Anna Renk hat in Indien einen Film über die Helpers of Mary gedreht. Das Hilfs-Projekt ist jedoch auf Spenden angewiesen und beschützt Kinder vor Ausbeutung, Gewalt, Krankheiten.

Kaltenkirchen . „Als ich hierher kam, ging es mit sehr schlecht“, sagt Trupti. „Ich dachte, meine Mutter liebt mich nicht, weil sie mich wegschickt.“ Als kleines Kind kam sie zu den Helpers of Mary. Heute ist Trupti aus Indien 14 Jahre alt, wohnt ihr halbes Leben mit 130 Mädchen bei den Schwestern des Ordens und hat verstanden, dass sie nur dort eine Chance auf Bildung und eine Zukunft hat. Mädchen haben es schwer im männerdominierten Indien, wo lieber aufs Feld als in die Schule geschickt werden. Bei den Helpers of Mary dürfen sie lernen, dort werden sie beschützt – vor Ausbeutung, Gewalt, Krankheiten.

Zwei Wochen lang hat die TV-Redakteurin Anna Renk bei den Schwestern und den Mädchen in der Metropole Mumbai gelebt. Die gebürtige Kaltenkirchenerin und ihr Team sind morgens mit den Kindern aufgestanden, haben sie mit der Kamera beim Zähneputzen und den Unterricht begleitet und mit ihnen gegessen. „Indiens Zukunft liegt in Frauenhänden“ heißt der 30-minütige Film, der dort entstanden ist.

Anna Renk hat eine Kinderwelt eingefangen, in der Armut und Hoffnung nur wenige Schritte voneinander entfernt sind. Sie verzichtet auf die gängigen Leidensbilder und zeigt junge Menschen, die unterstützt von den Schwestern zuversichtlich ihr Leben aufbauen, Nebenan im Dreck und Lärm des Slums, aus dem viele der Mädchen kommen, gibt es für viele Bewohner kaum ein Entrinnen aus der Armut. Manche Eltern bringen ihre Kinder zu den Schwestern, auch Trupti gehörte dazu.

Die Helpers of Mary wurden 1942 gegründet und engagieren sich inzwischen in vielen Orten Indiens. Sie führen 17 Kinderheime, 60 kleine Hilfsstationen sowie Heime für HIV-Infizierte und 11.000 Lepra-Kranke. In den ambulanten Kliniken versorgen sie pro Jahr 140.000 Patienten. Auch in Kenia und Äthiopien sind sie inzwischen aktiv, doch ohne die Unterstützung aus den Industrieländern würde das System zusammen brechen. Die 350 Helpers brauchen Spenden.

Auch in Deutschland unterstützen Spender die Schwestern. Der Hamburger Verein „Lift – Zukunft für indische Mädchen“ gehört zu den großen Unterstützern, musste jedoch erkennen, dass ohne Werbung und PR die Spendenbereitschaft stetig nachlässt. Die Idee: Ein Filmprojekt sollte die Helpers of Mary bekannt machen, und damit war Anna Renk im Spiel. Viel Geld hat sie mit dem professionell produzierten Werbefilm nicht verdient, aber die Erfahrungen in Indien haben sie so beeindruckt, dass die 30-Jährige am liebsten wieder in den nächsten Flieger nach Mumbai steigen würde. „Wir wollen zeigen, was diese Frauen in Indien bewegen“, sagt Anna Renk, die für den NDR, das ZDF und andere Auftraggeber arbeitet. Zu Beginn ihres Aufenthalts saßen die Redakteurin und ihr Team jeden Morgen bei Mutter Oberin, Sister Leela, um die Dreharbeiten für den Tag zu besprechen. Doch bald gaben die Filmemacher dieses Ritual auf. „Die Geschichten kamen auf uns zu“, sagt Anna Renk. „Wir mussten nicht viel planen.“

Dazu gehörten die Geschichte von Trupti, die Bankangestellte werden will, und die von Connie. Sie ist Mitte 40 und als Kind nach dem Tod ihrer Eltern zu den Helpers of Mary gekommen. Heute leitet sie eine Schule mit 4000 Schülerinnen und Schülern. Viele Kinder kommen im Grundschulalter zu den Schwestern, spätestens mit 18 gehen sie. Den Kontakt mit den Eltern halten fast alle Kinder.

Anna Renk ist tief in die Welt der chaotischen indischen Armenviertel und der friedlichen Oasen der Heime eingetaucht. „Es war über alle Maßen laut und herzlich“, sagt die 30-Jährige über den Besuch. Nur einmal hat sie sich unsicher gefühlt: Als sie mit ihrem Team in den Slum ging. Die Menschen leben in Verschlägen, ganze Viertel haben nur eine Toilette, die nächste Wasserstelle in Kilometer entfernt. Um sich vor Diebstählen zu schützen, haben der Kameramann und sein Assistent nur die kleine Ausrüstung für die Dreharbeiten mitgenommen. Dennoch wurde das Gedränge zuweilen bedrohlich. Mit ihrer resoluten Art half Schwester Joanita den deutschen Fernsehleuten heraus. „Sisters sind Schutzengel“, sagt Anna Renk.

Sie arbeitet bereits an einer englischsprachigen Fassung des Films. Mehrere Clips sollen demnächst auf Youtube zu sehen sein. Außerdem plant der Unterstützerverein Lift den Verkauf der DVD des Renk-Films.

Anna Renk und der Verein suchen in der Region rund um Hamburg Veranstaltungsräume in Schulen, Kinos oder bei Verbänden, wo sie den Filmen vorführen können.

Bislang sind folgende Vorführungen des Renk-Films geplant: Donnerstag, 21. November, von 19 Uhr an in der Grundbuchhalle des Hamburger Landgerichts am Sievekingplatz und Sonntag, 24. November, von 15 Uhr an im Magazin-Kino, Fiefstücken 8, in Hamburg-Winterhude.