Herbert Brüning und das Amt Nachhaltiges Norderstedt bekommen den Nachhaltigkeitspreis 2013 des Landes. Für den Klimaschutz made in Norderstedt interessieren sich Stadtplaner weltweit

Norderstedt/Kiel. Bei Herbert Brüning, dem Leiter des Amtes Nachhaltiges Norderstedt, ist ein gewisser Gewöhnungseffekt eingetreten. „Der wievielte Preis ist das jetzt? Der 40ste? Ich weiß es gar nicht so genau.“ Am Donnerstag wurde dem Amt „NaNo“ aus den Händen des schleswig-holsteinischen Umweltministers Robert Habeck der Nachhaltigkeitspreis 2013 des Landes verliehen. 5000 Euro Preisgeld sicherte die Stadt sich als erster Preisträger. Despektierlich will Brüning jetzt aber nicht klingen. „Natürlich sind wir sehr stolz auf diesen Preis. Er zeigt uns wieder einmal, dass wir den richtigen Weg in Norderstedt eingeschlagen haben. Das hat sich nicht nur auf Landesebene herumgesprochen, sondern mittlerweile in ganz Deutschland und weltweit.“

Doch zunächst zu der Ehre, die Norderstedt im Land zuteil wurde. Den schleswig-holsteinischen Nachhaltigkeitspreis gab es für die Ansiedlung des Solardorfes an der Müllerstraße. Für Umweltminister Habeck ein „Meilenstein für die intelligente Stromnutzung mit Elektromobilität“. Dort werden sich die Bewohner von 28 Häusern über Solaranlagen selbst versorgen. Reicht die Sonne nicht, liefert ein Blockheizkraftwerk die fehlende Energie. Überschüssiger Strom soll für Elektroautos genutzt oder gespeichert und nachts in Hausbatterien zurückgeführt werden. Außerdem ausgezeichnet wurde das Norderstedter Fußverkehrskonzept und die Themenrundwege.

Norderstedt hat sich mit den beiden Projekten gegen 57 andere im Land durchgesetzt. „Es ist toll, wie viele Leute sich Gedanken darüber machen, wie Mobilität aussehen kann – eine Mobilität, die die Auswirkungen auf das Klima und die Natur, auf die Entwicklung der Gesellschaft und auf die Wirtschaft im Blick hat. Solche Ideen und Projekte können als Vorbild dienen“, sagte Habeck.

Den zweiten Preis (4000 Euro) holte sich die Kooperation des Kreises Nordfriesland für das Projekt „Strom tanken in Nordfriesland“. Seit 2010 wurden hier 21 Aufladestationen nur für Elektrofahrräder und 38 für alle E-Fahrzeuge im gesamten Kreis aufgebaut. Das Konzept scheint aufzugehen: Mit 160 Elektroautos ist die Hälfte der gesamten Flotte Schleswig-Holsteins in Nordfriesland gemeldet.

„Durch Preise wie diesen haben wir mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem sich unsere Bemühungen für die Nachhaltigkeit richtig auszahlen“, sagt Brüning. Norderstedt habe mittlerweile einen Namen in der weltweiten nachhaltigen Stadtplanungs-Szene. „Und das hat uns zwei bundesweite Forschungsprojekte eingebracht“, sagt Brüning. Die 1. Phase des Projektes „ZukunftsWerkStadt“ wurde gerade abgeschlossen. Außerdem ist Norderstedt im „sehr kleinen Kreis“ der bundesdeutschen Städte, die in Kooperation mit zwölf Fraunhofer-Instituten Teil des Projekt „Morgenstadt“ sind. Dort wird der Weg zur ressourceneffizienten, intelligenten und nachhaltigen Stadt der Zukunft gesucht. Mit Blick auf die Aktionen der Teilnehmerstädte sollen die Erfolgsfaktoren für den Wandel zu nachhaltigen und zukunftsweisenden Städten identifiziert werden.

Innerhalb des Netzwerkes knüpft Norderstedt mittlerweile weltweite Kontakte. Ein in Stuttgart und Shanghai ansässiges Planungsbüro, das bei „Morgenstadt“ dabei ist, wurde aufmerksam auf die Norderstedter Projekte. „Jetzt meldeten sich Stadtplaner aus Shanghai bei uns, die von uns lernen wollen, wie nachhaltige Stadtentwicklung geht“, sagt Brüning. In der chinesischen Metropole würden die Planer keine Bebauungspläne kennen, sie arbeiteten mit hoher Geschwindigkeit und ganz anderen gesetzlichen Rahmenbedingungen. „Sie wollen dabei die Qualität wie in Deutschland erreichen. Und so kamen die Chinesen auf Norderstedt“, sagt Brüning. Er hat eine Delegation der Shanghaier Kollegen eingeladen und wartet auf deren Zusage.

Ebenso interessiert am Norderstedter Weg sind die Verantwortlichen eines japanischen Gasversorgers. „Das ist ein Konkurrent des Energie-Riesen Tepco. Die wollen die systemische Veränderung ihres Geschäftes erreichen, hin zu mehr Klimaschutz und einer Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Kunden“, sagt Brüning. Ein Vertreter der Firma war bereits hier.