„Yelp“ soll für mehr Sicherheit sorgen. Erste Fahrzeuge wurden an die Polizei im Kreis Segeberg ausgeliefert

Kreis Segeberg . Der Ton klingt ein bisschen nach Alarmanlage. Yelp nennt die Polizei den Jaulton, den die neuen Streifenwagen in durchdringender Lautstärke verbreiten können. Vorbild war das Gejaule amerikanischer Streifenwagen. Yelp soll dazu dienen, die Aufmerksamkeit des Autofahrers auf den hinter ihm fahrenden Streifenwagen und die Anweisungen auf seinem Dachdisplay zu lenken. Dort könnte zum Beispiel „Stop Polizei“ stehen. Im Kreis Segeberg sind bereits die ersten Fahrzeuge mit der modernen Technik im Einsatz, sie sind in Henstedt-Ulzburg und Bad Segeberg unterwegs.

Ähnliche Fahrzeuge sind bereits bei der Bundespolizei im Einsatz

Die beiden Fahrzeuge gehören zum ersten Schwung der 485 Streifenwagen, die die Landespolizei in den nächsten Jahren anschaffen will. Die Beamten der Autobahnpolizei in Neumünster, die für die A7 nördlich von Hamburg zuständig ist, fahren künftig einen Mercedes-Kombi mit auffällig gelben Streifen, die für mehr Sicherheit sorgen sollen. Für die anderen Stationen und Reviere hat das Land zunächst 31 VW Passat-Kombi und 61 Mercedes Vito für den allgemeinen Streifendienst angeschafft. 4,8 Millionen Euro haben die Autos gekosten. Bis Ende 2017 sollen insgesamt weitere 368 Streifenwagen gekauft werden, teilte das Innenministerium in Kiel mit.

„Die technisch aufgerüsteten Streifenwagen sind ein wichtiger Beitrag, um die Arbeit der Polizeibeamten sicherer zu machen“, sagte Innenminister Andreas Breitner (SPD) bei der Vorstellung der neuen Autos. Ähnliche Fahrzeuge sind bereits bei der Bundespolizei und den Landepolizeibehörden von Bremen, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg im Einsatz.

Dort habe man gute Erfahrungen mit den Videoaufzeichnungen gemacht, die mit einigen der neuen Fahrzeuge möglich sind. Stoppt die Polizei ein Auto – notfalls mit der Hilfe von Yelp –, sollte der Fahrer aus Sicherheitsgründen vor dem Streifenwagen anhalten. Dann zeichnet die Videoanlage das Geschehen unmittelbar vor dem Polizeifahrzeug auf. Bei Fahrzeugen, die auf der Autobahn eingesetzt werden, ist eine Videoaufzeichnung nach vorne und hinten möglich.

„Die Haushaltslage des Landes lässt es leider nicht zu, dass bereits alle aktuell neu beschafften Streifenwagen mit einer Videoeigensicherungsanlage ausgerüstet werden konnten“, sagte Breitner. Es werde noch einige Zeit dauern, bis der gesamte Bestand an Streifenwagen damit ausgestattet wird. „Wir werden unser Ziel je nach verfügbaren Haushaltsmitteln schrittweise verwirklichen“, sagte Breitner.

Alle Streifenwagen sind mit blauen Frontblitzern ausgestattet

Die neuen digital gesteuerten „Dachbalken“ können auf dem Display knapp achtzig unterschiedliche Aufforderungen, Hinweise und Zeichen geben wie „Bitte Folgen“, „Stau“ oder „Nebel“. Soll ein Verkehrsteilnehmer angehalten werden, senden die Polizeibeamten künftig ein zusätzliches Signal. Es erscheint zunächst der Text „Stopp Polizei“ beziehungsweise „Stop Police“ im Wechsel mit einem roten Licht. Reagiert der Fahrer nicht, kann der Anhalteton Yelp zugeschaltet werden. Alle Fahrzeuge sind mit sogenannten blauen Frontblitzern ausgestattet, die zusätzlich zum Blaulicht auf dem Dach die Aufmerksamkeit erhöhen sollen.

Ebenfalls neu sind in die Dachbalken integrierte Arbeitsscheinwerfer, die die Bereiche vor und neben den Streifenwagen ausleuchten. Außerdem wurde ein Warnsystem mit nach hinten abstrahlenden gelben Leuchten zur Warnung von Verkehrsteilnehmern integriert.

Bei der Ausrüstung der Neufahrzeuge haben die Polizisten auch an die Autofahrer gedacht, die trotz Yelp, Blau- und Rotlicht nicht anhalten wollen. Zur Ausrüstung in jedem Auto gehört ein Stop-Stick, der blitzschnell über die Straße geworfen wird und beim Überfahren die Reifen des Fluchtautos beschädigt. Die bis zu drei Meter langen, mit Schaumstoff ummantelten Sticks ersetzen die Nagelgurte, die aufwendig befestigt werden mussten und häufig Fahrzeuge ausbrechen ließen.

Dabei kam es immer wieder zu gefährlichen Situationen für die Insassen und die Beamten an der Sperre. Polizisten haben die Gurte deshalb nicht mehr benutzt und waren gezwungen, riskante Verfolgungsjagden in Kauf zu nehmen. „Der neue Stop-Stick ist sofort und nahezu risikofrei einsetzbar“, teilte das Innenministerium mit.