Die Kaltenkirchener Einrichtung startete als kleine Elterninitiative. Stiftungskapital soll 50.000 Euro betragen

Kaltenkirchen. Ohne aktive Mitarbeit läuft beim Tausendfüßler nichts. „Engagement wird erwartet“, sagt Gründungsmitglied Anke Kehrmann-Panten. Mitmachen, anpacken, Impulse geben – das war gleichsam die DNA, als der Kaltenkirchener Verein 1992 zur Welt kam. Damals trafen sich Eltern, die mit den zwei (!) bestehenden Kindergärten in der Stadt nicht zufrieden waren und die Betreuung selbst in die Hand nahmen. Heute sind die Tausendfüßler eine Organisation mit Angeboten für jede Altersgruppe, Hunderten von Mitgliedern, vielen Veranstaltungen pro Woche und 90 Mitarbeitern. Die kleine Elterninitiative verwandelte sich in ein Unternehmen, nur die Strukturen wuchsen nicht mit. Das soll sich jetzt ändern: Aus dem Verein Tausendfüßler soll eine Stiftung werden.

Eine Stiftung dieser Art wäre in Schleswig-Holstein einmalig. Dennoch glauben die Vorstandsfrauen Anke Kehrmann-Panten, Ute Grimm-Holfert und Ulrike Feige, dass das Innenministerium in Kiel das Projekt genehmigen wird. Mit dem Vereinsvermögen, Immobilien und Spenden sollen 50.000 Euro zusammenkommen und das erste Stiftungskapital bilden. Außerdem ist die Gründung eines Fördervereins geplant.

Den Tausendfüßler-Betrieb als Stiftung zu führen, biete mehr Kontinuität und Stabilität als ein Verein mit seinen Wahlen, Personalwechseln und Entscheidungen, die zuweilen von wenigen für alle getroffen werden. Längst hat auch den Tausendfüßler eine Entwicklung eingeholt, die andere Vereine beklagen: Immer mehr Menschen wollen sich nicht für einen Verein insgesamt, sondern für einzelne Projekte engagieren. Die Stiftung soll die projektbezogene Arbeit – zum Beispiel für eine Kita-Gruppe oder eine Senioren-Veranstaltung – erleichtern. Auch wenn dabei ein Stück Demokratie verloren geht. „Die Transparenz soll erhalten bleiben“, verspricht Anke Kehrmann-Panten. Sie hofft, dass sich künftig noch mehr Menschen motivieren lassen, beim Tausendfüßler mitzuarbeiten.

Zu tun gibt es genug. Der Tausendfüßler betreut in Horten und Kindertagesstätten mehr als 400 Jungen und Mädchen, mehr als 100 Erwachsene nehmen pro Woche an Kursen teil. Hinzu kommt die Arbeit in Jugendhäusern, offenen Ganztagsschulen und Veranstaltungen von der Geburtsvorbereitung über die Flötengruppe für Kinder, die von einem engagierten Vater geleitet wird, bis zum Yoga-Kursus. „Längst geht es nicht mehr nur um Kinder“, sagt Anke Kehrmann-Panten. Der Tausendfüßler wandelt sich zur Familienstiftung, der inzwischen auch in mehreren Nachbargemeiden Kaltenkirchens aktiv ist.

Als der Tausendfüßler 1992 gegründet wurde, ging es den Eltern darum, die Betreuung ihrer Kinder in den Kitas mitzugestalten. „Wir wollten mehr, als nur ab und zu mal einen Kuchen vorbeibringen; wir wollten uns einbringen“, erinnert sich Anke Kehrmann-Panten. „Das war damals nicht erwünscht.“ Die erste Tausendfüßler-Kita entstand in der Kleiderkammer des Roten Kreuzes beim Krankenhaus. Dazu kam der Familiengarten mit Spiel-, Sport- und Freizeitgruppen für Jungen und Mädchen, Väter und Mütter, Omas und Opas. „Das war damals neu im Norden“, sagt Kehrmann-Panten.

Schon damals träumten die Gründungsmütter und -väter von einem gemeinsamen Haus mit allen Angeboten unter einem Dach. Am 1. November 2011 war es soweit: Das Familienzentrum am Krückauring, bei dem Vereinsmitglieder kräftig mitgearbeitet hatten, wurde eröffnet. Der Bund und die Stadt hatten erhebliche Zuschüsse gezahlt. Auch an der Schützenstraße sind die Tausendfüßler inzwischen zu finden. Im zentral gelegenen Gemeinschaftshaus orientiert sich das Programm hauptsächlich an den Wünschen älterer Menschen.

Die Regel, dass Eltern bei der Kinderbetreuung mitarbeiten müssen, gilt ohne Wenn und Aber. Zehn Stunden putzen, reparieren oder andere Arbeiten sind pro Jahr Pflicht, freikaufen ist tabu. „Es geht um das Erlebnis in der Gemeinschaft“, sagt Anke Kehrmann-Panten. „Das ist unser Urgedanke.“