Der Norderstedter Johannes Zink kämpft für ein Familienrecht, das Mütter und Väter auf Augenhöhe behandelt

Norderstedt. Johannes Zink ist Vater einer Tochter. So einfach ist es. Und so schwer. Denn Zink lebt getrennt von der Mutter des Kindes. Und in Deutschland haben es Trennungsväter immer noch unendlich schwerer, sich gleichberechtigt mit der Mutter um die gemeinsamen Kinder zu kümmern, als dies in anderen Ländern der Fall ist. Dem Norderstedter Diplom-Ingenieur lässt dieser Missstand keine Ruhe. Deswegen hat er die Eltern-Initiative „Gemeinsam Erziehende Mütter und Väter“ (GEMV) in Norderstedt gegründet. Und kämpft für ein Familienrecht, das Mütter und Väter auf Augenhöhe behandelt, das den Bindungserhalt der Kinder zum Vater genauso hoch einschätzt wie den zur Mutter.

Väterinitiativen wie die von Zink kämpfen mittlerweile deutschlandweit für die generelle Einführung des Prinzips der „Doppelresidenz“ bei Trennungsfamilien. „Wir Trennungsväter wollen nicht mehr der Grüßaugust alle zwei Wochen am Wochenende sein. Eine verantwortungsvolle Erziehung unserer Kinder ist dabei nicht möglich. Wir bekommen nichts mit vom Alltag des Kindes, von der Schule und den Freunden.“

Die paritätische Doppelresidenz behandle Trennungseltern auf Augenhöhe, versuche, eine Umsorgung der Kinder von Vater und Mutter im wochenweisen Wechsel zu erreichen. „Dabei geht es nicht um die exakte Teilung der Aufgabe, nicht um das Führen von Strichlisten und die genau quantitative Aufteilung der Erziehungszeit, sondern um die Qualität beider Trennungseltern im Umgang mit den Kindern“, sagt Zink. Oberstes Ziel sei dabei immer, die Bindung der Kinder uneingeschränkt aufrechtzuerhalten.

Zink kennt aus seiner Arbeit etliche Schicksale von Vätern, denen die Kinder völlig entfremdet wurden. „Aktuell berate ich einen Norderstedter Vater, der seit zehn Jahren im Streit mit seiner Frau ist und dem gerade das zweite Kind entfremdet wird. Mit der Doppelresidenz könnten solche Konflikte verhindert werden. Dabei gewinnen alle: Die Mutter, der Vater und vor allem die Kinder.“

In einem „Norderstedter Manifest“ hat Zink die Forderungen von Trennungsvätern gebündelt. Neben der Einführung der Doppelresidenz als gesetzlich geregeltem Standard in Familienverfahren werden dort eine verstärkt auf Einigung ausgerichtete Familienberatung, der gleichberechtigte Umgang von Schulen, Kitas und Arztpraxen mit Müttern und Vätern, die juristische Verfolgung von Fällen der Eltern-Kind-Entfremdung und die Einführung von Männerberatungsstellen, analog zum existierenden Frauenberatungsstellennetz, gefordert.

Im November wird es noch zwei Informationsabende geben

Nachdem Zink im August mit der Professorin Hildgund Sünderhauf von der Hochschule Nürnberg, der Autorin des ersten deutschen Fachbuches zum Thema Doppelresidenz, schon einen prominenten Gast zu einem Informationsabend nach Norderstedt holen konnte, setzt er im November nun das Veranstaltungsprogramm fort. Am Montag, 18. November, dreht sich von 19 bis 21 Uhr im Norderstedter Rathaus alles um kindgerechte Betreuungszeiten nach der Trennung. „Wir wollen Gespräche mit Eltern führen, die sich darüber Gedanken machen, wie sie am besten ihre Kinder nach der Trennung weiter betreuen können“, sagt Zink. Es sei wichtig, dies schon vor einer Trennung zu regeln. Eingeladen sind Eltern, einzeln und paarweise, auch Großeltern seien willkommen. „Der Abbruch von Bindungen bereitet Kindern in ihrer weiteren Entwicklung größte Probleme. Hierzu gibt es neue Erkenntnisse, die für Trennungskinder neue Chancen bedeuten“, sagt Zink.

Die zweite Veranstaltung am Mittwoch, 27. November, von 19 bis 21 Uhr, dreht sich um die Praxis der Doppelresidenz und richtet sich an Sozialpädagogen, Pädagogen, Trennungsberater, Therapeuten und Anwälte, die sich über neue Wege in der Familienberatung informieren wollen. „Die Rolle beider Eltern wurde in der Vergangenheit wenig beleuchtet. In Deutschland ist es Standard, Müttern die alleinige Betreuungsrolle zuzuweisen. In der Doppelresidenz werden künftig die Kontakte zu beiden Elternteilen aufrechterhalten. Wir suchen engagierte Paarberater.“

Den interessierten Eltern und engagierten Fachkräften wird angeboten, die Gesprächskreise im kommenden Jahr fortzusetzen. Die Teilnahme an beiden Veranstaltungen ist kostenlos, zur Deckung der Kosten sind Spenden willkommen. Eine Anmeldung ist erforderlich per E-Mail an jo.zink@web.de oder unter Telefon 040/30980330.