Der Verein „Strassentiger Nord“ an der Stormarnstraße in Norderstedt kümmert sich besonders um freilebende, verwilderte und unkastrierte Katzen oder Kater

Norderstedt. Obelix, der blinde Kater, wünscht sich zu Weihnachten eine große Keramikschale fürs Trinkwasser, Danny träumt von ihrem Lieblings-Nassfutter in Dosen. Und so geht es weiter: Clyde möchte eine neue Katzentoilette haben, Kitty mag nur Trockenfutter ohne Getreide, und Nelly, ebenfalls blind, tollt gerne mit kleinen bunten Spielmäusen herum.

An einem geschmückten Weihnachtsbaum im „Futterhaus“ an der Stormarnstraße hängen Wunschzettel mit Fotos von liebenswerten, anhänglichen Schmusekätzchen. Sie haben eines gemeinsam: Sie suchen ein Zuhause. Nicht nur für die Weihnachtstage, sondern für ihr ganzes Leben. „Kein Tier gehört unter den Weihnachtsbaum“, sagt Vereinsvorsitzende Tanja Beu.

Bei der Suche nach einer neuen Familie sind die Mitglieder des Vereins „Strassentiger Nord“ behilflich – mit großem Engagement.

Besonders abgesehen haben sie es auf freilebende, verwilderte und unkastrierte Katzen oder Kater. „Damit können wir eine unkontrollierte Vermehrung verhindern“, sagt die Vereinsvorsitzende Tanja Beu.

Die Katzen, entweder entlaufen, zugelaufen oder ausgesetzt, werden von ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen abgeholt oder eingefangen, zu einem Tierarzt gebracht, kastriert, ärztlich versorgt und in der Regel an ihrem ursprünglichen Ort wieder ausgesetzt. Etliche Katzen werden auch an neue Besitzer vermittelt. Claudia Keck, die 2. Vorsitzende, erzählt herzzerreißende Geschichten über Katzen, die ungewollt den Weg zu „Strassentiger Nord“ gefunden haben: von Anton, dem weißen Kater, der in der Ferienzeit ausgesetzt wurde und halb verhungert in einem Korb am Straßenrand lag; von der blinden und schwerhörigen Katze Ella, die im Winter fast tot gefunden wurde und von Kater Jo, der mit offenen Stellen und voller Parasiten aufgesammelt wurde. Ein Glück: Alle drei Tiere fanden liebevolle Familien.

Ob das auch der schwarze Kater schafft, der vor einigen Tagen in Struvenhütten aufgefunden wurde? Sehr zutraulich, schmusig, nicht kastriert, nicht gechipt, voller Flöhe. Die Röntgenaufnahmen eines Tierarztes haben gezeigt, dass sein Becken – vermutlich durch einen Autounfall – gebrochen ist.

Derzeit machen 50 Katzen bei „Strassentiger Nord“ Zwischenstation, 35 haben bei Vereinsmitgliedern eine vorübergehende Bleibe gefunden.

Zwei Katzen leben bei Ursula Musius in Quickborn: Lilly, eine Katze mit einer leichten Behinderung und fehlendem Schwanz und Eddi, ein temperamentvoller Kater. „Ich möchte die Erfahrung nicht missen, diese lieben Tiere bei mir aufwachsen zu sehen“, sagt die Katzenfreundin. „Bei mir zu Hause bin ich nur die Untermieterin.“ An drei Tagen in der Woche kümmert sie sich auf der Pflegestelle in Norderstedt um die Katzen. Ab und zu werden sie sogar mit leiser Klangschalen-Entspannungsmusik verwöhnt.

Christine Biehl aus Henstedt-Ulzburg sind die drei „Strassentiger“-Katzen, die seit fünf Monaten bei ihr wohnen, ans Herz gewachsen. „Was ich einmal habe, gebe ich nicht so leicht wieder her“, sagt sie. „Sie sind wie meine eigenen Katzen.“ Martina Rex aus Norderstedt fängt Katzen zum Kastrieren oder auch, wenn sie verletzt oder krank sind. Sie verteilt Futter und organisiert Infostände – und sie weiß, wie man wilde Jungkatzen fängt und wie man sie an Menschen gewöhnt, bevor sie zu Schmusetigern werden.

Seit zweieinhalb Jahren ist Petra Schönbeck aus Kisdorf Mitglied. „Ich putze die Räume in der Stormarnstraße, füttere die Katzen, gebe ihnen die Medizin und spiele mit ihnen, wenn noch Zeit bleibt und sie Lust haben“, sagt sie.

Elena Weber aus Hamburg-Langenhorn verteilt Flyer und Infomaterial bei Tierärzten, in Futterhäusern und in Reitergeschäften. Sie leert Spendendosen und Futterboxen, bringt Spendenboxen an und leert diese. 140 Leergutbons hatte sie einmal bei einem Lebensmitteldiscounter in der Spendenbox. „Ich bin glücklich über jeden Cent für die Katzen“, freut sie sich.

Es sind nicht nur die Frauen, die nahezu ihre gesamte Freizeit für den Tierschutz opfern. Thorsten Jahn ist auch dabei. Er fängt Katzen zum Kastrieren, fährt sie zum Tierarzt und verteilt Futter.

Täglich benötigt „Strassentiger“ Futter für 200 bis 250 Katzen. Katja Weidler aus Hamburg-Stellingen hat davon auf der Internetseite gelesen und ist vor Weihnachten mit einem bis oben gefüllten Einkaufswagen voller „Fresserchen“ und Accessories zum Verein „Strassentiger“ gefahren. „Ich möchte den Verein unterstützen“, sagt sie.

„Wir machen die Erfahrungen, dass viele Katzen ausgesetzt, zurückgelassen oder einfach entsorgt werden“, klagt die 1. Vorsitzende Tanja Beu. „Unkastrierte Freigänger-Katzen vermehren sich unkontrolliert. Das führt zu einem Anstieg von halb verhungerten, leidenden und kranken Tieren. Das wollen wir verhindern.“

Jedes Jahr werden durch Hilfe des Vereins rund 100 Katzen/Kater kastriert, die sonst nicht kastriert worden wären und die durch ihren Nachwuchs zur Vergrößerung des Katzenelends beigetragen hätten.

Die Weihnachtsaktion im „Futterhaus“ steuert gegen dieses Elend. Marktleiter Detlef Hoffmann sagt: „Meine Mitarbeiterinnen haben schon viele Weihnachtspakete mit Geschenken für die Katzen gepackt. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist unglaublich groß.“

Am kommenden Montag stellen wir Ihnen den Förderverein Ossenmoorpark vor. Alle Folgen der Serie finden Sie im Internet.

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