In Norderstedt gibt es wieder Sirenen. Nein, nicht diese Sorte, die schon den ollen Odysseus fast vom Kahn gesungen hat. Die andere Sorte. Die Katastrophenheulbojen.

Die Dachpfannenrandalierer, deren Erhalt und Wartung man ab Ende der 90er vielerorts vernachlässigte, weil der Russe nicht mehr vor Lauenburg stand.

In Norderstedt gibt es jetzt wieder ein Warnsystem mit 15 Sirenen. Nicht wegen der Russen. Die fahren heutzutage lieber an die Côte d’Azur – wahrscheinlich ist ihnen Lauenburg zu oft überflutet. Nein, man hat erkannt: „Das flächendeckende Wecken des Bürgers“, erklärt Joachim Seyferth, Leiter des hiesigen Amtes für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz, „geht nur über die Sirenen“. Da der Durchschnittsbürger – ich, zum Beispiel – jeden Morgen mehrere Wecker, drei Minuten Kaltwasserdusche sowie fünf Espresso (Plural: Espressi? Egal, runter damit!) benötigt, um auch nur partiell wach zu werden, ist davon auszugehen, dass die flächendeckende Erweckungsaktion im Ernstfall eine ziemlich laute Veranstaltung wird. Am Mittwoch, 29.Januar, 10 Uhr, wird das System erstmals getestet. Von Zahnarztbesuchen zu diesem Zeitpunkt ist unbedingt abzuraten, der schrille Alarmton könnte zu unkontrollierten Zuckungen im Bohrhändchen führen. Alternativ böte der Probealarm eine feine Chance für Taktikfüchse: Um 9.59 Uhr die ungeliebte Schwiegermama anrufen, eine Minute später Hörer hinlegen und Zeitung lesen. Ist der Alarm vorbei, kurz noch mal mit dem Hinweis ans Telefon gehen: Sie müssten jetzt in den Bunker – und Tschüss.

Würde man das Alarmsystem auch bei Polit-Katastrophen betätigen, litten wir alle unter permanenten Sirenen-Tinnitus. Mindestens einen dreifachen Lärm-Salut wäre schon mal die Enthüllung wert, man habe für die Elbphilharmonie Toilettenbürsten zum Stückpreis von 291,97 Euro bestellt. Nachdem dies an die Öffentlichkeit kam, stornierten die Verantwortlichen die Order und disponierten auf Ramschbürsten für knapp 30 Euro das Stück um.

Eigentlich schade. Auf Opern und Fidel-Mucke steh’ ich nicht so. Aber für eine 300-Tacken-Klobürste hätte ich glatt Eintritt gezahlt.