Wer den Fußweg auf dem Kulturwerk-Parkplatz übersieht, wird zur Kasse gebeten

Norderstedt. Für ein paar Sekunden scheint es, als wolle Claudia Prescher ihr Vergehen bewusst wiederholen. Aus Prinzip. Dann setzt die 47 Jahre alte Norderstedterin aber doch zurück mit ihrem Peugeot, kommt vorschriftsgemäß zwischen den grauen Markierungen auf dem Parkplatz vor dem Kulturwerk am See zum Stehen. Als sie aussteigt, lacht sie. „Jetzt erkennt man natürlich, was gemeint war.“ Claudia Prescher ist nicht zum ersten Mal vor Ort. Sie parkte schon einmal ihr Auto dort, wo es alle anderen Besucher des Kulturwerks oder des Stadtparks ebenso tun. Was allerdings folgte, ist für sie jedoch nichts anderes als eine „Knöllchen-Posse sondergleichen“.

Dabei hatte sie es gut gemeint. Claudia Prescher wollte auf Inline-Skates durch den Park fahren, diese im Sitzen auf der Kante des Kofferraums anziehen, dabei aber nicht den Verkehr stören. Also rollte sie etwas weiter in die Parkbucht hinein. Platz genug war vorhanden, zumal die benachbarten Autos ähnlich abgestellt waren.

Was sie – wohl genauso wenig wie diverse andere Besucher – nicht wusste: Damit blockierte sie einen Fußweg. Als Claudia Prescher wieder zu ihrem Auto kam, grüßte bereits der Strafzettel von der Windschutzscheibe: Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung, 20 Euro.

Sie dachte an einen schlechten Scherz. „Der Fußweg ist doch gar nicht als solcher zu erkennen. Ich habe ein Knöllchen bekommen, obwohl ich auf einem offiziellen Platz stand.“ Von wegen. Denn auch wenn sie ihren Standpunkt schriftlich an die Stadt Norderstedt schickte, so erhielt sie eine unbarmherzige Antwort. Das Parken sei nur auf entsprechend gekennzeichneten Flächen erlaubt. „Aus der aktuellen Rechtsprechung geht hervor, dass auf einem Parkplatz außerhalb der Markierungen ein Gehweg existiert, wenn dort nicht eine Straße verläuft“, heißt es weiter. Und: „Der Gehweg muss nicht durch eine gesonderte Beschilderung gekennzeichnet sein. Die deutliche Trennung durch eine Markierung reicht hier aus.“

Besagte Markierung ist der sogenannte gelbe Besucherleitstreifen. Der führt noch aus Zeiten der Landesgartenschau quer durch Norderstedt-Mitte und Harksheide, er endet am Stadtpark. Ursprünglich hatte die Stadt gedacht, die Farbe würde mit der Zeit vom Regen weggespült werden. Das Abendblatt hatte darüber vor über einem Jahr berichtet. Doch mittlerweile sind die farbigen Balken doch wieder recht praktisch. Dass sie den Fußweg nicht von außen abgrenzen, sondern in dessen Mitte verlaufen, trägt zur allgemeinen Verwirrung bei. „Das ist doch ein Schildbürgerstreich. Das müsste viel besser markiert werden“, sagt Claudia Prescher. Denn sie war keinesfalls die einzige Sünderin. Auf einem Foto, das sie von der Stadt zugeschickt bekam, ist deutlich zu sehen, dass kaum ein Fahrzeug korrekt parkt. Vielmehr scheinen sich alle am Streifen in der Mitte orientiert zu haben.

Als Rajas Thiele von dem Vorgang hört, ist er überrascht. Der Geschäftsführer der Mehrzwecksäle GmbH und damit auch des Kulturwerks ist fast täglich vor Ort. „Ich habe hier aber noch nie Politessen gesehen“, sagt er. Dabei gebe es durchaus Anlass für Kontrollen. „Es ist eher ein Riesenärgernis, dass die Leute hier auf dem Boulevard vor dem Kulturwerk-Eingang parken. Das ist manchmal so dicht, dass wir die Türen nicht einmal richtig aufbekommen.“ Thiele hat übrigens beobachtet, dass der ominöse gelbe Streifen in diesen Fällen die Gäste zum Parken animiert.

Kai Jörg Evers, Geschäftsführer der Stadtpark GmbH, begrüßt hingegen, dass auch gegen Autofahrer wie Claudia Prescher durchgegriffen wird. „Das ist nicht überflüssig. Der Gehweg macht schon Sinn. Die Parkplätze sind ausreichend groß. Es ist gut, dass Knöllchen geschrieben werden, wenn ich sehe, wie hier teilweise wild geparkt wird.“ Claudia Prescher wird er damit nicht besänftigen können. Sie warnt: „So verdirbt einem die Stadt Norderstedt jegliche Lust, den wunderschönen Stadtpark zu besuchen.“