In Norderstedt zeigt sich jetzt verstärkt, was sich in Hamburg schon seit Jahren als Problem der Stadt- und gesellschaftlichen Entwicklung offenbart: Wohnungen aus den 60er- und 70er-Jahren entsprechen nicht mehr dem aktuellen Wohn- und Energiestandard.

Sie müssen saniert, im Extremfall abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Die Folge: Altmieter können die höhere Miete nicht mehr bezahlen und werden verdrängt – Gentrifiziereng nennen die Stadtsoziologen den Prozess, bei dem vornehmlich Rentner und Geringverdiener finanzkräftigen Mietern weichen müssen.

Doch während die Betroffenen in Hamburg notfalls in ein noch günstiges Quartier wechseln können, gibt es in Norderstedt keine Alternative. Es fehlt an günstigem Wohnraum. Natürlich ist es richtig und nötig, dem Verfall von Wohnungen entgegenzuwirken. Aber: Augenmaß ist gefragt. Die Verantwortlichen der Wohnungsgesellschaften sollten sehr genau prüfen und – fast noch wichtiger – mit den Betroffenen so weit und so früh wie möglich abstimmen, was wirklich nötig ist.

Und die Sanierer sollten von vornherein mit offenen Karten spielen. Wer Ersatzwohnungen verspricht, obwohl es keine gibt, handelt unlauter. Das gilt auch, wenn Altmieter, die seit 40 Jahren Miete und Umlagen zahlen, plötzlich als Neumieter eingestuft werden und dopplet so viel Miete zahlen sollen wie bisher. Nur so lassen sich Kompromisse finden, die für beide Seiten akzeptabel sind.