Vibrafonist Wolfgang Schlüter feierte 80. Geburtstag mit seinem Quartett und seiner Bigband

Norderstedt. „Ich freue mich, dass ich diesen Tag mit meinem Quartett und meiner Bigband verbringen darf“, sagte Wolfgang Schlüter. Der legendäre Vibrafonist feierte am Dienstag seinen 80. Geburtstag im Kulturwerk in Norderstedt mit seinen Four Colours und der NDR-Bigband.

Ein nostalgisches Konzert hatte sich Schlüter gewünscht, ein Konzert zum Zurückschauen auf sein Leben voll Musik, und das Publikum im ausverkauften großen Saal feierte ihn dafür.

Gleichwohl musste Wolfgang Schlüter bei seinem Fest einige Weggefährten vermissen, darunter seinen langjährigen Freund Michael Naura und den verstorbenen Peter Rühmkorf. Dem widmete der Jubilar mit seinen Musikern den Blues-Titel „Der Poet“, den die NDR-Bigband unter der Leitung ihres Chefdirigenten Achim Keller symphonisch anging und dann wundervoll groovte.

„Ich danke Gott, dass ich diesen Tag erleben darf“, sagte Schlüter, nahm seine eingefärbten Schlägel, zählte mit der magischen Phrase „A One, A Two, A One, Two, Three“ ein und legte los auf dem Vibrafon. Auf einem Auge ist er blind, auf dem anderen hat er nur noch fünf Prozent Sehkraft – trotzdem spielt er mit traumwandlerischer Sicherheit, sein Spiel verzaubert wie eh und je.

Zur Feier des Tages kam auch ein Marimbafon zum Einsatz. „Das habe ich lange nicht gespielt“, meinte der Jubilar, um sogleich zu zeigen, dass er auch darauf nichts von seinem Können verloren hat. Bei den ersten Titeln begleitete ihn sein Quartett mit hoher Sensibilität. Als Pianist Boris Netsvetaev ein „Happy Birthday“ in die Melodien mogelte, grinste der Jubilar beseelt. Mit dem Solo „Just One Of Those Things“ brachte Lutz Büchner von der Bigband Schlüter mit seiner Klarinette ein besonders feines Ständchen. Viele Titel sind auf der CD „Visionen“ versammelt, die der 80-Jährige mit der NDR-Bigband einspielte, darunter „Albert“ für seinen Freund Albert Mangelsdorff und Recuerdos de Alhama, bei dem Schlüter das Wunder vollbrachte, mit gleich vier Schlägeln zu spielen.

Wolfgang Schlüter gehört weltweit zu den Großen des Jazz und ist ein Liebhaber des Swing. Wenn er auf seinem Teewagen spielt, entfaltet er eine packende Dynamik, tänzelt unmerklich sein ganzer Körper, wird der Mann zur Musik. Mit Backstage Blues klang dieses wundervolle Geburtstagskonzert für einen großen Musiker aus, und das Publikum ehrte Schlüter mit begeistertem Applaus. Der signierte anschließend seine gerade erschienene Biografie „A One, A Two, A Three“, die seine Tochter Nadja Hahn mit ihm schrieb.