Schauspielerin Ellen Schwiers legt in der Komödie „Altweiberfrühling“ wieder einmal gekonnt den ganz großen Auftritt hin

Norderstedt. Sie ist und bleibt die Grande Dame des Theaters. Wenn Ellen Schwiers die Bühne betritt, füllt sie mit ihrer Präsenz den ganzen Raum. Da kann Bruder Holger Schwiers noch so sehr durch die Kulissen poltern und toben, das souveräne Spiel seiner Schwester erreicht er nicht. Mit der Komödie „Altweiberfrühling“ gastierte das Ensemble Jacob-Schwiers in der „TriBühne“ in Norderstedt, und das Publikum zollte der großen Schauspielerin mit begeistertem Applaus Respekt und Dank.

Mit innerer Überzeugung füllt Ellen Schwiers ihre Rollen mit Leben. Das war in dem Drama „Martha Jellneck“ so, das ist auch als Martha Jost in „Altweiberfrühling“ der Fall. Sie ist mal die alte Frau, die sterben will, dann die Mutter, die an der Engstirnigkeit ihres Sohnes verzweifelt, endlich die Frau, die es noch einmal wissen will, sich auf ihren Beruf als Dessous-Schneiderin besinnt, mitten im bayerischen Dorf eine Lingerie eröffnet und damit empörten Widerstand produziert.

Ihr zur Seite steht Eva Röder als Freundin Lisi Bigler, die den Dessous-Laden vorantreibt. Das macht Röder mit viel Temperament, manchmal auch reichlich überdreht, und gibt mit Erfolg die durchgeknallte Type. Das Pendant zu Röder ist Heide Ackermann als Hanni Meyer. Mit stoischer Ruhe gibt sie erst den Bauerntrampel, der sich von Bruder und Vater ausnutzen lässt, um sich dann listig zur aufmüpfigen Frau zu wandeln. Vollständig ist das Dessous-Laden-Trio mit Dagmar Hessenland als Frieda Eggenschwyler, die als reiche Witwe ein tristes Leben in einem Seniorenstift fristet, immer einen Flachmann in der Tasche hat und sich beim Wäsche-Geschäft rasant verjüngt.

Junges Leben bringt Liza Riemann als Shirley auf die Bühne. Blöderweise hat sie sich in den Pfarrer verknallt, Martha Josts engstirniger Sohn. Frank Hangen spielt diesen frömmelnden Gottesmann nicht ohne Übertreibung. Das Musterbeispiel an Übertreibung aber bietet Holger Schwiers als Bürgermeister Fritz Meyer. Seine Aktionen und Wutanfälle sind einfach nur nervig und zerklittern jegliche nachdenkliche Nuance, die bei diesem Spiel um ein sinnvolles, erfülltes Alter aufkeimen könnte. Eine Komödie sollte schließlich nicht nur zum Brüllen sein.