die Bekämpfung der Cyberkriminalität auf die Beamten zu. Inwieweit der Kreis Segeberg von der Personalreduzierung betroffen sein werde, könne noch niemand vorhersagen, sagt Kahlke. Betrachte man die Einsatzbelastung, komme die Polizei jedoch zu einem interessanten Ergebnis im Kreis Segeberg: Das Personal müsste wachsen – und nicht schrumpfen.