Uwe Fossemer darf endlich im Rathaus Kaltenkirchen ausstellen. Der Kunstschau ging ein Schlagabtausch mit Bürgermeister Hanno Krause voraus

Kaltenkirchen. Bürgermeister Hanno Krause schickte seinen Stellvertreter Hauke von Essen. Obwohl der Ausstellung von Uwe Fossemer im Mai ein lautstarker Schlagabtausch vorausgegangen war, und viele Besucherinnen und Besucher der Vernissage zur Ausstellung mit Glaskunst des Itzstedter Künstlers gespannt auf ein Wort des Bürgermeisters warteten. Sie warteten vergeblich.

Der Schlagabtausch: Im Mai sollte der gebürtige Kaltenkirchener Uwe Fossemer zu seinem 70.Geburtstag im Rathaus eine Ausstellung mit Ölbildern gestalten. Doch die zeitkritischen Aussagen der Sujets und vor allem die Motive mit Phallussymbolen hielt Kaltenkirchens Bürgermeister nicht angemessen fürs Rathaus. Fossemer konterte mit der Freiheit der Kunst und der Meinungsäußerung nach Artikel5 des Grundgesetzes und warf Krause Zensur vor. Die Ausstellung platzte.

„Uwe Fossemers Ausstellung ist ein großer Gewinn für unser Rathaus.“

Kaltenkirchens stellvertretender Bürgermeister und Stadtrat Hauke von Essen lächelte alle Dissonanzen weg und sagte: „Uwe Fossemers Ausstellung ist ein großer Gewinn für unser Rathaus.“ Fossemer indes stellte klar, wem seiner Meinung nach das Rathaus gehöre: „Ich danke den Kaltenkirchener Bürgerinnen und Bürgern, die mir ihr Rathaus für diese Ausstellung zur Verfügung stellen“.

Pater Michael Baumbach von der katholischen Ordensgemeinschaft Münster legte in seiner Laudatio auf die Ausstellung und den Künstler nach: „Menschen zeigen sich in der Form, wie sie mit Kunst umgehen, und dazu gehört Vertrauen“.

„Im Kaltenkirchener Bilderstreit scheint kein Vertrauen entstanden zu sein.“

Fossemer hat 48 Glasbildnisse für den Kreuzgang des Klosters gearbeitet. Er habe die Mönche auf jeden seiner Arbeitsschritte mitgenommen und ihnen neue Sichtweisen auf seine Glaskunst eröffnet, die auch in den Exponaten der Ausstellung im Kaltenkirchener Rathaus sichtbar werden würden.

„Im Kaltenkirchener Bilderstreit aber scheint kein Vertrauen entstanden zu sein“, sagte Baumbach. Im Vertrauen aber könnten sogar Wunder entstehen und Fossemers Glaskunst, die durch Licht entstehen würde, könnte im wahrsten Wortsinn erleuchten. „Uwe Fossemer ist ein Kämpfer und Mahner für die Freiheit der Kunst und damit für die Freiheit der Menschen, und er bringt wieder zusammen, was auseinander fällt“, sagte Baumbach deutlich.

Die Motive in Uwe Fossemers Glaskunst sind bei genauem Betrachten vielleicht noch brisanter als simple Phallussymbole. Gearbeitet aus Antikglas, bleiverglast, in Schleiftechnik und Polierbrand, mit Schwarzlot und Silbergelb markant gefärbt, entfalten sie bei längerer Betrachtung eine stark symbolische Zeitkritik. Beispielsweise die Fische, die nur noch als Gräten im Meer schwimmen. Oder der Farbstrudel, um dessen tiefblaue Mitte mit einem leuchtend flirrenden Strahlenkranz ein ganzes Universum wirbelt.

Fast immer arbeitet Fossemer seine Motive zu einer starken Mitte hin, eine Mitte als Bezugspunkt, als ruhender Pol. Für Fossemer, ein tief gläubiger Mensch, scheint dieser Punkt Gott zu sein, um den sich das Universum dreht und mit ihm die Menschen.

Wehe ihnen, wenn sie das göttliche Gefüge stören. Viele seiner Glaskunst-Bilder scheinen wie gerade vom Himmel geholt. Ein starkes, Hoffnung gebendes Blau dominiert, kleine und größere Sterne und Fixpunkte kreisen um die Mitte, gleiten auf Lichtbahnen und werden vom Zentrum magnetisch angezogen, fasziniert von einer mystischen Aura.

Zu sehen im Rathaus Kaltenkirchen an der Holstenstraße bis 22. Dezember, montags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr, montags und dienstags von 14 bis 16 Uhr, donnerstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr.