Das Künstlerpaar Thorsten Fixemer und Anuscha Thomas hat viele Pläne für künstlerisch-soziale Projekte

Tangstedt/Henstedt-Ulzburg. Bis Montag hat Thorsten Fixemer Zeit, das Haus, in dem er seit 1999 gewohnt hat, abzureißen und zu entsorgen. Das Holzhäuschen steht am Kringelweg in Tangstedt auf dem Gelände eines Bauernhofs. Es wurde 1945 vom Landwirt für die Flüchtlingsfamilie Gerilles als Behelfsheim gebaut. Als die Frau im Alter von 103 Jahren starb, erwarb Thorsten Fixemer es als sein Eigentum. Da es aber auf einer landwirtschaftlichen Nutzfläche steht, sieht die Bauaufsicht der Stormarner Kreisverwaltung keine Grundlage, Thorsten Fixemer eine nachträgliche Baugenehmigung zu erteilen.

„Ich hänge an dem Haus, denn hier sind meine Kinder groß geworden, hier lebe ich mit meiner Partnerin Anuschka Thomas, hier entstehen unsere Programme für den „Mobile Blues Club“, die wir in einem Bühnenwagen im Hamburger Schanzenviertel veranstalten“, sagt Thorsten Fixemer traurig. Für seine Programmgestaltung wurde der „Mobile Blues Club“ jetzt sogar in der Rubrik „hochwertigste, vielfältigste Programmgestaltung“ für den Hamburger Hans 2013 nominiert.

Inzwischen hat Fixemer den größten Teil des Grundstücks am Haus geräumt. Die Bühnenwagen, Versorgungsfahrzeuge, Tourbusse und Wohnmobile stehen jetzt auf einem Gelände im Industriegebiet an der Edisonstraße in Henstedt-Ulzburg. Das Gelände ist größer, doch Fixemer und seine Partnerin Anuschka Thomas haben keine Wohnung, kein Zuhause mehr, wenn sie das Haus abbrechen müssen.

„Im Januar 2011 erhielten wir den Hinweis, dass in dem Holzhaus am Kringelweg jemand unter Verhältnissen wohnt, unter denen man heute nicht mehr wohnt“, sagt Jens Bebensee. Der Fachdienstleiter der Bauaufsicht des Kreises Stormarn habe aber erst ein Jahr später eine Baubeseitigung erlassen und Thorsten Fixemer eine Frist bis September 2013 gesetzt. Diese habe er nochmals bis 30. November verlängert.

„Wir haben eine so lange Frist gewährt, weil Thorsten Fixemer Rechtsmittelverzicht erklärt hat“, sagt Bebensee. Daraus habe er entnommen, dass Fixemer „einsichtig“ sei. „Wir haben das rechtliche Schicksal der Anlage intensiv geprüft. Es gibt keine Unterlagen für eine Baugenehmigung“, sagt Bebensee. Spätestens mit Ende der Wohnraum-Knappheit Ende der 60er-Jahre sei der Bestandsschutz entfallen und für eine nachträgliche Legalisierung gäbe es keine rechtliche Grundlage. Natürlich lasse die Behörde am Montag, 3. Dezember, nicht die Bagger anrollen, wird aber ein finanzielles Zwangsmittel gegen Fixemer einsetzen. Mittlerweile hat Fixemer auch Stormarns Landrat Klaus Plöger um Hilfe beim Erhalt des Häuschens gebeten.

„Wir können nur in unserem Tourbus wohnen, der auf dem Gelände an der Edisonstraße steht“, sagen Fixemer und Thomas. Auf dem Gelände aber stehen zwei Häuser aus Stein gebaut. Leer. Ein Haus würde das Paar gern beziehen. Thorsten Fixemer ist gelernter Schlosser und würde die Häuser auch instand halten. „Doch das ist eine Gewerbefläche, und Herr Fixemer hat mit der Gemeinde einen ordentlichen Vertrag als Gewerbetreibender und nicht als Wohnraummieter“, sagt Manja Biel von der Gemeinde.

Thorsten Fixemer ist auch Musiker und spielt Kontrabass, Anuschka Thomas ist Schauspielerin und Tänzerin, ihr Großvater Albert Christoph Reck ist anerkannter Maler. Das Künstlerpaar leitet nicht nur den „Mobile Blues Club“ und gibt dort am Sonnabend, 30. November, von 21 Uhr an das Musik-Tanz-Stück „Träume oder wache ich“, sondern tourt mit dem Bühnenwagen über Land und gibt Mitmach-Theater für Kindergärten und Schulklassen. „Wir möchten auf dem Gelände des Häuschens am Kringelweg einen Gemüsegarten anlegen und mit Kindern dort säen, pflanzen und ernten, damit sie lernen, dass die Möhre nicht aus der Dose, sondern aus der Erde kommt“, sagt das Duo. Beide haben eigene Kinder.

In Henstedt-Ulzburg planen sie Auftritte in der Galerie Sarafand. Dort auch bauen sie mit anderen Künstlerinnen und Künstlern einen Verein auf, der die Kulturszene in Henstedt-Ulzburg beleben und beispielsweise ein Albert-Christoph-Reck-Museum, ein Kulturbüro und kulturelle Jugendarbeit aufbauen will. Auch am Arbeitskreis Kultur im Rathaus sind Fixemer und Thomas beteiligt. Thorsten Fixemer rockt zudem in mehreren Bands. Das „Mobile Blues Club“-Programm gibt es unter www.mobile-blues-club.de im Internet.