Über der Bilanz des Stadtparkes 2013 ist der Streit um die Wiederholung einer Auto-Show auf der Seepromenade ausgebrochen

Norderstedt. Zunächst einmal zu den Grundlagen für den Streit, der in diesem Jahr die Bilanz der Stadtpark GmbH verhagelt: Der Norderstedter Stadtpark hat sich über die Grenzen der Stadt zu einem beliebten Ausflugsziel gemacht, er verzeichnete 2013 geschätzte 800.000 Besucher, davon 350.000 allein bei den 60 Veranstaltungen. „Unser Park ist einer der modernsten und erfolgreichsten Bürgerparks im Norden“, bilanziert Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote nicht ohne Stolz. Dass bei so viel Erfolg und Verbundenheit der Bürger mit ihrem Park nun eine lebhafte Diskussion über die Zukunft und die Ausrichtung des Parks geführt werde, wertet Grote als positives Signal. Kalt lässt der Park niemanden mehr in dieser Stadt.

Die Auto-Show hatte 20.000 Besucher und brachte 9000 Euro Pacht

Womit wir zurück beim Streit der Saison wären. Die Stadtpark GmbH, die den Park mit einer Summe von 1,5 Millionen Euro im Jahr bewirtschaftet und gehalten ist, sich über Pachtverträge und Eintritte möglichst selbst zu tragen, hat in diesem Jahr etwa 100.000 Euro erwirtschaftet. Aber etwa 9000 Euro davon hat sie zum ersten Mal mit einer Veranstaltung hereingeholt, die aus dem üblichen Kultur-, Sport- und Umweltbildungskonzept des Parkes herausfällt. Im September präsentierten sich die Autohändler der Stadt und Region mit ihren Neuheiten bei der Auto-Show auf der Seepromenade. 20.000 Besuchern gefiel das ganz gut, die Händler waren begeistert von der Atmosphäre, für die nächsten beiden Auto-Messen 2014 und 2015 hat die Stadtpark GmbH die Seepromenade den Veranstaltern Oliver Hauschildt und Thomas Will vertraglich zugesichert.

Doch jetzt grätschen die Fraktionen von SPD und Grünen dazwischen. Detlev Grube, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sagt: „Große Werbewirkung und gute Geschäfte mit Autos, das kann es im Stadtpark nicht sein! Wir bekennen uns ganz klar zu einer nachhaltigen Stadtparknutzung mit naturnaher Erholung für Familien und Kinder und sagen Nein zu reinem Kommerz mit einer Automesse.“ Und SPD-Fraktionschef Jürgen Lange sagt: „Eine Wiederholung der Automesse im Stadtpark darf es nicht geben. Die Begründung der Geschäftsführung, dass damit Gewinne zur Pflege des Stadtparks erzielt werden, ist überhaupt nicht nachvollziehbar. So wäre ja alles denkbar im Park, Hauptsache der Gewinn stimmt.“

Gemeinsam haben die Fraktionen im Hauptausschuss den Stopp der Automesse beantragt. Die städtischen Aufsichtsratsmitglieder sollen angewiesen werden, „dafür Sorge zu tragen, dass es keine Automesse mehr im Stadtpark gibt“.

Stadtpark-Geschäftsführer Kai Jörg Evers empfindet die Kritik an der Messe mittlerweile als absurd. Auf der einen Seite soll sich der Stadtpark selbst tragen und Geld einspielen, auf der anderen Seite will ihm die Politik die Geld bringenden Veranstaltungen verbieten. „Die Seepromenade wurde für Veranstaltungen auch dieser Art geplant. Die Auto-Show hat für keinerlei Schäden im Park gesorgt, sie wurde von den Zuschauern gut angenommen.“ Trotzdem seien die Reaktionen geradezu hysterisch gewesen. „Da wollten Kritiker gar Ölflecken auf dem Stadtparksee gesehen haben, weil die Autohändler einen schwimmenden Mini auf das Wasser gesetzt haben – dabei handelte es sich um einen aufblasbaren Auto-Dummy, der noch nie eine Ölkanne gesehen hat“, sagt Evers.

Oberbürgermeister Grote bezeichnet die Kritik an der Automesse als legitim. Sollte der Antrag von SPD und Grünen durchkommen, wäre der Aufsichtsrat gezwungen, dies 1:1 umzusetzen, sagt er. „So etwas hat es in der Geschichte der Stadt noch nicht gegeben. Das würde bedeuten, die Stadt ist vertragsbrüchig und wäre regresspflichtig gegenüber dem Veranstalter.“ Grote plädiert dafür, die Diskussion weiter gefasst zu führen. „Wir müssen uns dann auch fragen, welches Signal wir an die Auto-Branche in unserer Stadt aussenden.“

Grote warnt davor, einer ganzen Branche vor den Kopf zu stoßen

Er betont das finanzielle Engagement diverser Autohändler in Kultur und im Gesellschaftsleben in der Stadt. „Wenn wir dieser Branche den Zugang zur Präsentation im Stadtpark verwehren, könnte sie auch ihr übriges Engagement überdenken.“ Grotes Vorschlag zur Güte: „Es sollte am Ende keine Entscheidung Ja oder Nein zur Auto-Show stehen. Vielleicht könnten wir die künftigen Veranstaltungen nicht auf der Seepromenade, sondern auf dem Parkplatz machen.“ Doch Kai Jörg Evers sieht das kritisch, weil er dann das Verkehrskonzept bei der Veranstaltung gefährdet sieht.

Generell spricht Evers von einer tollen Saison im Stadtpark: „Der Park entwickelt sich genau dorthin, wo wir es uns gewünscht haben. Er ist ein Park für alle Generationen geworden, und immer mehr Jugendliche und Familien nutzen ihn.“ Allein im Umweltbildungsprogramm des Stadtparks besuchten 5000 Kinder den Stadtpark.

Die Vertragspartner im Stadtpark ziehen ebenso positiv Bilanz. Anne Rumpel von der Wasserski-Anlage ist rundum zufrieden mit dem Sommer. 110 Dauerkarten-Inhaber kämen regelmäßig zur Anlage, 230 Gruppen habe man das Jahr über begrüßt, dazu etwa 500 Kinder beim Ferienprogramm. Auch das von Rumpel betriebene „Haus am See“ sei an sonnigen Tagen mittlerweile „zu 100 Prozent“ ausgelastet und soll nun durch einen Mittagstisch noch attraktiver gemacht werden.

Ruud Swaen, Geschäftsführer im Arriba-Strandbad, zählte 40.000 Besucher zwischen Mai und September. „Wir haben die Zahl der geschlossenen Veranstaltungen im Bad von zehn im letzten Jahr auf 44 in diesem Jahr gesteigert. Die Gruppen- und Firmenfeiern bei uns laufen sehr gut, es liegen schon 50 Buchungen für 2014 vor.“

Was die Veranstaltungen angehe, so verspricht Josephine Appenowitz von der Stadtpark GmbH auch für das kommende Jahr die gewohnten Programmpunkte wie das ParkFunkeln, ParkPerplex, das Drachenfestival und die großen Sportereignisse. „Der Kalender ist jetzt schon wieder gut gefüllt“, sagt Appenowitz.

Als neue Attraktion im Feldpark soll im kommenden Jahr eine „Adventure-Minigolf“-Anlage direkt neben dem Sportband entstehen. Und entlang des Beton-Loops an der nördlichen Anhöhe soll wieder eine Kompost-Toilette aufgestellt werden, die von Spaziergängern angemahnt wurde, sagt Evers.

Unter dem Strich findet sich in der Bilanz des Stadtparks in diesem Jahr eine Deckungslücke von 95.000 Euro. Sie wird von den Stadtwerken aus den Einnahmen gedeckt. 2012 waren es noch etwa 50.000 Euro. Evers: „Doch die Jahre sind nicht miteinander vergleichbar. 2013 war unser erstes vollständiges Jahr nach der Landesgartenschau.“ Ob es der Stadtpark GmbH gelingen kann, mit klugem Wirtschaften das Defizit zu senken, wird sich erst Ende 2014 wirklich sagen lassen. Und auch, ob dies mit oder ohne Auto-Show machbar war.