Heimatkundliches Jahrbuch beschäftigt sich mit interessanten Geschichten aus der Vergangenheit des Kreises

Kreis Segeberg. Eine Nachricht von Henstedt-Ulzburg nach Kiel kann heute so gut wie jeder per Mail oder Handy versenden. Das dauert nur Sekunden. Vor 250 Jahren war das wesentlich schwieriger. Allerdings brach in Ulzburg relativ früh das Postzeitalter an, denn hier entstand bereits im Jahr 1764 ein Extrapostamt der dänischen Post. Auch in Bramstedt wurde 1764 ein solches Amt eingerichtet, in Bad Segeberg entstand 1772 eine Poststation. Dies berichtet Wilhelm Sager in seinem umfangreichen Artikel zu den Anfängen der Postgeschichte in der Region Segeberg vom 17. bis ins 19. Jahrhundert, der jetzt im Heimatkundlichen Jahrbuch für den Kreis Segeberg 2013 erschienen ist. Das Jahrbuch wird wie in jedem Jahr vom Heimatverein des Kreises herausgegeben.

Sager erklärt dabei auch, dass die Post zu früheren Zeiten mit der heutigen wenig zu tun hat. So gab es auf den Dörfern nur Briefsammelstellen und ausgetragen wurde die Post zunächst nicht. Die Empfänger wurden per Aushang über eingegangene Postsendungen informiert und mussten sie abholen. Das änderte sich erst zum 1. Januar 1845. Nun wurden die Briefe ausgetragen, was aber eine Zustellgebühr kostete. Auf dem Land trugen Landbriefträger die Post zu Briefablagestellen, die meist in Gasthöfen eingerichtet waren. Noch heute ist dies über die Namen von Hotels und Gasthöfen „Zur Post“ oder ähnlich gut nachvollziehbar. Eine besondere Rolle hatte in diesem Zusammenhang im frühen 19. Jahrhundert der Heidkrug im heutigen Kayhude. Damals zum Gut Borstel gehörig war die Gaststätte gleichzeitig eine Poststelle, die an mehreren Postrouten lag.

Im frühen 19. Jahrhundert führten mehrere dieser Postrouten durch den Kreis, beispielsweise die Linie Lübeck–Itzehoe, wo in Fuhlenrüe (heute Gemeinde Hasenmoor) Anschluss an die Linie Altona–Kiel bestand. Die Linien wurden zunächst meist wöchentlich angefahren, auf Briefe mussten die Empfänger also einige Zeit warten. Neben Briefen beförderte die Post zumindest bis ins Zeitalter der Eisenbahn auch Personen, ab dem Ende des 18. Jahrhunderts hatte sie gar ein Monopol in diesem Geschäftsfeld. Wer beispielsweise von Lübeck nach Bad Segeberg mit 60 Pfund Gepäck reisen wollte, musste dafür 32 sogenannte lübsche Schillinge zahlen, bis Bramstedt kostete es weitere 32 Schillinge und von dort bis Itzehoe wiederum 32 Schillinge. Briefe von Lübeck nach Bad Segeberg kosteten hingegen „nur“ ein lübschen Schilling – zum Vergleich: 20 Eier kosteten zu dieser Zeit in Schleswig-Holstein etwa sechs Schillinge, ein Pfund Butter knapp sieben Schillinge. Da die Löhne niedrig waren, konnten sich nur die wenigsten eine Fahrt mit der Postkutsche leisten.

Neben dem Aufsatz über die Post in Schleswig-Holstein und der Region enthält das neue Jahrbuch weitere Texte zu Geschichte und Gegenwart des Kreises. So gibt es Berichte über archäologische Funde in Wittenborn und bei Kükels am Mözener See, wo Reste einer mittlelalterlichen Burg entdeckt wurden. Weiterhin geht es um die Kalkberghöhle und das Freilichttheater am Kalkberg. Es war ursprünglich von den Nationalsozialisten als sogenannte Nordmarkfeierstätte geplant und wurde in den 1930er Jahren von Arbeitern aus dem Arbeitslager Schafhaus (heute Gemeinde Bark) errichtet. Zur Einweihung 1937 kam Joseph Goebbels. Schließlich liefert das Jahrbuch aktuelle Artikel über die Sanierung des Sülfelder Kirchturms oder die Neuegelung des Abfallwesens im Kreis Segeberg. Das Jahrbuch umfasst gut 200 farbige Seiten und ist im Buchhandel für 16 Euro erhältlich, Mitglieder des Heimatvereins bekommen es kostenlos zugeschickt.