Stadt und Kirche wollen die Friedhöfe an die neuen Bestattungs-Wünsche anpassen und die Einnahmen sichern

Norderstedt. Dekorative Baumgräber, Gemeinschaftsanalgen und Urnenstelen sollen auf den Friedhöfen in Norderstedt entstehen und die klassischen Erdgräber und Urnenfelder ergänzen. Damit wollen die Stadt, die die Friedhöfe in Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte verwaltet, und die Emmaus-Kirchengemeinde, die für den Friedhof in Garstedt zuständig ist, auf den Wandel in der Bestattungskultur reagieren. Mit den neuen Angeboten wollen Stadtverwaltung und Kirche die Wünsche der Bürger nach hübschen, individuellen, aber pflegeleichten Grabstätten erfüllen, aber auch die Einnahmen aus den Friedhofsgebühren sichern. Die drohen einzubrechen, denn die Konkurrenz auf dem Bestattungsmarkt wächst.

„Wir spüren wachsenden Konkurrenzdruck durch die größeren Angebote der Bestatter, durch die Friedwälder und andere Formen der Bestattung wie Seebestattungen“, sagt Peter Christian Petersen, Leiter der Friedhofsverwaltung im Norderstedter Rathaus. Noch vor 15 Jahren habe es für den Friedhof in Harksheide Wartelisten gegeben, heute zeigten sich erste Lücken in den langen Reihen der Gräber. Rund 700 Sterbefälle pro Jahr verzeichnet die Statistik für Norderstedt. Zehn bis 15 Prozent der Toten werden aber, so Petersen, nicht auf einem der vier Friedhöfe in der Stadt beerdigt. Allein 40 bis 50 Verstorbene finden bei einer Seebestattung ihre letzte Ruhe. Andere bevorzugten ein Grab in der Natur und entscheiden sich für die Totenruhe unter einem Baum im Wald.

Doch auch steigende Energiekosten für die Kühlräume belasten das Budget, zumal die Räume immer weniger genutzt werden. Die Bestatter haben, so Petersen, inzwischen eigene Räume, um die Toten zu konservieren. Der Kühlraum in Harksheide wurde schon zum Büro umgebaut, und die Stadt überlegt, einen der beiden weiteren auf den Friedhöfen Glashütte und Friedrichsgabe zu schließen. In Garstedt fließt nur noch Strom, wenn die Kühlung gebraucht wird. „Auch Tarifsteigerungen bei den Personalkosten wollen wir kompensieren, ohne die Gebühren zu erhöhen“, sagt der Verwalter. Festhalten will er an den Kapellen, obwohl auch die immer weniger genutzt werden, da zunehmend Angehörige in den Kapellen der Bestattungsunternehmen Abschied feiern.

Daher hatte die Stadt einen externen Gutachter beauftragt, die Situation zu analysieren und Verbesserungsvorschläge zu machen. Der Fachmann hat seine Ideen den Politikern im Umweltausschuss vorgestellt. „Die Überlegungen decken sich weitgehend mit dem, was wir uns vorstellen“, sagt Petersen.

Auch beim Gang über den kirchlichen Friedhof in Garstedt offenbaren sich freie Flächen, nach 25 Jahren sind die Verträge für die Grabstellen ausgelaufen.„Das klassische Erdgrab wird immer weniger verlangt. Die Älteren wollen ihren Kindern und Angehörigen nicht die Grabpflege aufbürden und verlangen Urnengräber“, sagt der Garstedter Friedhofsverwalter Stephan Jansing. Die Zeit der anonymen Urnenbeisetzungen sei allerdings vorbei, sagt Petersen. „Die meisten Angehörigen wollen doch wissen, wo der oder die Verstorbene liegt und dort innehalten oder mit Blumen und Kerzen der Toten gedenken“, sagt der Friedhofsverwalter.

Er und seine Kollegen reagierten, richteten Urnenfelder mit eingelassenen Grabplatten ein. Die sind pflegeleicht die Gärtner fahren mit dem Rasenmäher über die Flächen hinweg. Da stören allerdings Vasen, Gestecke oder Kerzen, die laut Pflegevertrag auch eigentlich nichts auf den Gräbern zu suchen haben. Mit den neuen Gemeinschaftsanlagen bieten die Friedhöfe nun einen Kompromiss: „Auf einer Fläche von beispielsweise vier mal vier Metern werden rund 50 Urnen beigesetzt, dazu schaffen wir einen Platz, wo die Angehörigen individuellen Grabschmuck ablegen können“, sagt Petersen. In Garstedt gibt es schon eine solche Urnenanlage. Sie wird durch zwei große Findlinge eingefasst, auf dem einen steht ein biblischer Spruch, den anderen zieren kleine Plaketten mit den Namen der Toten.

In Norderstedt soll es zwar keinen Ruheforst geben, Baumgräber sollen aber auf den Friedhöfen eingerichtet werden. Auch hier ist Garstedt Vorreiter. Auf einem Rasenstück haben die Gärtner vier runde Flächen angelegt, in die Mitte eine Magnolie gepflanzt und die Erde mit Bodendeckern bepflanzt. „Jeder kann sich hier ein Dreieck kaufen, mit einem kleinen Grabstein belegen und mit Blumen schmücken“, sagt Verwalter Jansing. Als drittes neues Element auf den Friedhöfen denkt Petersen an Urnenstelen, steinerne Wände oder einzelne dekorative Bauteile, in denen die Urnen neben- und übereinander aufbewahrt werden.