Eine Glosse von Manfred Scholz

Hallo, Leute, wir leben in närrischen Tagen! Damit meine ich nicht die globale Gesamtlage oder die nationalen Befindlichkeiten, sondern die fünfte Jahreszeit der Jecken. Es geht um Karneval bei uns im Norden, also etwas, was so wenig zusammenpasst wie der HSV und die Champions League. Vor Kurzem sind die Rheinländer und die restlichen Landsleute tief im Süden in ihre so genannte Session gestartet. Kölle Alaaf!

Und im Land zwischen den Meeren? Da versuchen die ruhigen Dithmarscher allen Ernstes, Marne als norddeutsche Karnevalshochburg zu verkaufen. Die entfesselten Nordlichter aus Europas größtem Kohlanbaugebiet stürmten das Rathaus und übernahmen bis Aschermittwoch die Amtsgeschäfte – symbolisch, versteht sich. Ja geht’s noch? Bei den Hanseaten in Hamburg und Bremen sind Bemühungen, Karneval zu etablieren, schnell wieder begraben worden. Haben Sie schon mal eine Prunksitzung mit Dreigestirn, Narhallamarsch und humoristischem Programm in Büsum mitgemacht? Eine ruhige und sehr dezente Veranstaltung! Darauf ein dreifaches „Büsum Ahoi“!

Der Norden und der Karneval: Das war nichts und das wird auch niemals etwas werden! Im Norddeutschen Karnevalsverband sind 4000 Mitglieder in 30 Vereinen zusammengefasst – immerhin. Die Vereinigung der unverdrossenen Grünkohl-Jecken existiert seit 1954. Seit ihrem Gründungsjahr möchte das aufrechte Häuflein der Nord-Narren Mitglied beim Bund Deutscher Karneval werden. Die mächtige Dachorganisation des organisierten Frohsinns hat dieses Ansinnen bislang jedes Mal abgelehnt. Die Experten von Rhein und Main wissen, warum.