650 Zuschauer sahen Giacomo Puccinis Oper „La Boheme“ in der „TriBühne“ in Norderstedt

Norderstedt. Die Schwindsucht rafft Mimi dahin. Die Freunde sind verstört und jäh heraus gerissen aus ihrem leichten Lebenssinn. Armut und Kälte in der Kammer unter dem Pariser Dach haben an Mimi gezerrt, Eifersucht und Eigensinn ihres Geliebten Rodolfo nahmen ihr die letzte Kraft. La Boheme wird von der Wirklichkeit eingeholt.

Viel ist von dieser zwischenmenschlichen Tragödie in der Inszenierung von Corinna Boskovsky in der Aufführung der Compagnia d’Opera Italiana di Milano nicht zu spüren, gleichwohl sie sich eng an die Vorgaben von Komponist Giacomo Puccini und seinen Textern Giuseppe Giacosa und Luigi Illica hielt. Jetzt führte das Salzburger Tournee-Unternehmen Schlote die Oper in der „TriBühne“ auf.

Puccinis Anweisungen entsprechend stehen Rodolfo und seine Freunde mit dem Rücken zu Mimi, sie stirbt allein. Der selbstverliebte Rodolfo ist von seinem eigenen Schmerz erschüttert. Das bringt León de la Guardia schauspielerisch nicht allzu intensiv, zu sehr muss sich der Tenor auf den sängerischen Anspruch seiner Rolle konzentrieren. Zu Beginn muss sich der Tenor noch freisingen, kann aber im dritten und vierten Akt mit wohl fundierter Stimme begeistern. Valentino Hwang als Marcello, Miro Momekov als Schaunard und Luis Jeon als Colline bilden ein ansehnliches und hörenswertes Trio, das die Leichtigkeit des Seins glaubhaft über die Rampe bringt.

Diese durchschnittliche Leistung macht die Herrenriege zur Staffage für die Frauen. Anna Rita Esposito fehlt es als Mimi zwar an Leidensfähigkeit und Leidenschaft, doch die Sopranistin kann stimmlich überzeugen und modelliert ihren Part mit Schmelz, aber wenig Hingabe. Die absolute Bühnenpräsenz erobert sich Anna Delfino als Musetta. Sie setzt die Lebefrau als selbstbewusstes Weib in Szene und kann auch sängerisch auftrumpfen.

Wie die Gesangssolisten, so muss sich auch das Orchester der Staatsoper Rousse erst einspielen, und aus dem Orchestergraben der „TriBühne“ kommt zu Beginn recht Undifferenziertes. Nach der Pause überzeugen die Musiker unter der Leitung von Luciano di Martino mit geschmeidigem Klang.

„Es ist die sechste Oper, die wir aufführen, und wir sind über den Publikums-Zuspruch sehr glücklich“, sagt Rajas Thiele, Geschäftsführer der „TriBühne“. Sahen 250 Zuschauer die erste Oper, so konnte Thieles Team für „La Boheme“ mit 650 Besuchern eine fast kostendeckende Auslastung registrieren. Im November 2014 steht Giuseppe Verdis Oper „La Traviata“ auf dem Programm.