Altenpflegeschule in Norderstedt eröffnet neu und bietet 120 Plätze. Das Land fördert die Ausbildung finanziell

Norderstedt. „Das ist der Höhepunkt des Jahres und der Beweis dafür, dass Diakonie und Kirche gerade an diesem Standort zur Altenpflegeausbildung stehen“, sagte Andreas Hamann, Leiter des Instituts für berufliche Aus- und Fortbildung (IBAF), als die Altenpflegeschule in Norderstedt neu eröffnet wurde. Gerade am dicht besiedelten Hamburger Rand sei es nötig, Pflegepersonal auszubilden. Der Mangel sei schon jetzt eklatant. Die Experten gingen davon aus, dass bis zum Jahr 2030 im Kreis Segeberg rund 2500 Kräfte in der Altenpflege fehlen werden. Die Ausbildungsschule am Rugenbarg soll helfen, diese Lücke zu schließen.

120 vornehmlich junge Männer und Frauen werden in den Räumen auf ihre spätere Arbeit vorbereitet. Sie lernen Knochen und Muskeln des menschlichen Körpers kennen, erfahren, wie Wundliegen verhindert, Blutdruck gemessen und ein Medikamentenplan erstellt wird. Die Hälfte der Plätze wird seit Kurzem vom Land mit 290 Euro pro Platz und Monat gefördert – die Landesmittel sind ein wichtiger Baustein, um die Altenpflegeschule zu finanzieren.

Lange hat der Betreiber gemeinsam mit der Stadt Norderstedt, Vertretern der Alten- und Pflegeheime, dem örtlichen Seniorenbeirat und Ute Algier, frühere Vorsitzende des Sozialausschusses und Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Heimmitwirkung, um die Finanzspritze des Landes gekämpft. Bis dahin gab es im Kreis Segeberg keinen einzigen geförderten Ausbildungsplatz.

Doch nun zahlt das Land für 64 Plätze, auch die Arbeitsagentur Elmshorn engagiert sich und fördert Umschulungen. „Da geht mein besonderer Dank an den zuständigen Mitarbeiter Michael Behrmann, der gezeigt hat, wie kreativ bürokratische Arbeit sein kann“, sagte Hamann. Behrmann hatte in Norderstedt ein Modellprojekt initiiert, in dem sich Ungelernte schon in zwölf Monaten zu Altenpflegehelferinnen und -helfern ausbilden lassen können. Sie lernen die Theorie am Institut für berufliche Aus- und Fortbildung (IBAF) am Rugenbarg, die Praxis in den Alten- und Pflegeheimen.

Jetzt gibt es ausreichend Büro- und Schulungsräume für die Azubis

Die gesicherte Finanzierung hat IBAF zum Anlass genommen zu expandieren. Zu den 200 Quadratmetern im Obergeschoss sind nochmals 200 zu ebener Erde hinzugekommen, sodass es ausreichend Schulungs- und Büroräume gibt. „Wir wollen und brauchen Hände, die ihr Handwerk beherrschen, Köpfe, die das nötige Wissen haben und Menschen, die ihren Beruf als Berufung sehen“, sagte der Segeberger SPD-Bundestagsabgeordnete Franz Thönnes bei der Eröffnungsfeier. Die Zahl der Menschen, die 80 und älter sind, werde bis 2030 bundesweit um 130 Prozent steigen, die derjenigen, die 65 und älter sind, um 24 Prozent.

Es gehe aber nicht nur um Kompetenz, sondern auch um Zeit und Zuwendung. „Manchmal fehlt den Pflegekräften einfach ein Zeitfenster, um mit den Bewohnern zu sprechen und ihnen ein Stück Menschlichkeit zu geben, weil die Arbeitspläne so dicht getaktet sind“, sagte Thönnes. Die Große Koalition werde Geld in die Hand nehmen, um die Qualität in der Pflege zu verbessern. Das werde nur über eine Beitragserhöhung um 0,5 Prozent gehen. Auch das Land Schleswig-Holstein wolle die Pflege optimieren und eine Pflegekammer einrichten.

Wichtig sei zudem, dass kulturelle Elemente in die Ausbildung der Altenpfleger und Altenpflegerinnen einfließen. „Wir sind eine Multi-Kulti-Gesellschaft, und unterschiedliche Kulturen und Sprachen werden sich auch in der Betreuung widerspiegeln. Wobei Pflege sich ja nicht nur auf Alte bezieht, auch Kinder müssen gepflegt werden“, sagte der Politiker.

Es gehe auch darum, die ambulante Pflege zu verbessern. „Und angesichts der Situation mit dem enormen Mangel an Fachkräften kann es nicht sein, dass die Auszubildenden noch Geld mitbringen müssen. Die Ausbildung muss kostenlos sein“, sagte Thönnes. In jedem Fall sei die Altenpflegeschule in Norderstedt gut aufgestellt, ein mittelständisches Unternehmen mit guten Zukunftschancen.

Hamann erinnerte daran, dass die Bundesregierung, egal in welcher Konstellation, seit Langem eine Pflegereform und eine neue Definition der Pflegebedürftigkeit verspreche. „Doch darauf warten wir immer noch. Dabei ist es eine essenzielle Aufgabe für die Zukunft, vernünftige Finanzierungsmodelle zu entwickeln“, sagte der IBAF-Geschäftsführer.