Die AG Radverkehr der Stadt will die Verkehrserziehung ins Norderstedter Lokalfernsehen bringen

Norderstedt. Trotz der Querelen um die angebliche Raduntauglichkeit des neuen Verkehrsknotens am Ochsenzoll: Der Radverkehr kommt in Norderstedt immer besser in Fahrt. Das Radverkehrskonzept der Stadt umfasst 103 Maßnahmen rund um den Ausbau und Förderung des Radwegenetzes in der Stadt. Seit 2003 wurden 59 davon umgesetzt. Dazu wurden etliche hindernde Umlaufsperren in der Stadt abgebaut, der Winterdienst auf Radwegen wurde eingeführt, eine Fahrradkarte der Stadt veröffentlicht, Themenrundwege konzipiert und zusätzliche Leihrad-Stationen eröffnet.

Jedoch – was bringt die ganze radfreundliche Offensive der Stadt, wenn sich nicht auch einiges im Bewusstsein der Stadtbevölkerung ändert? Diese Frage stellt sich die CDU-Fraktion in der Norderstedter Stadtvertretung. „Eine Zunahme des Radverkehrs wird von vielen Verkehrsteilnehmern – nicht ohne Grund – argwöhnisch betrachtet“, heißt es in einer Anfrage des CDU-Stadtvertreters Joachim Brunkhorst im Umweltausschuss. „Die Gründe liegen erstens in fehlender Regelkenntnis und verkehrswidrigem Verhalten der Radler, zweitens in fehlender Regelkenntnis und Akzeptanz seitens der motorisierten Verkehrsteilnehmer, drittens in Unachtsamkeit und mangelnder Toleranz seitens der Fußgänger.“ Sprich: Jeder gegen jeden, der Alltag im Norderstedter Straßenverkehr.

Wie dem abzuhelfen wäre, darauf hat die CDU auch eine Antwort:„Natürlich durch Aufklärung und Erziehung der betreffenden Teilnehmergruppen.“ Die mittlerweile aufgelöste Arbeitsgruppe „Fit fürs Rad“, Teil des Norderstedter Projektes „ZukunftsWerkStadt“, hat schon darauf herumgedacht, wie Verkehrserziehung für die breite Norderstedter Masse funktionieren könnte. Das Medium Fernsehen soll dabei helfen. Eine Reihe von Fernsehspots soll gedreht werden, in denen „kritische Verkehrssituationen und deren Meisterung“ durchgespielt werden. Wer noch die über Jahrzehnte im deutschen Fernsehen laufende Serie „Der 7. Sinn“ erinnert, wird wissen, was gemeint ist.

Gemeinsam mit Kai Hädicke-Schories, dem Verkehrsexperten von der Norderstedter Polizei, wurden von der Arbeitsgruppe Radverkehr der Stadtverwaltung sieben Spots erdacht. „Dargestellt werden Situationen wie etwa die des toten Winkels“, sagt Joachim Brunkhorst. Ein Lastwagenfahrer sieht einen Radfahrer nicht. Und der Radfahrer achtet nicht darauf, dass dem so ist. „Es soll keine Regelkunde betrieben werden. Die Zuseher sollen gezeigt bekommen, wie sie sich in den Situationen am sichersten verhalten.“ Hädicke-Schories soll die Spots moderieren, mit freiwilligen Komparsen aus Norderstedt sollen sie an neuralgischen Stellen im Stadtgebiet gedreht werden. Brunkhorst: „Das soll chic gemacht sein, mit Musik und Logo.“

Doch obwohl die Pläne für die Spots eigentlich schon seit Anfang des Jahres fertig in den Schubladen liegen, ist bislang noch nichts geschehen. Die AG Radverkehr hätte die Spots gerne mit dem lokalen Sender „NOA 4“ abgedreht. Der Sender wurde sogar schon um einen Kostenvoranschlag gebeten. Laut Brunkhorst lag ein „Angebot zu einem Vorzugspreis“ von 7500 Euro vor.

Doch bei diesen Planungen wurde übersehen, dass bei der Investition von Steuermitteln in derartiger Höhe eine ordentliche Ausschreibung des Auftrages zwingend erforderlich ist. Schließlich sollen auch andere Produzenten von TV-Spots ihre Chance auf den städtischen Auftrag erhalten.

„NOA 4“ wäre für die Ausstrahlung der Spots die einzige Alternative. Joachim Brunkhorst: „Der Vorteil dort ist, dass wir die Spots über den Tag verteilt wiederholen könnten.“ Da es erklärtes Ziel des Radverkehrskonzeptes sei, die Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Rad in der Stadt zu intensivieren, müsse auch über weitere Aktionen nachgedacht werden, die die Spots flankieren könnten. Brunkhorst spricht von Fotowettbewerben und Aktionen mit dem Norderstedter Einzelhandel.

Momentan herrscht aber noch Unklarheit über den Stand der Dinge bei der Umsetzung der Spots. „Wir wollten eigentlich schon im Sommer damit fertig sein“, sagt Brunkhorst. Er hofft, bis zur nächsten Sitzung des Umweltausschusses am 18. Dezember Klarheit zu haben – und darauf, dass das Projekt nicht sang- und klanglos einschläft.