Jorge Wolf vom Technischen Hilfswerk Norderstedt kommt im Krisengebiet auf den Philippinen zum Einsatz

Norderstedt. Einfach alles stehen und liegen lassen, um zu helfen. Für Jorge Wolf, 25, aus Norderstedt ist das selbstverständlich. Am Donnerstag bricht der ehrenamtliche Aktive des Technischen Hilfswerkes Norderstedt auf, in eine Region, in der die Menschen die Hölle erlebt haben: In die Stadt Santa Fe auf der philippinischen Insel Bantayan. „Es ist mein erster Auslandseinsatz. Und ich bin froh, das es jetzt endlich losgeht“, sagt der 25-Jährige.

Jorge Wolf hat sich über Jahre in etlichen Fortbildungen auf diesen maximal sechs Wochen langen Einsatz vorbereitet, inklusive Impfprogramm. Theoretisch weiß er alles, was nötig ist, um auf den Philippinen zu bestehen. Praktisch bringt er seine Erfahrungen aus seinem ersten Beruf als Tischler und seine Fähigkeiten aus seinem aktuellen Beruf als Rettungssanitäter beim Norderstedter KBA mit. Doch was ihn wirklich im Einsatzgebiet erwarten wird, dass kann er nur ahnen. „Ich kenne auch nur die Bilder aus dem Fernsehen“, sagt Wolf „Wie ich mit dem Leid, den vielen Toten, mit denen man eventuell konfrontiert wird, umgehen werde, das muss ich sehen. Aber als Rettungssanitäter habe ich schon viel Schlimmes gesehen und erlebt. Ich glaube, das ist ein Vorteil, um damit umgehen zu können.“ In Wolfs Einsatzort Santa Fe auf Bantayan entfaltete der Taifun Haiyan seine unvorstellbare Zerstörungskraft. Nur wenige Gebäude konnten trotzen, zahllose Menschen fanden den Tod, die Infrastruktur brach völlig zusammen. In Santa Fe wohnen etwa 30.000 Menschen. Hier hat das THW seine Trinkwasseraufbereitungsanlage stationiert. Unermüdlich haben die Helfer im Chaos angepackt, seit Mittwoch letzter Woche sprudelt frisches Trinkwasser für die Menschen von Santa Fe aus den THW-Rohren. 40 Liter gibt es pro Familie und Tag, 6000 Liter aufbereitetes Wasser liefert die Anlage pro Stunde. Die Menschen können trinken, sich mit dem Wasser waschen und sie können damit kochen. „Es ist schön wieder fröhliche Gesichter hier zu sehen“, sagt der Einsatzleiter des THW in Santa Fe, Sven Guericke.

Kreativität ist vor Ort gefragt, um aus dem Nichts Strukturen zu schaffen

Jorge Wolf wird bald einer aus Guerickes Team sein, einer von 24 THW-Helfern, die den Menschen in Santa Fe wieder ein Stück Normalität sichern. Seinen Kollegen vom Norderstedter THW, Axel Lausch, der schon seit Wochen im Einsatz ist, wird er im Team ersetzen. Lausch kehrt am 12. Dezember zurück. „Ich werde beim Aufbau weiterer Wasser-Abgabe-Stationen eingesetzt. Das wird eine kreative Herausforderung, denn wir müssen mit dem arbeiten, was wir vor Ort finden“, sagt Wolf. Sein Norderstedter Zugführer, Eddy Dieckvoß, der selbst gerade einen langen Einsatz in einem Flüchtlingscamp im jordanisch-syrischen Grenzgebiet hinter sich hat, hält Jorge Wolf für sehr geeignet für den Job. „Er ist seit elf Jahren im Norderstedter THW dabei, er ist Truppführer in unserer 1. Bergungsgruppe und hat alle Einsatzgrundlagen für das Ausland.“ Wolfs Chef, Michael Vollmer vom KBA, hat ihm noch einen 30 Kilo schweren Rettungsrucksack mit dem Nötigsten für die Erstversorgung von Verletzten mit auf die Reise gegeben. „Für uns als Arbeitgeber ist es nicht ganz einfach, wenn ein Mitarbeiter von jetzt auf gleich für sechs Wochen in einen Auslandseinsatz startet.“ Doch beim KBA sei man stolz auf Wolf und sein Engagement, es sei keine Frage, dass man ihn dabei unterstütze.

Mit sanfter Musik im Chaos ein wenig Ablenkung finden

In Frankfurt wird die Maschine starten, die Jorge Wolf ins Einsatzgebiet bringen wird. „Für die Kollegen vor Ort wurde eine lange Einkaufsliste abgearbeitet, Dinge, die sie dort unten vermissen. Das ist manchmal echt niedlich“, sagt Zugführer Dieckvoß. Gefragt seien Nutella oder Honig. 40 Kilogramm Gepäck darf Jorge Wolf mitnehmen. „Auf jeden Fall werde ich Sonnencreme einstecken. Es ist sehr heiß dort. Und mein MP3-Player muss mit“, sagt Wolf. Mit Musik will er sich in Santa Fe ablenken. „Ruhige Sachen höre ich gerne, ,Sailing’ von Rod Stewart und so was.“ Dass er wahrscheinlich auch die Feiertage komplett im Krisengebiet verbringen wird, macht ihm nichts. Seine Eltern kann er ständig über Telefon erreichen. Und ansonsten warten weder Frau noch Kinder auf ihn. Jorge Wolf: „Ich bin zurzeit Single.“