Weihnachten – „Alle Jahre wieder der gleiche Mist: Einkaufsstress, Krach in der Familie am Heiligen Abend. Ja, und dann noch die Kirche mit ihrer moralischen Weihnachtsbotschaft.

Ich hab’ sowieso genug von denen... Nach dem, was ich in diesem Jahr erleben musste, sollen die mich mal in Ruhe lassen mit ihrem glänzenden alljährlichen Weihnachten…“

Tun wir aber nicht. Denn Weihnachten ist kein nettes Fest, ist nicht Friede, Freude, Eierpunsch und auch nicht Glühwein, Weihnachtsgeld oder auf 48 Stunden begrenzte Harmonie.

Weihnachten stellt unsere Welt auf den Kopf, ist radikal, will die Veränderung. Und ja, dafür haben wir als Christen eine Botschaft: Gott wird Mensch! Da liebt uns ein Gott so sehr, dass er selbst Mensch wird. Da macht sich ein allmächtiger Gott in einem jüdischen Kind in der Krippe klein, schwach und ohnmächtig. Da lässt sich ein Gott auf uns ein, liebt uns so sehr, dass er vor allem in unser Dunkel, unser Leid, unsere Traurigkeit, in unsere Begrenztheit hineinkommt.

Da ist ein Gott so groß und stark, dass er sich klein und schwach machen kann. Da ist ein Gott so voll Liebe, dass er sich ganz uns Menschen schenkt. Da ist sich ein Gott nicht zu fein dafür, in einem Stall zur Welt zu kommen, auch nicht in dem Stall unseres Lebens, in dem es auch oft dreckig und unaufgeräumt ist, in dem auch so manches vielleicht zum Himmel stinken mag. Ja, Gott kommt zur Welt. Und er wartet nicht erst darauf, dass wir zu ihm kommen, er kommt uns entgegen. Er wird Mensch in einer jungen Frau aus dem Volk Israel. Er hat sich für seine Geburt kein vornehmes Zimmer genommen und, kaum zur Welt gekommen, ist erst einmal Flucht, Obdachlosigkeit und Asyl angesagt.Er macht es sich nicht bequem, er kommt mitten hinein in unser oft dunkles, begrenztes Menschenleben. Er kommt zu uns, weil es für uns manchmal so schwer ist, zu ihm zu gehen, oder wir bewusst und unbewusst vor ihm fortlaufen.

Weihnachten ist das Fest Gottes, das von seiner Liebe zu den Menschen erzählt. Und das ist das Fest der Menschen, die die Liebe dieses Gottes feiern. Nicht nur zu Weihnachten – wenn Du magst, an jedem Tag.

Tobias Knöller ist Diakonder Kreuzkirche in Henstedt-Ulzburg