Planungen zwischen Wittenborn und der A7 gehen erst einmal weiter. Tunnel durch Bad Segeberg wieder aktuell

Nach dem Gerichtsurteil ist vor der seiner schriftlichen Begründung. Dies gilt auch für die Autobahn 20. Denn Anfang November hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zwar die bisherigen Planungen des Landes für die Strecke zwischen Weede und Wittenborn gestoppt und damit den Planern neue Auflagen für die Umfahrung von Bad Segeberg in Aussicht gestellt. Wie die aber aussehen, weiß aber keiner der Betroffenen – bis die Richter das Urteil veröffentlichen. Dies ist Anfang des kommenden Jahres zu erwarten. Bis dahin stochern alle im Nebel, fasst Harald Haase, Sprecher des Landesverkehrsministeriums, zusammen. Denn es ist sogar unklar inwieweit die bisher geplante Trasse direkt an der Kreisstadt vorbei noch in Frage kommt. Das Gericht hatte bei der mündlichen Urteilsbegründung zum einen moniert, dass der Schutz der Fledermäuse nicht gewährleistet ist und zum anderen, dass die möglichen Alternativen zu wenig geprüft wurden. Alternativen wären ein Tunnel durch Bad Segeberg oder eine weiter südliche Route.

Trotz des unklaren Zustands geht die Planung für das Stück der Autobahn 20 weiter, das von Wittenborn bis zur Autobahn 7 südlich von Bad Bramstedt führen soll. „Die Planfeststellung führen wir zuende, natürlich im Licht des Leipziger Urteils“, sagt Haase. Denn auch hier, direkt am Segeberger Forst, spielen die Fledermäuse eine Rolle. Auf der anderen Seite ist durch das Urteil und eine mögliche neue Trasse unklar, ob die beiden Abschnitte überhaupt an der bisher geplanten Stelle zusammentreffen. „Wir werden nicht zur A7 bauen und dann feststellen, die Anschlüsse passen nicht zusammen“, sagt Haase. Das bedeutet also auch für diesen Abschnitt erst einmal warten. Landesverkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) hatte vor diesem Hintergrund erst kürzlich angekündigt, dass der Lückenschluss der A20 hin zur A7 nicht bis zum Ende der aktuellen Wahlperiode des Landtags geleistet werden kann.

Auch für Bad Segeberg bedeutet die neue Situation zunächst einmal weiter warten. „Ich habe volles Vertrauen zur Landesregierung“, sagt Bürgermeister Dieter Schönfeld (SPD). Auch dass Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) erneut eine Tunnellösung für die A20 durch die Stadt prüfen will, verstehe er. „Ich hoffe und wünsche aber sehr, dass es dazu nicht kommt“, sagt Schönfeld. Der Tunnel wäre der K.o.-Schlag für die wirtschaftliche und städteplanerische Entwicklung der Stadt. „Wir haben gute Gründe, die wir wenn nötig darlegen werden.“

Der Fledermaus-Referent des Nabu Landesverbandes Schleswig-Holstein, Stefan Lüders, hält gleichwohl die Tunnellösung weiterhin für möglich und freut sich über das Leipziger Urteil. In seinen Augen haben zunächst einmal die Fledermäuse gewonnen. Jetzt müssten die Gutachter in der Region noch einmal genau kontrollieren, wo sie leben und auf welchen Routen sie zum wichtigsten Winterquartier Nordeuropas fliegen, der Segeberger Kalkberghöhle. „Für uns ist es wichtig, dass das von einer unabhängigen Stellen untersucht wird“, sagt er. Außerdem hofft er generell, dass für künftige Planungen eine Bestandsaufnahme der tatsächlich vorkommenden Arten vorgenommen wird und keine Potenzialanalyse – wie sie das Gericht für die Segeberger Fledermäuse verworfen hat. Auch für den geplanten weiteren Verlauf der Autobahn hat es nach seinen Worten nur eine solche Potenzialanalyse für die Fledermäuse – aber auch für andere Tiere – gegeben.

Lüders wünscht sich, dass alle Varianten geprüft werden und bei der Kostenrechnung auch auf Faktoren wie ein möglicher Deckel auf der Autobahnbrücke über dem Travetal Rücksicht genommen wird. Denn das geplante Autobahnkreuz mit der A21 in diesem durch europäisches Recht geschützten Naturraum bedeute eine erhebliche Stickstoffbelastung der Umwelt. Eigentlich wäre laut Lüders deswegen ein teurer Deckel über der Autobahn nötig, der in der Planung jedoch aus Kostengründen fehle. „Das wäre dann teurer als die machbare Variante durch die Stadt Bad Segeberg“, sagt Lüders.

Diese These stützt Verkehrsplaner Wulf Hahn von der Firma Region Consult aus Marburg. Er hat ein Gutachten erstellt, das von Möbel-Kraft und der Gemeinde Klein Gladebrügge finanziert wurde. Darin wurde der Tunnel durch Bad Segeberg eingehend untersucht und als machbar eingestuft. Die bisher geplante Trasse durch das Travetal für Bad Segeberg bringe zwar 40 Prozent weniger Verkehr – das bedeute aber, dass immer noch 20.000 bis 25.000 Fahrzeuge täglich durch die Stadt fahren. Durch den Tunnel würden Abgase und Lärm verringert und die Stadt durch eine geschickte Planung gewinnen, schätzt Hahn. Aber auch er muss wie alle anderen Beteiligten nun warten, was das Gericht den Planern an Aufgaben stellt.